13 Trekker und ein Hund

Wir, das sind 13 Gäste, Te Kumar und ich, sowie die acht ganz wichtigen Leute auf dieser Reise, nämlich unsere Träger: Chauthi, Biseh, Nissan, Palok, Milan, Paneh, Gomampa und Maila. Unser Tross umfasst also nicht weniger als 23 Leute.

Er ist der Hund. Purzel hat Günther ihn genannt und kein Name hätte weniger gepasst. Ein super cleveres Tier, das uns drei Tage um den Finger gewickelt hat. Nun allerdings sieht es so aus, als hätte er uns verlassen. Vermutlich wird er gerade eine Familie gründen.

Wenn wir irgendwo in einer Lodge einrücken, brennt schon ein bisschen die Luft, denn wir alle sind dann hungig wie ein Rudel Wölfe im kanadischen Winter. Die Sherpani ist immer sichtbar erleichtert, wenn ich ihr erkläre, dass sie keine Angst haben muss, auf ihren beiden Kochstellen jetzt vielleicht zehn oder zwölf verschiedene Gerichte kochen zu müssen. Und das möglichst in einer Stunde oder besser in noch kürzerer Zeit.

Ein tolles Team findet sich da gerade zusammen. Es macht mir großen Spaß, meine Gäste kennenzulernen und gemeinsam mit ihnen den Himalaya und seine Menschen.

Weil das nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist, haben wir alle beschlossen, dass jeden Tag einer von uns bestimmen darf, was wir alle gemeinsam essen. Das ist aber nicht wirklich ein Opfer, welches wir bringen, damit die Sherpani nicht durchdreht. Die Gerichte bestehen hier aus Reis, Kartoffeln oder Nudeln in allen denkbaren Varianten. Da ist es im Grunde ganz egal, wann wir was essen, denn alle drei oder vier Tage wiederholt sich das sowieso.

Es grenzt manchmal schon an ein Wunder, in welcher Geschwindigkeit die Sherpani aus ihrer mittelalterlichen Küche unser Essen zaubert.

Was sich nicht wiederholt, sind die Landschaften, die wir jeden Tag durchwandern und die Bergblicke. Ich wüsste kaum einen Weg, den ich je gegangen bin, welcher abwechslungsreicher gewesen wäre. Gestern zum Beispiel sind wir von Sete über den Lamjura Pass nach Junbesi gelaufen.

Die ersten Schritte auf dem Weg über den Lamjura nach Junbesi. Traumhaftes Morgenlicht, Sonne und Wärme.

Der Lamjura ist mit 3600 m der höchste der vier Pässe, die wir überqueren müssen, bevor wir nach Namche Basar und damit ins Khumbu gelangen. Als wir morgens in Sete losmarschiert sind, ging es durch subtropische Vegetation einen Bergrücken hinauf. Die Sonne schien, der Himmel war wolkenlos. Es war fast zu warm, um bergan zu laufen. Weiter oben durchquerten wir einen Bergurwald mit steinalten, moosbewachsenen Baumriesen.

Nur drei Stunden und 800 Höhenmeter weiter oben. Alles hat sich geändert: Wetter, Vegetation, Klimazone, Bekleidungordnung. Mehr Abwechslung geht nicht.

Anschließend folgte ein Rododendronwald und in Passnähe hörte die Vegetation fast ganz auf. Dafür stapften wir jetzt durch Schnee, und es war kalt geworden. Inzwischen hatte es sich zugezogen und bald umgaben uns Wolken. Oben auf der Passhöhe des Lamjura wehte ein eisiger Wind und der Nebel war so dicht, dass wir nur wenige Meter weit sehen konnten.

Das gibt es wirklich nur im Himalaya, dass man in vier oder fünf Stunden fast alle Klimazonen der Erde durchwandern kann. Die Passhöhe des Lamjura hüllte sich in dichten Nebel.

Als wir den Pass überschritten hatten, rissen die Wolken für kurze Zeit auf, und die Sonne beleuchtete die verschneiten Berge rings um uns. Dann begann es, zu hageln, und wir liefen bestimmt anderthalb Stunden unter Dauerbeschuss nun wieder durch dichte Vegetation mit gewaltigen Bäumen. An diesem Abend versprach das Wetter schlecht zu bleiben, doch wir hatten es nach Junbesi in unsere Lodge geschafft und saßen inzwischen am warmen Ofen.

Es war richtiges Männerwetter auf dem Weg hinab vom Lamjura nach Junbesi. Übrigens wurde ich anfangs für meinen riesigen, nepalesischen Schirm noch belächelt. Nun haben fast alle so einen.

Ein typischer Tag, der bei uns morgens um 6 Uhr beginnt und zwischen 20 und 21 Uhr in den Schlafsäcken endet. Dazwischen gibt es um 6.30 Uhr Frühstück, etwa eine Stunde später marschieren wir los. Zur Mittagspause, die so eine oder anderthalb Stunden dauert, haben wir dann schon vier Stunden oder noch mehr in den Beinen. Meist sind wir zwischen 16 und 17 Uhr am Ziel. Abendbrot wird gegen 18.30 Uhr aufgetragen und schon eine Stunde später verschwinden die ersten in ihre Daunensäcke.

Die Orchideen begleiten uns schon den gesamten Trek. Überall finden wir sie.

Jetzt ist es 21 Uhr, und ich sitze schon seit geraumer Zeit mutterseelen allein mit meinem Rechner im Dinningraum am Ofen, der aber immer noch schön warm ist. Alle sind gesund und munter und laufen sich immer besser ein. Die Stimmung ist prächtig und die Vorfreude auf die ganz großen Berge riesengroß, denn schon in zwei Tagen erreichen wir mit Namche Basar das Epizentrum der Everestregion.

