Nachlese: Falks Blickwinkel
Es hat schon ein wenig Tradition, dass gegen Ende der Unternehmung Olafs Partner der Reise ein paar Gedanken und vielleicht die ein oder andere Episode zum Gesamtwerk beiträgt. Dieser Zeitpunkt ist nun gekommen. Mit Interesse habe ich wahrgenommen, wie viele begeisterte Leser den Berichten gelauscht haben. Daher bin ich mir meiner Verantwortung dieses Resümees sehr bewusst und Olaf hat mit seinen spannenden Beiträgen die Messlatte für mich hoch gesetzt. Seine Routine in diesen skizzenhaften Beschreibungen ist schon bemerkenswert. In Anbetracht der Erlebnisfülle sollte es mir jedoch gelingen, auch aus den „Krümeln“ der Ereignisse bzw. deren Geschichten eine kurzweilige Abhandlung zu geben.
Wer mich kennt der weiß, dass ich mich zumeist etwas im Hintergrund halte, sprich der stille Genießer bin. The Dark Side of the Moon war offenbar nicht ganz bestimmungslos ein Lieblingsstück in meiner Plattensammlung. Es ist daher schon etwas ungewohnt für mich, dass ich Andere an meinen Erlebnissen in dieser Form teilhaben lasse.
Ich habe in den vergangenen Wochen spüren können, wie der Spannungsbogen von Meldung zu Meldung nicht abflachte, ganz im Gegenteil, das Interesse an unseren Informationen und unserem Befinden wurde von Mal zu Mal größer. Das gibt auch mir die Zuversicht, dass eine Laufendhaltung am Kontakt zur Außenwelt eine angenehme Sache sein kann.
Ich möchte hier nun wenn möglich eine Wiederholung der bisherigen Beschreibungen vermeiden. Meine Sichtweise über diese Reise wiederzugeben, sollte der Sinn meiner Zeilen sein. Ich versuche mich daran zu halten, möchte jedoch unbedingt auch einmal verlauten lassen, was Olaf schon mehrfach verspüren lies, ich bin gleichsam sehr glücklich, dass wir fast alle Schwierigkeiten dieser Herausforderung angenommen und bewältigen konnten. Davon gab es, wie es sich bei einer solchen Unternehmung gehört, etliche.
Wir werden gesund und mit einem Gefühl großer Erfüllung heimkehren. Abgesehen von ein paar Dellen auf meinem Helm (und auf meinem Konto) gibt es keine bleibenden Schäden. Der Anblick meines Kopfschutzes wird mir zudem die Erinnerung geben, dass viele herausragende Eiskletterlängen sich dahinter verbergen.
Diese bizarren und ausgesetzten Eisvorhänge in der SW-Wand am Monte Sarmiento gleichen einem blankschimmernden Traubengarten und jedes Setzen der Eisgeräte fühlte sich etwa so an, wie als wenn ich die reifen Trauben darin pflücke und gleich verkoste. Die moderne Ausdrucksweise hat heute auch einen ganz speziellen Begriff für diese Art mentalen Zustand hervorgebracht. Ich befand mich bezeichnenderweise in einem sogenannten FLOW.
Diese Reise hatte aber zudem ja noch einen ganz besonderen Reiz an sich, nämlich den notwendig zu überbrückenden Seeweg mit Kajaks anzugehen. Es war eine geniale, jedoch anfangs schier aussichtslose Idee, die Olaf hier ins Spiel brachte. Die Hürden die es dafür gab, schienen hoch und zahlreich zu sein. Unsere Variante war in dieser Form bisher noch nicht erprobt und stellte somit nicht nur UNS vor ganz neue Tatsachen. Allen Schwierigkeiten zum Trotz ist es uns aber letztendlich doch gelungenen. Diese wahnsinnig eindrucksvollen Distanzen auf den einsamen und rauen Gewässern um die Cordillera Darwin haben denn auch ein bleibendes Leuchtfeuer in mir entfacht und ich wünsche mir noch mehr davon.
Vor diesen Kajakfahrten hatte ich zuvor den aller größten Respekt. Ich wusste nicht so recht, ob ich diese Herausforderung ohne Weiteres bewältige. Aber hier zahlten sich die vielen Trainingsmeilen auf dem Bärwalder See nach der Arbeit und auch die Einsätze an der Ostsee aus. Es hatte sich in vielerlei Hinsicht sehr gelohnt, nicht nur als mit Schweiß und Muskelkraft verbundener Zubringer. Ich machte das erste Mal unmittelbare Bekanntschaft mit Buckelwalen, Delphinen, Seelöwen und den heimischen Magellan-Pinguinen. Alle ließen sich ihrer Neugier wegen sehr dicht neben unseren Kajaks blicken. Welche unbeschreiblich aufregenden Momente!
Die letzte Fahrt auf dem Agostinifjord brachte uns noch die Begegnung mit einem recht selten hier vorkommenden Seeleoparden. Er signalisierte uns jedoch ausdrücklich, dass er seine kleine heimliche Insel nur für sich haben möchte. Wir beließen es daher bei einem Sicherheitsabstand von ca. 30 Metern und paddelten dann weiter, was ihn aber nicht davon abgehalten hat, noch eine Strecke hinter uns herzuschwimmen und sicher zu gehen, dass wir auch wirklich weiterziehen.
