Die Qualität des Erlebens

Manchmal geht sie gegen Null. Wenn man bei schlechtem Wetter an das Zelt gefesselt ist und jedem Toilettengang mit Grausen entgegen sieht. Eine News zu schreiben, ist dann auch ziemlich quälerisch. Bei uns hier ist es gerade genau umgekehrt. Unsere Qualität des Erlebens ist momentan exorbitant hoch. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Und fünf Seiten lang sollte diese News nun auch nicht werden.

Der Hauptort im Khumbu, Namche Bazar. Hier schreibe ich gerade diese News. Wunderschön gelegen und umgeben von gleich mehreren Sechstausendern. Im Bild links der Thamserku, rechts der Kusum Kanguru.

Unsere Lasten sind da. Nach und nach sind sie in Namche eingetrudelt. Aus der einen Nacht ohne eigenen Schlafsack und Wechselunterhosen sind bei einigen von uns gleich mal drei geworden. Allerdings hat das der guten Laune keinen Abbruch getan, und der eine oder andere hat vielleicht festgestellt, mit wie wenig man auskommt, wenn es denn sein muss.

Heute morgen beim Frühstück in Thame. Der erste Tag, an dem wir mal das typische Wintermonsunwetter haben. Morgens Sonne, Nachmittag Wolken.

Als ein ganz besonders schöner Tag entpuppte sich der vergangene Dienstag (21.02.). Wir haben eine große Runde oberhalb von Namche gedreht. Unser Ziel war, den ganzen Tag auf 3800 m zu verbringen, um uns zu akklimatisieren und natürlich so viel wie möglich zu sehen.

Unsere Mittagsrast haben wir in Khumjung verbracht, wo uns ein echter „Summiter“ unsere Rara-Nudelsuppe servierte. Also ein Sherpa, der schon dreimal den Gipfel des Mount Everest erreicht hat. Solche Supermänner trifft man hier auf Schritt und Tritt. Und da waren wir Jungs bei unseren Mädels natürlich abgemeldet.

Allerdings fing der Tag in dieser Hinsicht ziemlich bescheiden an. Nebel, Wolken, kaum Bergsicht. Doch im Laufe des Tages wurde das Wetter ganz unüblicherweise immer besser. Und am Nachmittag präsentierten sich die Eisriesen rings um uns in glasklarer Luft und perfektem Licht.

Auf dem Weg von Khunde zurück nach Namche wird ein kleiner Pass überquert. Und wie überall an solch besonderen Orten steht ein Chorten und hängen aberhunderte von seidenen Khatas. Im Hintergrund die 6856 m hohe Ama Dablam.

Außerdem haben wir uns natürlich noch den letzten originalen Yetiskalp des Khumbu angeschaut und auch dem Hillaryhospital in Khunde einen Besuch abgestattet. Und am Abend erstrahlte sogar der Everest in glutrotem Abendlicht.

Bevor Mario, Maike und ich den anderen nach Thame hinterher marschiert sind, haben wir noch in einer Hauruck-Aktion sechs Expeditionstonnen für den Yaktransport ins Nirekha-Basislager gepackt. (Foto: Maike Münch)

Gestern sind wir zu unserer Akklimatisationstour nach Thame aufgebrochen. Beim kleinen Abendspaziergang von dort hinauf zum Thame-Kloster kratzten wir sogar schon an der 4000-Meter-Marke.

Nach dem Wandertag am Dienstag und dem Ausflug in das Dörfchen Thame mit einer Nacht auf 3800 m sind wir nun sehr gut auf diese Höhe angepasst. Wir gönnen uns jetzt noch eine Übernachtung im etwas tiefergelegenen Namche (3450 m), bevor wir morgen für die kommenden vier Tage die nächsten 1000 Höhenmeter in Angriff nehmen.

Bevor es mit der Puja losgehen kann, werden die Nonnen mit der sogenannten Schneckentrompete gerufen.

Bei unserem Rückweg von Thame nach Namche haben wir, wie jedes Jahr, unsere obligatorische „Puja“ im Kloster von Thamo abhalten lassen (nicht zu verwechseln mit dem Kloster von Thame). Es ist inzwischen eine nicht mehr wegzudenkende Tradition geworden, bei meinen tibetischen Nonnen Station zu machen.

Nach der Puja gab es für jeden von uns eine sogenannte Khata. Dieser Seidenschal steht für Glück, Wohlwollen und Mitgefühl. Außerdem drückt er den Wunsch des Überreichenden aus, dass der Beschenkte wiederkommen möge.

