Die Tage danach
Der Gipfel ist nicht das Ende einer Expedition. Und dieser schon gar nicht. Ich bin diesbezüglich ziemlich sensibel. Das Ziel ist erreicht. Wir sind in Feierlaune, was soll jetzt noch passieren? Alles mögliche kann noch passieren! Wir haben eine Menge Krempel hoch in die Lager geschleppt. Und dann brauchen eine Drohne, drei Kameras, Laptop und Satphone eine Unmenge Strom. Außerdem waren wir schneller als gedacht. Deshalb lagerte noch erschreckend viel Essen und Gas im Lager 1.
Doch vor allem wollten wir so viel Fixseil wie möglich abbauen und runtertragen. Zumindest die Menge, die wir mit an den Berg gebracht haben. Das ist eine Frage der Ehre. Allerdings müssen dann häufig Teile der Route abgeklettert werden.
Außerdem ist der Weg zwischen Basislager und Lager 1 derzeit regelrecht gefährlich geworden, weil er im steilen, oberen Bereich über weite Strecken extrem vereist ist. Da kann man mit einer großen Last auf dem Rücken ganz schnell mal ausrutschen und in die Blöcke krachen.
Trotzdem haben wir inzwischen viel mehr Seile als nur unsere wieder herunter gebracht. Ach und nebenbei wird ja auch noch gefilmt und fotografiert, news geschrieben, versendet usw. Uns ist in den vergangenen Tagen also ganz und gar nicht langweilig geworden.
Gespannt sind wir, ob noch irgendetwas wegen dieser Satellitentelefonbenutzung auf uns zukommt. Die ist ja in Indien verboten. Schon auf dem Visaantrag mussten wir unterschreiben, dass wir ein solches Telefon weder nach Indien einführen, geschweige denn benutzen werden.
Hätten wir uns daran gehalten, wären wir die einzigen gewesen. Unsere Vorgänger am Westgrat als auch Simon und Vito aus Tirol, mit denen wir ein Permitsharing gemacht haben und die an der Nordseite des Shivling unterwegs waren, hatten ebenfalls eins dabei und haben es ziemlich ungeniert benutzt. Wir taten das dann auch bald.
Mit einem solchen Telefon kann ich übrigens nicht ins Internet, wie viele glauben. Ich verschicke die Bilder und Texte als Mails. Zuhause muss sich mein Administrator dann die Arbeit machen, die Mails zu formatieren und in meine Homepage zu integrieren.
Ganz automatisch bekomme ich mit jeder Mail, die ich über Satellit versende, die Kommentare geschickt. Das macht die Software, mit der meine Internetseite programmiert ist, ganz von allein. Da muss niemand eingreifen. Ich kann also die Kommentare lesen.
Und deshalb weiß ich auch, wie viele Leute mitgefiebert, uns die Daumen gedrückt und sich über unseren Gipfelerfolg gefreut haben. Ganz herzlichen Dank an die zahlreichen Kommentareschreiber!!
Der große Wermutstropfen bei den News ist natürlich die Bildqualität. Dass wir nur sehr kleine Fotos versenden können, hat zum einen den Grund, dass eine Satellitentelefonminute nicht gerade billig ist. Denn selbst ein Foto, welches nur 50 KB aufweist, benötigt etwa drei bis vier Minuten, bis es gesendet wurde.
Der andere Grund ist die häufig schlechte Verbindung zu den Satelliten. Wir sind von hohen Bergen umgeben, welche die Verbindungsaufnahme erschweren. Oft bricht die Verbindung ab und muss dann immer wieder neu aufgebaut werden, was die Sendedauer verlängert. Je kleiner also eine Datei ist, umso eher wird es mit dem Versenden ohne mehrmaliges Abbrechen der Verbindung klappen.
Dann hatten wir ja in den letzten Tagen im Basislager noch was zu feiern. Und zwar den 10007. Geburtstag von Jacob und den 10165. von Sven am 15. Oktober. Es gab einen frischen Apple Pie zum Frühstück. Sven hat eine Riesenpackung getrocknetes Mischobst und Jacob ein Schachtel Zigaretten bekommen. Beide haben sich sehr gefreut.
Und wir haben noch einen spannenden Ausflug an die Südseite unseres Berges gemacht und ihn dabei zumindest zur Hälfte umrundet. Wir lagern ja unter seiner Nordflanke. Noch einmal hat sich der Shivling dabei in seiner ganzen Pracht, Schönheit und vor allem im besten Licht gezeigt.
Und nun beginnt auch schon das große Packen. So sehr wir uns alle auf zu Hause und unsere Familie und Freunde freuen. Von diesem großartigen Ort wegzugehen, wird uns schwerfallen. Man könnte hier noch sehr viel Zeit verbringen mit Schauen, Erkunden und Klettern.
Meine Erwartungen an das Garhwal-Himalaya sind jedenfalls weit übertroffen worden. So prachtvolle Gipfel habe ich hier nicht vermutet. Auch nicht so viel Einsamkeit und Ursprünglichkeit.
Es muss also nicht immer nur das Khumbu sein. Und dies hier ist auch nicht das letzte Wort zu unserer Reise zum Shivling. Denn es fehlt zum Beispiel die Wortmeldung meiner beiden Jungs und noch etwas ganz wichtiges oder sogar das wichtigste…
Der 10007. Geburtstag von Jacob und der 10165. von Sven am 15. Oktober ….. Ja, das war natürlich (auch) ein Grund zu feiern 🙂 🙂 🙂 Bin gespannt auf die Wortmeldung der beiden. Und auf das Wichtigste!
Fehlt da nicht noch ein Geburtstag in der Auflistung? 🙂
nein, nein… darüber darf doch nicht gesprochen werden 😉
Trotzdem wünschen wir natürlich alles Liebe!
Genau 🙂 – deshalb mache ich hier den Anfang: herzlichen Glückwunsch und viiiel Gesundheit zum 19.345ten (Schalttage mal nicht mitgerechnent ;)!
Und Olaf – wieder ein sehr schöner Blogbeitrag! Bekomst Du das noch weitere 19.345 mal hin? 🙂 Ich wünsche es Dir jedenfalls von ganzen Herzen.
see you
Jens
…das Wichtigste…, dass „Boys auf Berg“ gesund zurück kommen ?. Klingt alles seeehr spannend und ist sehr schön geschrieben. Liebe Grüße Constanze?
Herzlichen Glückwunsch an das gesamte Team:
Freut mich, von euerm Erfolg zu lessen…