Große Erwartungen

Ein Gastbeitrag von Helmut und Daniela, Fotos: Olaf

Jetzt sind wir seit 1,5 Wochen in den Weltbergen unterwegs. Vieles ist noch unvorhersehbar aber was wir bereits gesichert sagen können und was schon jetzt fest eingebrannt ist in unsere Erinnerung: Das Himalaya-Gebirge ist eine für uns nicht gekannte Dimension an Bergen.

Es fehlt uns an einem passenden Adjektiv um das Dach der Welt treffend zu beschreiben, in jedem Fall gigantisch, atemberaubend, einmalig. Ein Superlativ an Ausmaß und Schönheit.

Tatsächlich ist das Bergmassiv bestehend aus Nuptse, Mt. Everest, Lhotse und noch einigen weiteren hohen Bergen das größte der Welt. Jeden Tag sehen wir es aus unterschiedlichen Perspektiven, sonnenab- oder -zugewandt, mal im Nebel, mal ganz klar – und immer wieder unwiderstehlich schön.

Die beiden Autoren, Helmut ganz links und Daniela in der Mitte.

Diese Bewunderung eint uns alle, die 10 Teilnehmer dieser Himalaya-Reise – vier Trekker mit dem Mt. Everest Basislager als Ziel und sechs Aspiranten für die Besteigung des Nirekha Peaks (6169 m). Es ist eine heterogene Gruppe, in der jeder Einzelne andere Erwartungen und Erfahrungen beim Höhenbergsteigen hat.

Neben der Akklimatisation, die eine unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen unserer Unternehmung und bisher sehr gut verlaufen ist, muss es uns auch gelingen, eine Gemeinschaft zu werden.

Mong La, auf einer Schulter in knapp 4000 m gelegen, ist die Heimat der Gänsegeier und von Anu Sherpa, einer meiner ältesten Freunde hier im Khumbu.

Es hat sich herausgestellt, dass die täglichen, ausgedehnten Abendspaziergänge zur Akklimatisation sich dazu besonders gut eignen. Mit kleinen Kletter- und Showeinlagen kommt der Spaßfaktor nicht zu kurz.

Ein verbindender Moment war auch der erste Anblick des Nirekha Peaks in natura am Samstag (23.03.) auf dem Weg nach Machermo. Ehrfurchtsvoll schauten wir auf dieses beeindruckende Bergmassiv mit seiner noch beeindruckenderen Schnee- und Eiskappe.

Nun zeigt sich die Stärke einer Gruppe ja bekanntermaßen erst unter Stress aber zum jetzigen Zeitpunkt beschlossen wir, dass jeder alles geben würde, um es möglichst gemeinsam an bzw. auf diesen Berg zu schaffen.

Die Stupa von Mong La einem meiner Lieblingsorte im Khumbu. Im Hintergrund der Sechstausender Taboche.

Eine wichtige Voraussetzung wurde am Donnerstag (21.03.) geschaffen, als die Nonnen des Klosters Thamo exklusiv für uns eine Puja für den Erfolg unserer Unternehmung zelebrierten. Das war wirklich eine ganz besonders eindringliche Erfahrung, die uns eine Gänsehaut und ein gutes Gefühl bescherte. Der Nirekha dürfte nun wissen, dass wir auf dem Weg sind, und wird uns hoffentlich auf seinen Gipfel lassen.

Jeder Tag scheint den vorherigen zu übertreffen, so auch die sonntägliche Akklimatisationstour auf den Gokyo Ri. Schon bei der Vorbesprechung der Tagestour von Mong nach Gokyo schwärmte Olaf von der grandiosen Landschaft rund um Gokyo: Fünf heilige Seen, der Ngozumpa-Gletscher mit seiner riesigen Moräne und der Gipfel des Gokyo Ri.

Auf dem Weg von Mong nach Machermo auf nun immerhin schon 4400 m. Im Hintergrund die beiden großartigen Sechstausender Kang Tenga (li) und Thamserku (re).

