Ende gut…
Eigentlich ist es immer dasselbe. Und dass ich mich darüber wundere, ist auch immer gleich. Als ich heute gemeinsam mit vier meiner Gäste auf dem Gipfel des Chukhung Ri stand und wir dann nach einer Stunde schauen, fotografieren und genießen mit dem Abstieg begannen, war das Ende unserer Tour eingeläutet.
Und das ist immer ein wehmütiger Moment für mich. Ich bin gerne in Nepal. Ich bin gerne von Bergen und netten Leuten umgeben. Ich bin gerade in Topform, acht Wochen hardcore-Trekking mit 40000 Höhenmetern in den Beinen sind ein gutes Training. Und besonders schade ist die Tatsache, dass die stabile Akklimatisation an Schlafhöhen um die 5000 Meter in ein paar Tagen verschwunden sein wird. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, einen großen Berg anzugehen. Stattdessen aber geht es nach Hause. Ich würde am liebsten noch hierbleiben. Bin ich nicht normal?
Auch der dritte und letzte der großen und wichtigen Khumbupässe ist überschritten. Der Kongma La erwies sich als einladend und freundlich: Kaum Schnee, die Wegfindung deshalb problemlos und das Wetter ließ abermals nichts zu wünschen übrig.
Neun meiner elf Gäste haben alle drei Pässe gemeistert, und darauf können sie wirklich stolz sein. Und heute stand mit dem Chukhung Ri der letzte Höhepunkt auf dem Programm. Dieser kleine Gipfel ist ein großartiger Aussichtsberg, denn auf seinem höchsten Punkt steht der Betrachter direkt vor der Wand der Wände.
Die Südwand des 8516 m hohen Lhotse ist ein einziger Superlativ. Sie ist dreieinhalb Kilometer hoch. Die berühmte Eigernordwand würde also locker zwei Mal übereinander in ihr Platz finden. Sie ist der monumentale Grabstein des stärksten und erfolgreichsten Höhenbergsteigers aller Zeiten. Sie ist so groß und so unerforscht, dass sie bis heute einige ungelöste Rätsel birgt.
Aber die Lhotsesüdwand ist natürlich nicht die einzige Attraktion der Chukhung Ri-Aussicht. Die Berggiganten sind hier oben vor dem Betrachter wie an einer Perlenkette aufgereiht: Allen voran die Nordostflanke der unvergleichlichen Ama Dablam, der von Lawinenrinnen zerfurchte Ombugaichen, die steile Nordwand des Baruntse, der Num Ri mit seinen eindrucksvollen Hängegletschern, die ebenmäßige Pyramide des Cho Polu, der vielbestiegene Island Peak, der völlig mit Eis bedeckte Shartse, der großartige Pumo Ri, der Achttausender Cho Oyu. Und das sind nur die wichtigsten der vom Chukhung Ri sichtbaren Gipfel.
Ich jedenfalls weiß keinen Ort, wo es mehr Berg für den Nichthöhenbergsteiger zu sehen gäbe als vom Gipfel des Chukhung Ri.
Doch morgen beginnt er nun unausweichlich, unser Abstieg ins Tal. Wir werden gleich eine große Etappe über fast 1000 Höhenmeter bis zum Kloster in Tengboche absolvieren und schon am nächsten Tag nach Namche absteigen. Und natürlich freuen wir uns alle ganz besonders auf Namche, wo wir sogar noch einen Ruhetag einlegen können, denn wir haben unseren Reservetag nicht gebraucht!
Tja und in Namche wartet nicht nur eine komfortable Lodge und eine warme Dusche auf uns sondern auch die Bäckerei. Gegen diese Aussicht verblassen dann sogar die Ausblicke auf die Eisgiganten rings um uns…
Auch heute wieder: herrliche Bilder! Und das Wetter …. soooo schön!!!
Lieber Olaf,
das waren wieder wunderbare Berichte und Klasse Fotos, danke!
Da bekommt man gleich wieder Lust …
Vielleicht sind doch „aller guten Dinge“ drei?
Beste Grüße auch an Janina
Jens
Lieber Olaf ,
hab herzlichen Dank für den Newsblog, der mit seinen beeindruckenden Bildern und intimen Berichten die Reise auch für die Verwandten zuhaus ein Stück erlebbar machte und die Sicherheit vermittelte, dass die Abenteurer mit dir mehr als in guten Händen sind. Herzlichen Glückwunsch den Gipfel- und PassbezwingerInnen! Nun kehren sie bald zurück und gespannt freuen wir uns auf noch mehr Fotos und Erzählungen von diesem eindrucksvollen Trek. Habt noch ein paar entspannte Tage in Kathmandu, liebe Grüße, v.a. an Carla und Oliver! Christine (und Henning)
Liebe Christine,
vielen Dank für diesen so freundlichen Kommentar. Herzliche Grüße aus Kathmandu.
Olaf