Holzberg-Update

Meine Wortmeldung vom 3. Dezember 2018 zum Thema der drohenden Verfüllung des Holzberges trug den Titel „Gefahr im Verzug“. Die Resonanz auf diesen Artikel war erfreulich groß und sehr positiv. Deshalb nun im Nachgang mein persönlicher und möglichst sachlicher Versuch, den momentanen Stand der Dinge zu beschreiben, so wie ich ihn einschätze. Mehr als ein Vierteljahr und unzählige Mails, Telefonate, Veranstaltungen, Sitzungen und Zusammenkünfte nach „Gefahr im Verzug“ ist diese Gefahr für den Holzberg, unseren vielleicht schönsten Kletterspot in ganz Mitteldeutschland, nicht etwa gebannt. Ganz im Gegenteil. So zumindest mein subjektives Empfinden. Und das, obwohl sich viele außerordentlich tatkräftige Leute mit aller Kraft für den Holzberg und sein wertvolles Biotop einsetzen.

Das sind die Fakten:

• Genau jetzt, wo ich das hier niederschreibe (Do, 14.03., 14.00 Uhr), wird die Petition der Böhlitzer Bürgerinitiative gegen die Verfüllung des Holzberges im Sächsischen Landtag an den Ministerpräsidenten übergeben. Diese wird zwar die Aufmerksamkeit wichtiger Leute auf das Thema lenken, kann aber wohl rechtlich rein gar nichts bewirken.

•Das lange erwartete naturschutzrechtliche Gutachten liegt der Unteren Naturschutzbehörde vor. Auf das hatte ich ja große Hoffnungen gesetzt. Ich war der Meinung, dass in unserem Land nichts unternommen werden kann, wenn ein derart wertvolles Biotop vernichtet werden müsste. Wie man mir allerdings von mehreren Seiten versicherte, irre ich mich da. Ich irre mich schon deswegen, weil dieses Biotop nur deshalb überhaupt entstanden ist, weil der ehemalige Eigentümer, die Basalt AG und auch der jetzige, die Firma Kafril, mittels einer Pumpe den Wasserstand im Steinbruch auf dem jetzigen Niveau gehalten hat. Ein schützenswertes Biotop muss nämlich dauerhaft bestandsfähig sein. Und das ist es zumindest gegenwärtig nicht. Da braucht Kafril nur die Pumpen abzustellen. Ähnlich gelagerte Fälle z. B. im Ruhrgebiet zeigen allerdings, dass dauerhafte Lösungen für eine künstliche Regulierung des Wasserhaushaltes für Biotope denkbar sind.

•Die Sektion Leipzig des DAV hat mit Kafril einen unbefristeten Nutzungsvertrag unterschrieben. Die IG Klettern und Naturfreunde Mittelsachsen hat wegen versicherungsrechtlicher Probleme den Vertrag noch nicht unterschrieben. Nach meiner Einschätzung wird das aber noch nachgeholt. Dann wären die Mitglieder sämtlicher DAV Sektionen und auch alle Mitglieder der Regionalverbände der IG Klettern zugangsberechtigt. Diese Vereinbarung ist seitens des jetzigen Eigentürmers jederzeit kündbar. Außerdem sind im Vertrag keine Regelungen zum Thema Teilverfüllung enthalten. Das von Kafril zugesagte dauerhafte Freibleiben der bekletterten Felswände ist also nicht schriftlich fixiert.

•Sicher am interessantesten für mich wäre eine Veranstaltung am 11.Februar diesen Jahres gewesen. Leider war ich zu der Zeit auf Vortragstournee in Norddeutschland. Aber mir liegt das ausführliche Protokoll dieses Treffens vor. Der Landrat des Landkreises Leipzig moderierte ein Gespräch mit der Böhlitzer Bürgerinitiative, dem Oberbergamt Freiberg, dem Umweltamt, sowie Vertretern der Kletterer vom DAV bzw. der IG Klettern. Wichtig wäre bei diesem Treffen gewesen, wenn auch Kafril mit am Tisch gesessen hätte, schon deswegen, weil deren Einladung ein außerordentlich positives Signal der Bürgerinitiative, Mitinitiator dieses Treffens, an die Entscheider in den Behörden gewesen wäre. Es hätte ein Zeichen sein können, dass man von Seiten der Bürgerinitiative gewillt ist, gemeinsam mit Kafril eine Lösung zu finden.  

Ich habe das Protokoll dieses Treffens aufmerksam gelesen. Es ist für meine Begriffe ziemlich lang und enthält eine Menge wichtiger und aufschlussreicher Details. Und nachdem ich dann unten angekommen war, wusste ich, dass die Gefahr für den Holzberg in seinem jetzigen Zustand größer denn je ist. Eigentlich war dieses Treffen eine Bestandsaufnahme und gleichzeitig ein Austausch der jeweiligen Standpunkte. Der Status Quo wurde erörtert, und der sieht nach meiner Lesart und in Kurzform so aus: Im Holzberg, da sind sich alle einig, ist ein Biotop entstanden. Laut Umweltamt ist es aber nicht gesetzlich geschützt. Die Firma Kafril als Eigentümer ist Inhaber eines Sonderbetriebsplanes. Dieser Sonderbetriebsplan ist nach wie vor rechtskräftig und sieht die Verfüllung des „Restloches“ vor und zwar dergestalt, dass anschließend keinerlei Erfordernis für eine Nachsorge besteht. Falls das Biotop doch noch aus irgendwelchen Gründen geschützt werden muss, wonach es aber nach meinem Kenntnisstand überhaupt nicht aussieht, kann der Eigentümer einen Antrag auf Verlagerung dieses Biotops stellen und nachdem das erledigt ist, den Holzberg trotzdem zuschütten.

