Gottes Hand

Eigentlich wollten wir ganz zeitig mit unseren Jeeps nach Askole starten. Aber irgendwie ging es einfach nicht los. Wir waren beunruhigt. Als wir nach dem Grund fragten, hieß es, die „Straße“ sei unterbrochen. Und zwar gleich an vier Stellen

Wie jetzt an vier Stellen? Dann fahren wir heute wohl nicht, fragen wir? Doch, doch ist die Antwort. Der „Transporter“ meint, das wird schon noch. Der Transporter ist der wichtigste Mann an diesem Tag. Er entscheidet, ob die Jeeps starten können. Es werde an den durch den vielen Regen verschütteten Stellen gearbeitet, sagt er. Wir müssen warten.

Nur eine Unterbrechung zieht sich über fast einen Kilometer. Da müssen wir das Gepäck rüber tragen. Doch keine Sorge. Auf der anderen Seite sind auch Jeeps. Mit denen fahren wir dann weiter. Wir werden fahren, Inshallah!

Lange Rede, kurzer Sinn, wir sind tatsächlich gefahren. Doch diese Jeepfahrt über 147 Kilometer von Skardu nach Askole wird in unserer Biographie ganz bestimmt als die schier unglaublichste Autofahrt eingehen, die wir je gemacht haben. Übrigens auch bei mir, der ich sie schon zum sechsten Mal genießen durfte. Denn diese „Straße“ ist seit 1996 nicht besser geworden.

Ich konnte einfach nicht glauben, dass die Fahrer dieser Autos tatsächlich bei diesen Verhältnissen die Tour wagen. Und man konnte ihnen ansehen, dass auch sie an der einen oder anderen Stelle Angst hatten. Ich habe mich selten in meinem Leben so ausgeliefert gefühlt. Und nicht nur gegenüber den Fahrern.

Diese Stelle hier war eine fünfte Unterbrechung der Straße, die unsere Träger mit vereinten Kräften freigeschaufelt haben.

Man sagt ja, auf See und vor Gericht begibt man sich in Gottes Hand. Ich würde noch hinzufügen: Auf dem Weg von Skardu nach Askole auch! Dass es keinen Felssturz oder ähnliches gab, dass unter der Last unserer Jeeps keine Brücke zusammenbrach oder ein Stück der unbefestigten Straße im Braldoriver versank, war einfach nur Glück oder eben Gottes Beistand.

Und den können wir in den nächsten Tagen und Wochen weiter und wohl auch mehr als sonst gebrauchen. Ich will mich ja nicht runterziehen lassen. Ich habe mir auch ganz fest vorgenommen, dass ich mir keine Gedanken machen werde, denn ändern können wir ja eh nichts. Aber was wir so hören, verheißt nichts Gutes.

Ständig ist hier vom vergangenen Jahrhundertwinter die Rede. Schneemassen ohne Ende. Trekkinggruppen, die deshalb noch nicht einmal das Basislager des Hidden Peaks erreichen konnten. Der Gondoropass, der gesperrt ist, weil es völlig unmöglich sei, ihn zu überqueren. Und in den vergangenen Tagen ist nicht etwa irgendwas besser geworden, sondern im Gegenteil.

Unser zweites Camp in Paju. Hier machen wir gerade einen Rasttag, weil sich die Träger auf den gewaltigen Baltoro-Gletscher vorbereiten. Sie kochen, backen und schlachten die mitgebrachten Ziegen und Hühner.

Na ja, ich glaube nur, was ich selber sehe. Das habe ich in den vergangenen 30 Bergjahren gelernt. Viel wichtiger finde ich, dass die Stimmung ganz ausgezeichnet ist. Wir haben alle die Jeepfahrt unbeschadet überstanden und uns nun auf unseren eigenen Füßen auf den Weg gemacht.

Und die beste Nachricht ist, dass sich das Wetter bessert. Heute Nacht hat es noch geregnet, aber nun scheint die Sonne, und das soll die nächsten Tage auch so bleiben.

Die Agentur arbeitet perfekt, so perfekt, dass buchstäblich keine Wünsche offen bleiben. Und es ist alles andere als einfach, eine Tour von elf Leuten über Wochen bzw. Monate so großartig zu organisieren.

An uns jedenfalls liegt es nicht. Und schon gar nicht an unserem pakistanischen Team. So liebe und fleißige Leute!

Wir werden es nehmen, wie es kommt, und dass wir die Naturgewalten nicht in unserem Sinne beeinflussen können, ist wirklich gut so!

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6 Antworten

  1. Hilke sagt:

    Schön, dass ihr es schon so weit geschafft habt. Ich drücke euch die Daumen, dass es weiterhin klappt und auch das Wetter mitspielt. Liebe Grüsse, besonders an Katrin

  2. Hildegard sagt:

    Die „Straße“ sieht sehr sehr abenteuerlich aus. Schön, dass es allen gut geht und ihr schon so weit gekommen seid. Auch ich drücke die Daumen, dass alles weiter gut klappt und auch das Wetter mitspielt. Viele Grüße an alle, besonders an Holger und auch an euer pakistanisches Team

  3. Axel Püschel sagt:

    Ja, leider können wir das Wetter nicht beeinflussen. Viel Erfolg…ihr schafft das!!! Viele Grüße aus der Hauptstadt

  4. Günter Hennersdorf sagt:

    Wir wünschen dem ganzen Team nur das Beste. Vor allem drücken wir die Daumen, Ihr sollt das Ziel gesund und ohne Schäden erreichen.
    Besondere Grüße an Wolfgang Jähne
    Von Uschi und Günter

  5. Verena Dubacher sagt:

    Auch von der Schweiz aus drücken wir ganz fest die Daumen für ein gesundes und beglückendes Gelingen, verbunden mit ganz speziellen Grüßen an Katrin Hanke und unbekannterweise an die ganze Gruppe. Also weiterhin TOI TOI TOI auf dass die Wetter- und Glücksgötter Euch weiterhin gnädig gestimmt sein werden.

  6. Kai Bittner sagt:

    Daumen sind gedrückt…Kommt heile wieder.
    Beste Grüße aus dem Erzgebirge

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