Trotz seiner knapp 5400 m erscheint der Gokyo Ri beim ersten Anblick eher als ein unscheinbarer Hügel im Konzert der Berge des Khumbu-Himalaya. Vom Gipfel allerdings bietet sich ein kaum zu übertreffendes 360° Panorama mit vier Achttausendern und einer Reihe majestätischer Sieben- und Sechstausender.

Der Aufstieg auf den Gokyo Ri lohnt sich mit jedem Schritt mehr. Ein Weltberg nach dem anderen taucht auf!

Da war er wieder, der Gemeinschaftsmoment, auf dem Gokyo Ri liegend mit Blick auf den Nirekha Peak mit dem Mt. Everest direkt dahinter. Olaf hatte nicht zu viel versprochen.

Und all das ist nicht irgendwie Zufall oder entwickelt sich von ganz alleine. Jede Wanderung, die einfachen aber sehr schönen Lodges, die Sehnsuchts- und Bewunderungsmomente, Zeit für Tee und Plaudern, ganz zu Schweigen von der ganzen Logistik und vorausschauenden Planung unter hoher Unsicherheit – all das wird professionell von Olaf gemanagt. Er führt die Gruppe und leitet die ebenfalls exzellenten Co-Guides Sven und Kumar an und zwar ohne großes Aufsehen.

Knapp 5400 m misst der Gokyo Ri. Und ich weiß keinen anderen Ort, wo so viele schöne und vor allem hohe Berge auf einen Blick zu sehen wären. (Daniela fehlt auf diesem Bild, weil sie an diesem Tag etwas unpässlich war. Aber inzwischen ist alles wieder in Ordnung.)

Gerade sitzen wir in der Cho La-Lodge in Tagnang. Morgen nun wird sich die Gruppe teilen. Wir zwei gehören zu der Gruppe, die sich auf den Weg zum Basislager für die Nirekha-Besteigung machen wird. Dort gibt es keine glühenden Kanonenöfen wie in den Lodges und nächtliche 20 Grad Frost sind durchaus möglich. Dann müssen wir es uns im Zelt „gemütlich“ machen, eingehüllt in Daunenausstattung jeglicher Art.

Unsere Gedanken fangen jetzt schon an, sich um Jümarn, Abseilen, das Bedienen der technischen Ausrüstung mit superdicken Handschuhen und moralisches Durchhaltevermögen zu kreisen.

Noch haben wir den Nirekha Peak nur aus der Ferne gesehen. Die Emotionen schwanken von freudig erwartungsvoll bis zweifelnd verunsichert. Versuchen werden wir es – und das ist schon mal ein kleiner Erfolg an sich.

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6 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Danke für diesen interessanten, schönen Bericht, Daniela und Helmut! Ich wünsche euch viel Erfolg beim Besteigen des Nirehka!

  2. Felix S. sagt:

    Auch von mir viel Erfolg bei der Besteigung!
    Olaf, grüße bitte Bernd von mir. Und wenn beide Gruppen wieder vereint sind natürlich auch Kumar.

  3. Carla sagt:

    Alles Gute und viel Glück den beiden Olaf-Sven-Kumar Gruppen auch von Oliver und Carla.
    Wir wünschen euch gutes Wetter für den Nirekha und viel Erfolg.
    Unsere recht wilde, ursprüngliche und einsame Kantsch-Basecamp-Tour ist fast vorüber..wir grüßen aus Suketar fast schon wieder im Flachland.

  4. Wolfgang Jähne sagt:

    wünsche euch alles Gute und viel Erfolg bei der Bergbesteigung,viele Grüße an Bernd,Susen und Olaf.
    Kommt gesund wieder nach Hause .

  5. heike sagt:

    Im Süden Nepals ist ein großer Regensturm nieder gegangen, mit vielen Toten und Verletzten. Wie geht es Euch dort oben? Kommt etwas von dem Unwetter bei Euch an, oder bleibt Ihr unbehelligt?
    Mit etwas Sorge, doch mit guten Wünschen, Heike

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