Ein großes Abenteuer

Die Zivilisation hat uns unversehrt zurück. Wir sind vor wenigen Stunden wieder in Punta Arenas eingetroffen.  Die erste Dusche nach 26 Tagen tat schon sehr gut. Das erste alkoholische Getränk auch. Es geht also ans Resümee ziehen.

Aufzuzählen, was das Besondere an dieser Expedition nach Feuerland zum Monte Sarmiento und in den Agostini Fjord gewesen ist, würde richtig Arbeit machen. Aber etwas hat es buchstäblich noch nirgends gegeben, und das hat mich wirklich überrascht.

Wir waren an einem der spektakulärsten Berge der Erde und selbst in der fantastischen Umgebung des Agostini Fjordes vollkommen allein. Und das obwohl hier im Hochsommer gerade Hauptsaison sein soll. Erst ganz am Ende der Reise, kam ein Expeditionsschiff mit Touristen vorbei, die offensichtlich ihren Augen nicht trauten. Zwei Leute mit Kajaks mutterseelenallein so weit weg von allem und jedem? Ich kam mir vor, wie ein Affe im Zoo.

Der etwas niedrigere Nordwestgipfel des Sarmiento im Abendlicht von unseren Hochlager aus gesehen.

Der etwas niedrigere Nordwestgipfel des Sarmiento im Abendlicht von unseren Hochlager aus gesehen.

Buchstäblich niemand ist hier. Die Einsamkeit war vollkommen. Der Westen Feuerlands ist offensichtlich so unwirtlich, dass an Erschließung keiner denkt. Das macht diese Gegend hier zu etwas ganz besonderem. Das schlechte Wetter ist für dieses Land also ein Segen. Und für die, welche die Einsamkeit und das Abenteuer suchen dann eben auch.

Wenn ich an uns denke und überlege, was wir alles hätten besser machen können, so macht diese Aufzählung nicht so viel Arbeit. Wir waren in jeder Hinsicht perfekt ausgerüstet. Es hat uns an nichts gefehlt. Die Idee, mit Kajaks hier anzureisen, hat die ganze Sache zu noch zusätzlich spannend und interessant gemacht.

Zwischen den Gletscherkälbern herumzuschwimmen ist für mich ein absolutes Paddelhighlight. Die bizzaren Formen dieser vergänglichen Schönheiten ziehen meinen Fotoapparat magisch an.

Zwischen Gletscherkälbern herumzuschwimmen, ist für mich ein absolutes Paddelhighlight. Die bizzaren Formen dieser vergänglichen Schönheiten ziehen meinen Fotoapparat magisch an.

Wir haben ganz sicher den richtigen Berg als auch den passenden Zeitpunkt gewählt. Ich denke das, obwohl ich letzteres gar nicht so recht beurteilen kann, weil ich zum ersten Mal hier bin. Aber wir sind am Berg und vor allem auch in unseren Kajaks sehr weit gekommen.

Besonders spannend war aber die Routenwahl von Falk. Den Monte Sarmiento von dieser Seite zu versuchen, macht eine Menge Sinn. Es sieht aber nicht gleich auf den ersten Blick so aus. Dies ist wohl auch der Grund, dass wir die ersten sind, die es in dieser Wand probiert haben. Man braucht oben nur einen Tick besseres Eis und dann geht das.

Das einzige Bild von mir, das Falk von mir im Vorstieg am Sarmienton gemacht hat. Er war eben ein ganz gewissenhafter Sicherer:-(

Das einzige Bild, das Falk von mir im Vorstieg  am Monte Sarmiento gemacht hat. Er war eben ein ganz gewissenhafter Sicherer:-(

Richtig war auch, dass wir uns nicht auf irgendwelche Sachen mit der Marine eingelassen und abertausende Euro für ein Begleitboot bezahlt haben. Die Magellanstraße zu kreuzen, ist genauso wenig ein Problem wie den Magdalena Kanal oder irgendeinen der vielen anderen Fjorde, die wir nun ohne Aufpasser und ganz auf uns gestellt, gequert haben. Man braucht Geduld und Zeit, um auf Paddelwetter zu warten oder eben Glück.

Hätten wir unseren ursprünglichen Plan auf Biegen und Brechen weiter verfolgt, wären wir jetzt sehr viel ärmer. Aber vor allem wäre uns der grandiose Agostini Fjord entgangen. Dass, so weiss ich zumindest jetzt, wäre einfach unverzeihlich gewesen.