Eine solche Puja soll die Götter für unsere Vorhaben günstig stimmen bzw. verhindern, dass sie zornig werden, wenn wir ihnen aufs Haupt steigen. Vor allem aber wollen wir Respekt vor der tiefen Religiosität unserer nepalesischen Begleiter zeigen und nicht zuletzt den Nonnen mit einer Spende helfen, ihre bedrohte tibetische Kultur zu retten.

Leider waren einige der Nonnen schon verschwunden bis wir uns zum Gruppenfoto vor der Gompa (Kloster) zusammengefunden hatten.

Morgen nun brechen wir zu unserer nächsten Etappe nach Gokyo (4750 m) auf. Hier steht mit dem Gokyo Ri (5380 m) einer der spektakulärsten Aussichtsberge des gesamten Himalayas. Gleich vier Achttausender und Dutzende Sechs- und Siebentausender kann man von dort oben aus bewundern. Allerdings liegen bis dahin drei ziemlich lange und anstrengende Trekkingtage vor uns.

Doch wenn alle durchhalten und gesund bleiben, dann melden wir uns das nächste Mal als frisch gebackene Fünftausenderbezwinger.

 

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9 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Eine schöne News, schöne Bilder, vor allem das Gruppenfoto mit den Nonnen – wie immer!

  2. Holger Weigelt sagt:

    Hallo Olaf und Gruppe,
    schön das jetzt alles komplett ist. Da kann es ja jetzt richtig losgehen. Ich wünsche euch allen viel Spaß und traumhafte Tage. Werde alles weiter verfolgen und in Gedanken mitlaufen, weiß ja in etwa was euch erwartet. Und ja- ich wäre jetzt auch gern dort. Grüß mir Kumar und Mario.
    Liebe Grüße Holger

  3. Frank sagt:

    Lieber Olaf,
    da werden Erinnerungen wach. Fast wie vor 2 Jahren, sogar die Nonne mit der Schneckentrompete habe ich wieder erkannt. Aber fehlt da nicht etwas? Wo ist der Schnee? 😉 Ich wünsche Euch ein spannendes Abenteuer mit vielen tollen Bergblicken und interessanten Begegnung. Mögen die Götter mit Euch sein.
    Viele Grüße Frank.

  4. Peer sagt:

    …auch ich höre den „Ruf der Berge“ und der nepalesichen Kultur ganz deutlich,
    was mich zum sehr interessierten Beobachter Deiner mitreißen Dokumentationen macht.
    Das Foto vor der Lodge in Namche macht mich nachdenklich.
    Habe ich dort einen Eisenzaun gesehen???
    Wie und wozu kommt der dort hin???
    Gutes Gelingen aller geplanten Unternehmungen im uneingezäunten Nepal mit zufrieden Gästen
    wünscht Peer.

  5. Bernd Bienia sagt:

    Das sind frische Erinnerungen. Viel Spaß und große Eindrücke. Mong??

  6. Hallo Olaf!
    Es wird ja wohl so langsam Zeit, dass ich mich „einmische“, nicht wahr. Jetzt endlich komme ich dazu, Euch allen voller Neid eine wunderschöne Reise zu wünschen. Ein Traum, all die mir in bester Erinnerung verbliebenen Bilder von Menschen und Bergen jetzt wieder live begegnen zu können. Ich werde Eure Tour wieder mit großer Spannung mit verfolgen. Genießt das bevorstehende Erlebnis in vollen Zügen und erreicht Euren Traum, wie ich es vor drei Jahren zusammen mit coolen Kameraden tun konnte. Liebe Grüße an Kumar und die Porter von mir! Euch allen maximalen Erfolg!

    Euer Mayk aus Thüringen! Viel Glück!

  7. Steffi do Sacramento Cascalheira sagt:

    Hallo Ihr „Weltenbummler“, wir verfolgen mit großer Spannung eure Berichte und freuen uns über all die schönen Fotos. Wir sind glücklich das es Allen sehr gut geht, das alle Sachen nun bei der Truppe sind und das alle mit guten Voraussetzungen nun starten können. Wir wünschen allen noch tolles Wetter, viele Super-erlebnisse und -eindrücke.
    Ein großes Dankeschön besonders an Olaf Rieck, denn als Mutti von 2 Sprösslingen in deiner Truppe (Katja und Enrico), ist man über Fotos und gute Nachrichten glücklich und beruhigt. Wünsche weiterhin viel Glück und bleibt
    gesund und fit für die nun kommenden Touren. Wir sind in Gedanken bei euch und warten auf die nächsten Berichte. Steffi & Manuel

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