Junbesi heute morgen. Wie immer stahlblauer Himmel, Sonne, Wärme. Mal sehen, was der Tag bringt…

Das einzige, wo es bei uns noch Luft nach oben gibt, ist das Wetter. Das habe ich hier schon besser erlebt. Aber ich bin auch ein bisschen vom vergangenen Jahr verwöhnt, wo wir maßloses Glück damit hatten. Aber vielleicht wird ja auch das noch, denn verdient hätten wir es.

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11 Antworten

  1. Birgit Domschke sagt:

    Das alles liest sich phantastisch, klingt aber auch nach einer richtigen Herausforderung. Ich musste tatsächlich lachen als ich Euch mit den Schirmen gesehen habe, sieht so nach Sonntags-Nachmittags-Familien-Verdauungsspaziergang aus :-). Aber istbesvganz sicher nicht. Ich wünsche Euch weiter wunderbare Tage und dass alle mithalten und gesund bleiben! Besonders liebe Grüße an mein Schwesterherz Karin!

  2. Karo sagt:

    Das klingt alles sehr beeindruckend und es ist schön zu hören das alles gesund sind. Ich hoffe das Wetter ist bald auf eurer Seite. Liebe Grüße an meine Eltern Henry und Lilli.

  3. Anika sagt:

    Oh man, das hört sich Alles super aufregend an … es ist schön auf diese Weise daran teilhaben zu können. Wir freuen uns, dass Alle gesund und munter sind und hoffen sehr, dass das so bleibt.
    Habt Alle eine gute Zeit!
    Liebste Grüße besonders an Sabine von Theo, Anne und Anika
    Wir freuen uns schon auf den nächsten Beitrag!

  4. Schlünz sagt:

    Oh puh, endlich wieder ein Beitrag! Schön, dass alle gesund sind und auch unsere Tochter Judith als Küken (hab ich gehört) durchhält. Weiter so und liebe Grüße an Judy von Mutti und Vati und falls wir bis Sonntag nichts mehr hören oder sehen von dir: Alles alles Liebe zum 30. Geburtstag! Du schaffst das. Erfülle dir deinen Traum! Und da noch mehr Geburtstag haben, auch den anderen alles Gute und viel Spaß beim Kuchen essen!

  5. Jens sagt:

    Hallo Olaf, hiess die Serie nicht: „ 4 Panzersoldaten und ein Hund“?! Kleiner Spass für steinige und anstrengende Wege.
    Und ich glaube, das war genau jener Hund, bzw. Einer von Zweien, der uns bereits 2017 auf dieser Etappe begleitet haben. Aber wie Du bereits geschrieben hast – es wird hoffentlich bald Frühling, anscheinend eine Jahreszeit, die so manchen sich auf den Weg machen lässt.
    In diesem Sinne wünsche ich Euch ein gutes Vorankommen sowie Sonnenschein in jeglicher Hinsicht und in Gedanken, dessen sei Dir sicher, gehe ich alle Abschnitte nocheinmal mit Euch mit.
    Herzliche Grüsse
    JensK

  6. DieGruppe sagt:

    Viele liebe Grüße an alle Daheimgebliebenen. Uns geht es sehr gut!!

    Die Gruppe

  7. Carola sagt:

    Hallo all ihr Abenteurer, schön, dass alle gesund und wohlauf sind. Es klingt teils recht abenteuerlich – speziell hier die Geschichte mit dem „Straßenausbau“ für Lkw und Bus, aber auch interessant und auch beneidenswert, welch schöne und abwechslungsreiche Natur ihr erleben könnt. Wir wünschen euch allen noch eine gute Zeit und dass alle gesund bleiben und gemeinsam ans Ziel gelangen. Wir warten gespannt auf den nächsten Bericht und Bilder eurer Tour. Viele Grüße an die Gruppe, ganz besonders an Franzi und Uli. Jörg und Carola.

  8. Funk sagt:

    Ganz liebe Geburtstagswünsche vom verschneiten Dresden an Uli. Wir wünschen noch viele schöne Erlebnisse und vorallem eine gute Fitness für die kommende Höhe.
    Steffen und Bine

  9. Marion sagt:

    Moin, an Alle! Ach, es ist sooo schön zu lesen und zu sehen, dass es euch auf eurem Abenteuer so gut geht.
    Danke für die herrlichen Fotos und Beiträge. Wünsche euch weiterhin alles Gute, Gelingen, tolles Wetter. Haltet Alle weiterhin so prima durch. Erholsame Mahlzeiten, gute Nachtruhen. Bleibt Alle weiterhin gesund. Liebe Grüsse an die Gruppe. Besonders an Daniela von Mamus, Papus und dem KInd

  10. Funk sagt:

    Wir möchte auch liebe Geburtstagsgrüße an den lieben Onkel Uli senden. Eine tolle Zeit in deiner Gruppe und genieße jeden Augenblick deiner) eurer Reise.
    Steffi, Max, Kurt, Franz

  11. Sophie sagt:

    Hallo Uli, wir wünschen dir alles Gute zum Geburtstag! Bleib tapfer, hab viel Spaß und halte durch! Lasst euch den Kuchen hoch oben in den Bergen schmecken, falls überhaupt noch welcher da ist (wenn er in Muttis Rucksack war) 🙂 Liebe Grüße an alle zusammen und einen dicken Kuss an Mutti! Sophie und Michi

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