Was gibt es noch bei einer solchen Reise zu erzählen? Gab es Missgeschicke oder vielleicht interessanter, wie haben wir zwei so miteinander funktioniert? Hierzu kann ich ohne Zweifel sagen, dass wir uns, wie es sich für zwei Männer in den mittleren Jahren entsprechend gehört, über die gesamte Zeit sehr gut verstanden haben. Um möglichen Verstimmungen nicht unnötigen Brennstoff zu geben, hatte ich in den vergangenen Jahren so meine eigenen Kniffe dagegen entwickelt.
Aus meiner Sicht sollte bei dieser Art Expedition ein jeder sein eigenes Zelt bewohnen. Ich für meine Person benötige ohnehin einen gewissen Rückzugsraum und bei diesen zu erwarteten Regenperioden ist ein geschützter Platz unabdingbar. Olaf empfand es am Anfang seltsam. Er verspürt im Gegensatz zu mir eher und häufiger das Verlangen nach einem Gesprächspartner, kam aber zunehmend damit gut zurecht. Nicht zuletzt auch wegen dem Umstand, dass ihn größtenteils seine eigene umfangreiche Technik in Atem und auf Trapp hielt.
Er war immerzu dabei, seine Foto- und Filmaufnahmen zu sichern und an seinen News zu schreiben. Die dafür notwendige Energieversorgung zu gewährleisten war der noch größere Aufwand. Der Ladevorgang der Powerbank über das Solarpanel gestaltete sich als übermäßig aufwendig und stressig, weil die Spannungsschwankungen ständig auszugleichen waren. Irgendwann hatte er dazu auch seine Taktik herausgefunden und steuerte diesen Prozess, indem er unsere Paddel als eine Art Lamellen einsetzte, diese aber regelmäßig verändert werden mussten.
Die restliche noch zu verbleibende Zeit wurde natürlich mit Kochen zugebracht. Eine der weiteren wichtigen Komponenten bei einer solchen Fahrt und bekannter Weise oftmals Zündstoff für angespanntes und launisches Verhalten bei Expeditionen. Bei der großen Menge an Kalorienbedarf spielen die Geschmacksnerven oftmals verrückt und dann kann auch nur eine noch so kleine Abweichung vom angedachten Gaumenwunsch einen ungeahnten Störfall erzeugen. Bei mir ist allerdings hierzu die explosive Gefahr minimal:-). Auch hier entschieden wir vor der Abreise, dass jeder seine eigene Küche führt. Es war auch sehr gut so, denn die Speisekarte eines jeden hatte bemerkenswerter Weise erstaunlich viele Unterschiede aufzuweisen.
Das Konfliktpotential und die Quellen für Missstimmung zwischen uns beiden waren demzufolge sehr gering. Es gab bestenfalls Meinungsverschiedenheiten wie z.B. welcher Anlandeplatz wohl der geeignetere wäre. Darüber haben wir uns oft länger ausgelassen. Das lag aber daran, dass es ausschließlich schöne Plätze dafür gab. Es war wie beim Steine sammeln. Man hat einen schönen gefunden und entdeckt kurz danach einen noch schöneren. Nur leider musste jede dieser Stellen, nunmehr nach unserem alpraumhaften Flutereignis, auch die nötige geschützte Standtauglichkeit hergeben. Das war demzufolge einer intensiven Diskussion somit würdig.
Aber es wird uns vermutlich niemand recht abnehmen, dass es nicht doch irgendwann mal eine klitzekleine gereizte Stimmung gab, schließlich waren wir ja so einigen Strapazen ausgesetzt. Es ist ausgeschlossen, dass die Laune immerzu auf „Schönwetter“ steht. Aber nein, es ging bei dieser Reise immer im Gleichtakt von Ziel zu Ziel. Das war ausgesprochen angenehm.
Ich möchte gern meine abschließenden Worte und diese Plattform dafür verwenden, allen jenen zu danken, die in irgendeiner Weise zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben. Auch denjenigen die allein mit ihrem Interesse dabei waren, denn das gibt immer das nötige Selbstvertrauen. Ich bedanke mich sehr herzlich, hier insbesondere im Namen von Olaf, bei unseren Sponsoren für die Mittelbereitstellung, welche solche Unternehmungen in Anspruch nehmen und natürlich bei allen fleißigen Helfern mit ihrem selbstlosen Einsatz bei der Vorbereitung und auch während der Reise, ich denke dabei auch an unsere „Wetterfrösche“. Meinem Arbeitgeber bin ich zudem verbunden, dass er mein überaus langes Fernbleiben mitgetragen hat und meinen Kolleginnen, die für mich in der Zeit „die Stellung hielten“. Ich sage Dank meinen Freunden und Verwandten sowie meiner Familie, insbesondere meinen Eltern, die immerzu verständlicherweise Ängste auszustehen haben, wenn ich derartige Ziele angehe. Ich bin zudem überaus glücklich, dass Tochter sowie auch meine Freundin immer in Gedanken mit dabei waren und dem Ganzen wohlgesinnt gegenüberstehen.
Text Falk , Fotos + Bildunterschriften Olaf
Schön, auch von dir, Falk, so einen intereressanten News zu lesen!!
Danke dir Falk,
Das ist ein wirklich sehr interessanter und lesenswerter Beitrag, alle Achtung !!!
Kommt gut Heim…
Hallo ihr Weltenbummler danke für die super Berichterstattung eine tolle Leistung und ich freue mich das ihr gesund
in der heimat ankommt.
Vielen Dank das wir hir drausen ..mit teilnehmen konnten alles zuverstehen …geht doch sowieso nur mit der Zeit..wir waren mit“