Unser Hochlager mit dem 360° Rundblick auf Magdalena Kanal und Sarmiento war sicher der schönste von den vielen großartigen Plätzen, an denen wir gezeltet haben.

Unser Hochlager mit dem 360° Rundblick auf Magdalena Kanal und Monte Sarmiento war sicher der schönste von den vielen großartigen Plätzen, an denen wir gezeltet haben.

Für mich zählt dieser Fjord mit seinen schroffen Berggestalten und den vielen kalbenden Gezeitengletschern zum eindrucksvollsten, was ich je sah. Und das gilt genauso für den Monte Sarmiento. Dieser Berg ist etwas ganz besonderes. An ihm geklettert zu sein, ist auch ein großes Privileg.

Was mir darüber hinaus für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben wird, ist die sehr harmonische Partnerschaft mit Falk. Wir beide sind uns nicht nur vom Alter her ziemlich ähnlich. Falks Konzept, dass jeder von uns vollkommen autark mit allem sein muss, war nicht nur im Hinblick auf eventuelle Unglücksfälle vernünftig.

Falk noch ganz am Anfang der Tour. Jetzt sieht er doch ein bisschen anders aus. Aber das aktuelle Bild gibt es dann vielleicht später einmal mit seiner ausdrücklichen Genehmigung.

Falk noch ganz am Anfang der Tour. Jetzt sieht er doch ein bisschen anders aus. Aber das aktuelle Bild gibt es dann vielleicht später einmal mit seiner ausdrücklichen Genehmigung.

Wenn jeder seinen Rückzugsraum, also sein eigenes Zelt und eigenes Essen hat, dann wird es von vornherein schwierig, vom anderen die Nase voll zu haben. Es gibt dann kaum noch Konfliktpotential. Und was die anderen Dinge anbetrifft, wie die Problemanalyse, das Treffen von Entscheidungen oder das Meistern von schwierigen Situationen, so waren wir beide ein perfektes Team.

Ich hatte also wiedereinmal riesengroßes Glück mit meinem Partner. Und ich hatte sowas von Recht, als ich vor über einem Jahr auf meiner Homepage schrieb, dass uns in Feuerland ein großes Abenteuer bevorstehen würde. Feuerland steht diesbezüglich ganz weit oben!

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6 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Ich bin schon sehr gespannt auf den Feuerland-Vortrag, auf die Reise-Erzählung und noch mehr tolle Fotos!!
    Genießt die letzten Tage in Südamerika!!!
    Herzliche Grüße, Veronica

  2. Mario sagt:

    Hallo ihr zwei, meinen allerhöchsten Respekt für das Erreichte. Vielen Dank für die tollen News und tollen Bilder von dieser Reise.
    Habt noch ein paar schöne Tage und kommt Gesund wieder.
    Viele Grüße, Mario

  3. Thomas Schmidt sagt:

    Schön dass ihr mit so schönen Eindrücken zurück seid !!
    Das nächste Abenteuer kommt bestimmt ganz bald…

  4. Gundula Nescholta sagt:

    Ein Leben lang laufen wir Menschen durch irgendwelche Tunnel, die wir uns selber schaffen. Und dann freuen wir uns über den ersten Lichtpunkt in der Ferne, welcher mit jedem vorwärts gegangenem Schritt größer wird. Und wenn uns das Licht grell in den Augen blendet, sind wir angekommen…
    Ihr könnt stolz auf euch sein, eine tolle sportliche Leistung mit unvergesslichen Erlebnissen und spektakulären „Licht-Blicken“.
    Gratulation!!

  5. Andrea J. sagt:

    Hallo ihr zwei, eure Reise hat mich zu tiefst beeindruckt. Gratulation und Hochachtung wie ihr mit allen Situationen umgegangen seid. Ich wünsche euch noch schöne Tage und einen guten Rückflug.
    Viele Grüße, Andrea

  6. Ursula sagt:

    Hallo ihr zwei, große Bewunderung, Hochachtung und auch Stolz, dass ich solch ein Urtyp, den Bergsteiger
    Olaf Rieck, kennen lernen durfte und noch darf.
    Gesunde Erholung
    Ursula

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