Ich hab da auch nichts falsch verstanden, wurde mir inzwischen in persönlichen Gesprächen versichert. Und wenn doch, dann bitte ich an dieser Stelle um eine Korrektur.

Nach allem was ich nun gehört und gelesen habe, ist meine persönliche Einschätzung, dass es nur eine Möglichkeit gibt, den Holzberg in seinem jetzigen Zustand zu erhalten: Es muss eine Alternative für den Eigentümer Kafril gefunden werden. Und Kafril muss dieser Ausweichmöglichkeit auch noch zustimmen. Dazu müsste unter anderem der Gesprächsfaden insbesondere zwischen der Bürgerinitiative und Kafril viel besser gesponnen werden als momentan. Und die Politik Hand in Hand mit den Behörden, zweifelsfrei die Hauptakteure in dieser Angelegenheit, müsste den unbedingten Willen aufbringen, dieses Problem zu lösen. Wenn das gelänge, dann gäbe es nur Gewinner. Wann geschieht solch ein kleines Wunder schon mal?

Die Bürgerinitiative hätte ihre Ziele erreicht und das Naturkleinod erhalten. Sie werden sich als Sieger fühlen können. Die Politiker und die Beamten würden etwas Großartiges für die Menschen und die Umwelt getan haben. Sie hätten dazu beigetragen, ein Biotop zu retten und seltene Tiere zu beschützen. Sie könnten sich das auf ihre Fahnen schreiben, und das kommt heute beim Wähler besser an als vieles andere. Zumindest bei denen, die überhaupt wählen gehen. Ach ja, die Kletterer dürften weiter in den Felswänden im Holzberg klettern und schauten nicht von oben auf Schutt und ein sterbendes Biotop. Auch wir zählten dann zu den Gewinnern, dies aber eher als Zuschauer denn als Akteure. Jedenfalls bis zu diesem Zeitpunkt.

Die einzigen, die ein Problem bei der ganzen Sache haben werden, sind die Kafriler, könnte man annehmen. Aber so müsste es gar nicht sein. Zum ersten, weil für mich und nicht nur für mich feststeht, dass die Firma mit dem Holzberg niemals glücklich würde. Es gäbe nur Scherereien. Diese schweben wie ein Damoklesschwert über den Verfüllungsabsichten am Holzberg. Wenn die Kafriler jedoch über ihren Schatten springen könnten und sich beteiligen würden an der Suche nach Alternativen, wenn sie mit der Bürgerinitiative auf Biegen und Brechen im Gespräch blieben, auch wenn es noch so schwerfällt, dann hätten sie unser aller Hochachtung am meisten verdient. Dann wäre die Firma Kafril für mich der eigentliche Sieger – ein für das (grüne) Image des Unternehmes unbezahlbarer Sieg in heutiger Zeit. Denn letztlich wäre es niemand anderes als sie gewesen, die auf ihrem Privatgelände ein kleines Naturparadies bewahren würde. Dafür müsste, wie gesagt, aber eine brauchbare Alternative für den Holzberg geschaffen werden.

Es muss doch bei gutem Willen aller möglich sein, in einer Zeit, wo Lebensräume für Pflanzen, Vögel, Insekten, Amphibien, Säuger in gigantischen Ausmaßen vernichtet werden, hier bei uns ein Zeichen dagegen zu setzen. Irgendwer muss man doch mal damit anfangen. Straßen, Häuser, Flugplätze, Einkaufsmärkte auch Deponien gibt es wahrlich genug. Lasst uns den Holzberg retten, er selber kann das nicht…

    Ich verabschiede mich jetzt erst einmal nach Nepal und will hoffen, bei meiner Rückkehr den Holzberg so vorzufinden, wie auf diesem Bild von Rudolf Wernicke. Passt mir auf ihn auf, denn wenn hier erst einmal begonnen wurde Tatsachen zu schaffen, buddelt den Holzberg niemand mehr aus!!

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2 Antworten

  1. Marco Kliszak sagt:

    Recht so, Danke für Deine Einschätzung und umfassende Informationen

  2. Christian sagt:

    Lieber Olaf,

    danke dir fur deine richtigen Worte. Du beschreibst hier die beste Lösung. Sollte die Verlagerung der Verfüllung gelingen, hier könnte man beispielsweise über eine Verfüllung des gegenüber liegendem Steinbruchs bis über die Wasserlinie nachdenken. Das neu entstehende Klettergebiet, nach meiner Wahrnehmung sind das 2 Ebenen würde die Region touristisch fördern, sodass die Gemeinde daran ein Interesse haben muss.

    Kann man nicht ein Feld umwidnem, wo der ganze Ruß aufgeschüttet und danach begrünt wird, was die Region brauchst sind mehr Erhebungen.

    Wenn eine dieser Lösung nicht funktioniert, müssen zumindest die Wände des Holzberges für die nachfolgende Kletterergeneration bewahrt werden. Für mich als Neu-Böhlitzer waren diese Wände ein ganz entscheidendes Argument um mir im Dorf ein Haus zusammen mit meiner Freundin zu kaufen.

    Wenn ihr Unterstützung braucht, sagt Bescheid.

    Berg Heil!

    Christian

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