All In
Es gibt Kommandos, die hörte ich in den beiden vergangenen Tagen ungern. Zum Beispiel „All in“! Das bedeutet die Simulation eines Notfalles, bei dem Falk und ich aus irgendeinem Grund zu gleicher Zeit gekentert waren und uns nun gegenseitig retten sollten. Schon unangenehm genug, wenn einer allein ins Wasser musste.
Es war jedes Mal eine Überwindung, absichtlich zu kentern und sich dann im Wasser mit dem Kopf nach unten aus dem Boot zu befreien. Und manchmal nahm uns Peter das auch ab und kippte uns dann ganz ohne Vorwarnung um. Er hielt uns wirklich in Trab! Also beide ab ins Wasser!
Wir waren bei Peter Nicolai in Rosenhagen nahe Lübeck, um das Seekajakfahren zu lernen, oder besser ausgedrückt, zu erfahren, was wir alles noch lernen sollten. Und das ist gleich aus zwei Gründen sehr aufschlussreich. Erstens, weil Peter sicher einer der erfahrensten Kajakfahrer ist, die es in Deutschland gibt. Wir hatten ihn anderthalb Tage ganz für uns und wollten diese Zeit so effektiv wie möglich nutzen.
Aufschlussreich ist dieses persönliche Coaching aber vor allem auch deshalb, weil es speziell mir die doch etwas schmerzliche Erkenntnis vermittelt hat, dass ich über das Seekajakfahren buchstäblich nichts weiss.
Ich dachte ja, dass ich schon gewisse Vorkenntnisse mitbringe. Schließlich kann ich auf drei ausgedehnte Kajakexpeditionen in Alaska und Spitzbergen verweisen. Doch wenn ich nun nach dem Wissen der vergangenen Tage daran denke, wie wir damals losgezogen sind, dann wird mir heute noch schlecht. Diese Unbeschwertheit von damals wird es jedenfalls nicht wieder geben. Aber das ist auch gut so.
Nun sind wir vor allem besser gegen Notfälle gewappnet. Wir lernten zwar auch, wie richtig gepaddelt wird, wie man auf der Welle surft oder sich in der Brandungswelle verhält. Doch der Schwerpunkt lag auf dem Umgang mit Problemen. Wie steuern wir das Boot, wenn das Ruder ausfällt? Was können wir machen, wenn einer von uns nicht mehr kann oder verletzt ist? Und vor allem wie kommen wir nach einer Kenterung wieder ins Boot?
Gleich mehrere Varianten haben wir durchgespielt: Einer im Wasser, dann beide und zum Schluss habe ich auch noch gelernt, was zu tun ist, wenn man sich selbst ganz ohne Beistand wieder zurück ins Boot retten muss. Das funktioniert mit Hilfe eines Schwimmkörpers, der über das Paddelblatt gestülpt wird, sogar ganz gut. Doch auch hier müssen wir vor allem üben!
Nun bin ich auch nicht mehr ganz so unruhig, wenn ich daran denke, dass ich in den kommenden Tagen rund um Rügen mutterseelenallein unterwegs sein werde. Falk kommt nicht mehr angeschwommen, wenn ich im Wasser Hilfe brauche. Dennoch ist es natürlich sehr effektiv, diese lange Tour gleich im Anschluss an diesen Kurs zu machen. Ich kann nun jeden Tag trainieren, was ich gelernt habe. Aber ich werde Falk und Peter neben mir vermissen. Soviel steht fest.
Das klingt alles super gut – ganz nach Olaf ^^
Hast dir also diese Tour „verdient“, grüß die Kreidefelsen…
MfG, Thomas
Viel Erfolg und viel Spaß bei der Rügen-Umrundung!