Heißes Eis(en)
Das Lager 2 liegt auf knapp 5700 m. Da kommt es öfter vor als einem lieb ist, dass es mit dem Schlafen nicht besonders gut klappt. Und während man sich dann so in seinem Schlafsack hin und her wälzt, hat man viel Zeit zum Nachdenken.
Ich könnte seitenweise darüber schreiben, was mir da so in den Nächten hier oben durch den Kopf gegangen ist. Es drehte sich viel um Angst und die Verantwortung, die ich nun mal auch für meine beiden sehr jungen Mitstreiter habe. Und in puncto Angst spielte nicht nur die Angst eine Rolle, dass wir beim Durchstieg durch die Einhundert-Meter-Eiswand von einem umstürzenden Eisturm erschlagen würden.
Es ging auch um die Angst vor dem Scheitern, einfach weil die Angst vor dem Vorstieg, vor der Bedrohung, vor dem Versagen Herr über mich werden könnte. Auf die Frage, warum wir denn nicht hochgekommen sind, hätte ich nicht antworten können, dass ganz schlechtes Wetter den Erfolg verhinderte. Nein, das Wetter ist bisher sogar ganz großartig. Ich hätte zu antworten, dass ich meiner Angst klein beigeben musste. Das macht niemand gerne.
Und natürlich habe ich stundenlang gegrübelt, wie und wo wir es am besten wagen sollten. An der Stelle wo der Westgrat in die Eiswand mündet, sieht es zwar fast am miserabelsten aus mit einer Durchstiegsmöglichkeit. Aber auf der anderen Seite ist genau hier ihre Höhe am geringsten.
Irgendwelche Querungen in oder gar vor der Wand, um eine weniger bedrohte und vielleicht besser zu kletternde Stelle zu erreichen, hätte immer auch bedeutet, eine längere Strecke im bzw. unter dem Eis zurücklegen zu müssen.
Lange Rede, kurzer Sinn, wir sind auf dem kürzesten Weg mitten durch das Chaos aus umgestürzten Blöcken, Rinnen und zumindest absturzbereit aussehenden Türmen hindurch geklettert. Einfach hoch und fertig! Und das Glück war mit uns. Wir haben einen gut machbaren und auch halbwegs sicheren Weg gefunden.
Beim Durchstieg selbst war das Hauptproblem das unglaublich harte Eis. Es ist wie Glas gesplittert. Immer wieder musste ich zuschlagen und immer wieder hielt das Eisgerät nicht, weil Eisschicht für Eisschicht weg geplatzt ist. Und die Schrauben zur Sicherung ins Eis zu bekommen, war genauso anstrengend. Allerdings wenn sie dann mal im Eis steckten, hätten sie auch einen Panzer gehalten.
Insgesamt sind wir vier Seillängen in der Wand geklettert. Die letzte davon ist Jacob vorgestiegen und hat auch gleich einen ganz brillanten Ausstieg auf das Plateau gefunden. Der Weg zum Gipfel ist nun frei.
Und jetzt haben wir nach all der Schlepperei und dem Nervenstress im Eis wirklich einmal einen Ruhetag nötig.
Fürs erste hat uns der Shivling also gewähren lassen. Wird er es auch ein zweites Mal tun, wenn es um seinen Gipfel geht?
Nochmals: Viel Erfolg!!!
Lieber Olaf, wir spüren beim Lesen Deiner Zeilen förmlich die Erleichterung, die Ihr erlebt haben müßt nach dem Durchsteigen „der Schlüsselstelle der Schlüsselstelle“. Möge es jetzt etwas leichter für Euch werden. Ausschließlich adrenalinbefeuert die Tage zubringen zu müssen, stellen wir uns sehr anstrengend vor. Paßt gut auf einander auf und habt Glück- gutes Wetter, machbare Klettersteige, Optimismus und bleibt bei Laune. Hrzliche Grüße von Anne und Jens
Hallo Ihr Drei,
tolle Leistung bisher! Ich wünsche Euch weiter gutes Wetter, die notwendige Portion Glück und den Gipfle! Kommt gesund wieder runter.
Ralf
Lieber Jacob, liebe Seilschaft,
voller Spannung lesen wir Euren Blog und sind stolz und froh über das, was Ihr bisher erreicht habt!
Wir drücken massig die Daumen für den Gipfel und wünschen Euch Erfolg! Berg Heil aus Berlin…
Alex
Lieber Olaf,auch wir drücken euch doll die Daumen und wünschen euch gutes Wetter und gutes Eis und gutes Gelingen.
Wir sind in Gedanken bei euch.
Viele Grüße von Oliver und Carla.