Kommen die Yaks?
Für mich war das neu. Und ziemlich beunruhigend. Wenn ich in den vergangenen Jahren mit einem Sherpa etwas ausgemacht hatte, dann funktionierte das auch. Und natürlich war in eine solche Abmachung buchstäblich mit eingepreist, dass es Probleme geben könnte. Im Himalaya gibt es dauernd irgendwelche Probleme. Meist führt das Wetter dabei Regie. Doch Schwierigkeiten sind hier dazu da, gelöst zu werden. Wegen denen bin ich eigentlich hier. Abenteuer ohne Unwägbarkeiten, ohne Anstrengung, ohne Unsicherheit sind alles mögliche, nur eben keine Abenteuer. Wer diese Dinge scheut, ist hier falsch.
Die Sherpas mit ihrer ungeheuren Zähigkeit, ihrer Erfahrung, ihrer sprichwörtlichen Ausdauer in großen Höhen waren immer der Garant dafür, dass ein Weg durch den Schlamassel gefunden wurde. Doch dieses Mal durfte ich zum ersten Mal in 25 Jahren Trekking und Expeditionsbergsteigen erleben, dass es auch anders geht.
Im Beitrag ABSCHIED Teil 1 habe ich von unserem Erlebnis mit dem Yaktreiber berichtet, der uns im Stich ließ. Ich erzählte, dass ich Freunde im fünf Gehstunden entfernten Machermo um Hilfe bat, und das wir hart daran gearbeitet haben, einen Weg für die Yaks durch den Schnee zu unserem Camp zu bahnen.
Aber ob dies alles auch tatsächlich dazu führen würde, dass am vereinbarten Termin mindestens fünf dieser tibetischen Hochlandrinder, andere sagen auch Grunzochsen zu ihnen, bei uns auftauchen würden, wusste von uns da oben im Basislager am Fuße des Nirekha keiner. Wir hofften lediglich und mir bereitete dieses Angewiesensein und die Hilflosigkeit die ein oder andere unruhige Nacht.
Doch am Abend des 1. April, dem Tag unseres hart erkämpften Gipfelerfolges, erwartete uns alle eine frohe Botschaft. Im Kochtopf in Svens Vorzelt lag ein Zettel von Nuru Gyaltsen Sherpa aus Machermo. Der Weg, den wir gegraben haben, sei gar nicht schlecht, schrieb er. Er würde am 3. April mit sechs Tieren zur Stelle sein.
Es gibt sie tatsächlich noch die unbedingte Hilfsbreitschaft der Sherpas. Wir wussten also Bescheid, dass wir am 3. April abgeholt werden würden. Dennoch fiel mir ein Stein vom Herzen, als Andreas, der sie zu erst gesehen hatte, lautstark verkündete, dass die Yaks kommen.
Alles weitere ist rasch erzählt.
Wir mussten nun in Windeseile unseren Krempel zusammenpacken. Da er nur allein gekommen war, wurde ich zum Hilfsyaktreiber ernannt und half ihm beim Aufladen. Yaks zu beladen, ist allein nicht möglich. Übrigens darf es sich ein Fremder wie ich nur in Gegenwart seines Herrn überhaupt erlauben, sich so nah an die lebensgefährlichen Hörner eines ausgewachsenen, männlichen Yaks heranzuwagen.
Über Tagnag, Phortse und Namche sind wir in vier Tagen nach Lukla gelaufen. In Namche musste an nur einem Tag die gesamte Ausrüstung gereinigt und getrocket werden. Deshalb bin ich allein schon morgens um 5 Uhr in Phortse losgelaufen.
Vor allem die Zelte müssen vollkommen trocken in die Plastetonnen, in denen meine Ausrüstung auf ihren nächsten Einsatz manchmal ein oder auch zwei Jahre wartet.
In Lukla hatten wir das Glück, dass auch unsere gecharterte Dornier 128, so wie wir, hier die Nacht verbrachte. Deshalb konnten wir trotz eher schlechten Wetters am 7. April um zehn Minuten nach 6 Uhr starten. Losfliegen geht auch bei weniger guter Sicht. Noch nie bin ich von Lukla so früh weggekommen.
Wegen einer irgendwie schwer nachvollziehbaren Rekonstruktion des Flughafens in Kathmandu, konnten wir allerdings nicht bis dorthin fliegen, sondern landeten nur in der Nähe von Nepals Metropole. Nun mussten wir noch eine vierstündige, ziemlich holperige Busfahrt in Kauf nehmen. Das war aber angesichts der Tatsache, dass wir an diesem regnerischen Tag überhaupt Kathmandu erreichen konnten, völlig zweitrangig.
Die Annehmlichkeiten der Hauptstadt haben uns also wieder. Und wir genießen sie nach den teilweise doch einigermaßen entbehrungsreichen Tagen vor allem im Basislager in vollen Zügen.
Trotz Buchhaltung im Agenturbüro, Blogschreiben und vielen anderen Erledigungen geht es mir gerade ganz besonders gut. Denn wieder einmal hat die Reise wie am Schnürchen funktioniert und meine Gäste konnten ungeheuer viel sehen, erleben, Eindrücke in sich aufsaugen und Erfahrungen sammeln. Das sieht man ihnen an. Und ich freue mich darüber.
Das sieht man mir auch an 🙂
Ein Leben ohne Olaf‘s Abenteuer-Blog ist möglich, aber nur halb so spannend😉 In diesem Sinne heisst es noch hoffentlich lang: Ende gut und lecker – alles gut und besser. Eine sichere Heimreise.
Ich schließe mich dem Kommentar von Jens an 😉
Hallo Olaf,
Dir und Deinen BegleiterInnen die herzlichsten Grüße aus Leipzig und Gratulation zu Eurer grandiosen Tour auf den Nirekha und ins Everest-Basis-Lager. Es war wie immer sehr spannend, Deinen Blog zu lesen.
Kommt nun auch noch heil und gut nach Hause.
Herzliche Grüße, Stephan.
Hallo,
mein Bruder war/ist bei dem Nirekha-Abenteuer dabei und ich war dank dem Abenteuer-Blog immer gut informiert! Super! Die Berichte waren immer sehr spannend geschrieben, so konnte ich auch ein bisserl „mitfiebern“ 🙂
Allen eine gute Heimreise.
Gruß, Ruth
Hallo Olaf,
Gratulation dem ganzen Team für diese erfolgreiche Tour! Es war wieder sehr spannend bei eurer Tour mitzufiebern – Danke fürs Teilen in deinem Blog.
Grüße, Ludwig
Hallo Olaf,
ich gratuliere euch zu eurer von Erfolg gekrönten Tour trotz aller Widrigkeiten. Gespannt und voller Erwartung habe ich auf deine Blogbeiträge „gelauert“. So kann es gehen in Nepal. Um so mehr freue ich mich, dass ihr alle gesund und wohlbehalten vom Berg zurückgekehrt seid. Von zu hause aus durchlebte ich eure Tour ein bisschen mit.
Es war genau vor einem Jahr, dass wir mit dir diese wundervolle riesige Bergwelt des Himalaja in vielen Facetten bestaunen und erleben durften. Ich schwärme heute noch genauso, wie am ersten Tag. Es war einfach gewaltig schön und einmalig für mich.
Großen Dank für deinen spannend geschriebenen Blog….und euch eine gute Heimreise
Herzlichst
Sabine