Zurück zur Natur

Ich bin fasziniert. Und immer wenn das so ist, dann sage ich das auch andauernd. Sven und Jacob können es bestimmt nicht mehr hören.
Wir sind den sechsten Tag (18.09.) auf unserer Akklimatisationstour unterwegs. Man könnte sie auch Gewöhnungstour nennen. Ein paar Tage Gewöhnung vor der eigentlichen Bergtour muss einfach sein. Ich möchte mich einstellen und einstimmen auf das, was mich hier umgibt. Ich will mich gewöhnen an Land und Leute, an das Klima, das Essen, an stundenlanges Gehen und natürlich vor allem an die Höhe. Und wir haben es dabei mit unserem Weg wirklich gut getroffen.

Gutes Wetter vorausgesetzt, haben wir ständig die Bergriesen des Garhwal Himal im Blick. Hier den Sechstausender „Bandar Punch“. Allerdings ist uns das Wetterglück bisher nicht wirklich immer hold. Der Monsun ist noch nicht zu Ende:-(

Außer einigen Hirten sind wir bisher keiner Menschenseele begegnet. Keine Straßen, keine Dörfer, keine Helikopter, nicht das geringste Geräusch außer den Vögeln und dem Wind. Dafür umso mehr Landschaft.

Wir sind auf vergessenen Pfaden unterwegs. Hier sind schon lange keine Menschen mehr entlang gegangen. Dass wir diesen verwunschenen und manchmal auch ziemlich abenteuerlichen Weg überhaupt gehen können, verdanken wir dem Anführer unserer 16 Träger, einem alten Shirdar. Er kennt sich hier ganz offenbar hervorragend aus, denn über weite Strecken können wir den Weg, wenn überhaupt, nur noch ahnen. Manchmal ist er vollkommen zugewachsen.

Fasziniert bin ich auch, mit welcher schlafwandlerischen Sicherheit der Shirdar unseren Weg mitten durch den tiefsten Dschungel findet.

Und dieser Weg ist es vor allem, was mich fasziniert. Irgendwann wurde er einmal angelegt. Das ist an vielen Stellen deutlich sichtbar. Doch für wen? Wohl nicht etwa für Touristen? In dem Fall wäre dieser Aufwand eine Fehlinvestition auf ganzer Linie. Oder war es früher ein Pilgerpfad, ein Hirtenweg? Und wo führt er hin?

Ich aber genieße ihn umso mehr, weil er uns durch eine von Menschenhand gänzlich unberührte und deshalb noch vollkommen intakte Natur führt. Der dschungelartige Märchenwald, durch den wir gerade wandern, hat noch nie eine Axt gehört. Hier sah es vor Jahrhunderten auch schon so aus, wie die steinalten Baumriesen beweisen. Dafür allerdings schlägt die überaus üppige Vegetation am Waldboden streckenweise über unseren Köpfen zusammen.

Unser erster Biwakplatz lag an einem kleinen, verwunschenen See, an dem die Dorfbewohner von Basur einen Minitempel errichtet haben.

Hier unterwegs sein zu dürfen, ist für mich etwas ganz besonderes. Weit ab vom Schuss auf sich selbst gestellt zu sein, jeden Tag weiterzuziehen, neue faszinierende Orte kennenzulernen. Das entspricht mir ganz offensichtlich am allermeisten. Aber leider ist es schon in drei Tagen wieder vorbei mit der Herrlichkeit, wenn wir die kleine Stadt Gangotri erreichen und auf unseren Verbindungsoffizier treffen.

Von Gangotri werden wir noch zwei Trekkingtage auf dem vielbegangenen Pilgerweg zur Gangesquelle unterwegs sein, ehe wir dann von dort aus in ein paar Stunden das Basislager am Shivling erreichen. Und wenn man mir mein Telefon bis dahin nicht weggenommen hat, melde ich mich von unserem Basecamp das nächste Mal.

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2 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Keine Geräusche, nur die, die es in der Natur natürlich gibt, das würde mir auch sehr gut gefallen!!

  2. Karin Gaete sagt:

    Da kann ich mich Veronika zu 100% anschließen. Ich wünsche Dir eine schöne Zeit. Grüße aus LE, Karin.

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