Die Ruhe vor dem Sturm

Falks Hand hat gehalten oder er hat die Zähne zusammengebissen. Das weiß ich nicht so genau. Was ich aber genau weiß, ist, dass der Agostini Fjord auf alle Fälle hält, was man uns von ihm versprach.

Die letzten Tage waren lang, hart und wunderschön. Wir sind von früh bis spät gepaddelt, um möglichst weit zu kommen. Und nun freuen wir uns über unsere Konsequenz, denn wie großartig es hier im Agostini Fjord ist, ahnten wir nicht einmal, als wir aus dem Basislager losgepaddelt sind. Und was das Beste ist, auch das Wetter war in den vergangenen Tagen mit uns. Das allerdings ändert sich gerade grundlegend. Doch dazu später.

Abendbrot an einem unserer Biwakplätze auf dem Weg. Gute Plätze zu finden, ist hier gar nicht so einfach. Meist geht das nur am Strand. An diesem Platz war das Wasser bei Flut nur noch einen Meter vom Zelt entfernt. Hohe Wellen wären hier unser „Untergang“ gewesen.

Das besondere am Agostini Fjord sind vor allem zwei Dinge. Einmal eine ganze Reihe von grandiosen Berggestalten, die sich an den Ufern dieses Fjordes aufreihen. Das zweite sind die vielen ungewöhnlich schönen Gletscher, die meist in wilden Buchten und steilen Abbrüchen direkt in den Fjord kalben. Und die sind der absolute Knüller hier.

In der Nähe der Gletscher musste unser treues Kajak auch mal Eisbrecherqualitäten zeigen. Und das tut es auch klaglos. Dies ist übrigens der Grund, warum ich unsere Boote namens „Kodiak“ von der Firma Prijon so sehr schätze. Damit braucht man sich wenigstens keine Sorgen zu machen, ob das Material hält.

Wir sind hier nun ganz besonders privilegiert mit unseren unzerstörbaren, wendigen Booten. Denn für uns gibt es keine Hindernisse. Wir kommen überall rein, hin und ran. Auch anlanden geht für uns fast überall. Selbst an die Abbruchkanten der Gletscher können wir heranfahren. Es gibt kaum etwas aufregenderes.

In die schönste und spektakulärste Bucht in ganz Feuerland und sicher auch darüber hinaus, kalbt der Andrés-Gletscher. Hier zu paddeln, war einer der Höhepunkte der gesamten Reise.

Inzwischen sind wir am Ende des De Agostini-Fjordes angelangt. Hier teilt er sich noch einmal in zwei kleinere Arme auf. Und just an dieser Stelle bekamen wir die Nachricht, dass ein Sturmtief im Anmarsch ist. Windgeschwindigkeiten bis zu 100 km/h sollen erreicht werden. Ralf Gantzhorn warnt uns in seinem Kommentar außerdem vor sintflutartigem Regen. Also haben wir uns nach einem halbwegs sicheren Plätzchen umgesehen und einige Stunden damit zugebracht, unsere Zelte und Boote sturmsicher zu vertäuen.

Unser Biwakplatz macht zumindest einen einigermaßen sicheren Eindruck, und wir haben unsere Boote an den Zelten. Und er ist wieder einmal sehr schön mit einem tollen Blick über den Fjord

Und nun harren wir der Dinge, die da kommen mögen. Ich glaube ja gar nicht daran, dass es so schlimm wird. Denn bis jetzt habe ich zumindest den Eindruck, dass hier dann doch nicht so übermäßig heiß gegessen wird, wie man uns von vielen Seiten immer wieder prophezeit hat. Selbst am 24. Tag unserer Tour geht es uns immer noch sehr gut.

Dieser Stein, der verhindern soll, dass mein Kajak zu einem unbekannten Flugobjekt wird, wiegt mindestens eine halbe Tonne. Jedenfalls hab ich eine Stunde gebraucht, um ihn 50 m vom Strand zum Lager zu bewegen.

Und nun ducken wir uns mal vor Wind und Regen weg, kochen einen Kaffee und vertrauen in unsere Ausrüstung…

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5 Antworten

  1. Simon sagt:

    Spannend….., tolles Abenteuer , man bekommt gleich Lust am „Abenteuer leben“ teilzunehmen. Sag bescheid Olaf, falls mal wieder ein Platz frei ist. Die Bilder zeigen ja auch Sonne, also weiterhin Glück und gutes Gelingen. Ihr seit ja sogar ohne Begleitschutz beim paddeln unterwegs !!! ?

  2. Janina Graeber sagt:

    Die Biwakplätze sind wirklich wunderschön!! Da hat man absolut seine Ruhe, außer die Natur spielt verrückt! Ich wünsche euch beiden noch ein paar tolle Tage!!

  3. Thomas Schmidt sagt:

    Sehr schöner Beitrag, da kommt wirklich Freude auf 🙂

  4. Elke sagt:

    Hallo Ihr beiden Weltenbummler,
    ich kann das alles gar nicht verarbeiten und begreifen was da von Euch beiden geleistet wird, und wir in der warmen Stube „dürfen dabei seines“, es ist alles soooo sehr schön und aufregend. Danke, Danke
    Ich werde mich jetzt meiner neuen Trainingseinheit widmen Olaf , ich suche mir jetzt einen Findling und bewege den mal hin und her, da habe ich allerdings schon Erfahrungen sammeln dürfen und das Ergebnis war dann „LWS“, also stelle ich mich heute nicht so do.. an, sollte als kleine Aufmunterung gelten.
    Ich schicke euch noch eine Mütze voll Kraft und Geduld. LG Elke

  5. Gundula Nescholta sagt:

    Ein grandioses Erlebnis und Danke, dass ihr uns durch die spannenden Berichte daran teilhaben lasst.
    Ich wünsche euch weiterhin erfüllende Tage mit eindrucksvollen Erlebnissen und ausreichend Energie- und Kraftreserven.
    Falk, ich freue mich schon auf die Schilderung eures Abenteuers.
    Viele Grüße aus Boxberg

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