Stein des Anstoßes
Laila war der Legende nach wunderschön. Der Laila Peak ist es auch. Aber vor allem ist er unnahbar, schwierig und tatsächlich auch gefährlich, zumindest, wenn man so spät bei ihr dran ist, wie wir gerade. Der Laila Peak ist also tatsächlich ein Mädchen. All das wissen wir nun schon nach unserem ersten Aufenthalt weit oben am Berg.
Am Dienstagmorgen um 6.00 Uhr begannen wir unseren Aufstieg. Zuerst ging es über steile, geröllbedeckte Gras- und Felsbänder aufwärts. Teilweise artete das in richtige Kletterei aus, und ich wollte gar nicht daran denken, dass wir irgendwann mit Riesenrucksäcken dort wieder runter müssen.
Dann folgte ein gewaltiger Kessel mit steilen Geröllhängen, teilweise noch mit Altschnee bedeckt. Anschließend wartete kombiniertes Klettergelände über Grate, Wandpassagen und Firnhänge bis zu einer spektakulär gelegenen Scharte zwischen zwei der imposanten Vorgipfel des Laila. Hier auf etwa 5600 m Höhe stellten wir unsere beiden Zelte auf. Mehr als neun Stunden haben wir mit unseren schweren Rucksäcken bis dort hinauf gebraucht.
Das unangenehme dieses Aufstieges waren nicht nur die endlos langen Passagen auf engen Bändern, wackeligem Geröll oder steilen Firnfeldern. Ich hatte große Angst vor Steinschlag. Fast den gesamten Weg hinauf zum Camp 2 steigt man unter gewaltigen Wänden und Graten entlang, aus denen permanent absturzbereite Felsmassen drohen.
Und es ist deshalb auch kein Wunder, dass wir getroffen wurden. Ein Wunder ist, dass nur ein Körpertreffer dabei war und dass es nicht viel schlimmer kam. Es erwischte Svens Knie. Er konnte seinen Aufstieg zwar unter Schmerzen fortsetzen, hat sich aber schon nach der Nacht im Lager 2 entschieden, dermaßen angeschlagen nicht wieder aufzusteigen und seine Ambitionen am Laila aufzugeben.
Nach einer ziemlich windigen und kalten Nacht, ich hatte, um jedes Gramm Gewicht zu sparen, nur meinen superleichten Schlafsack dabei, machten sich Jacob und ich noch auf eine Erkundungsklettertour. Wir wollten den besten Weg unter die Gipfelwand finden. Doch steiles und stahlhartes Blankeis wies uns zurück, weil, ebenfalls aus Gewichtsgründen, jedem nur ein Eisgerät zur Verfügung stand.
Aber ich hatte meine Drohne und drei Akkus mit hinauf getragen, die jetzt für uns die Erkundung übernehmen sollte und auch übernommen hat. Spektakuläre und sehr aufschlussreiche Bilder sind dabei entstanden. Das steht jedenfalls fest! Und so rechtfertigt sich doch noch das leider kaum zu rechtfertigende Zusatzgewicht der Drohne.
Gegen 10.30 Uhr begannen wir mit dem Abstieg. Ich kletterte mit eingezogenem Kopf was das Zeug hielt und traf kurz nach 14.00 Uhr wieder im Basislager ein. Sven und Jacob kamen etwas später, dafür hatten sie aber vorschriftsmäßig ihren Helm aufgesetzt.
Heute nun, am Donnerstag, musste unbedingt ein Ruhetag sein. Für mich gerade die einzige Zeit, um meine Homepagebesucher auf dem Laufenden zu halten. Und Zeit, Strategie- und Taktikmeetings abzuhalten. Da Sven sich gegen den Berg entscheiden musste, sind wir jetzt nur noch zu zweit, was die Sache natürlich nicht einfacher macht.
Die Kletterausrüstung wie Seile, Eisschrauben, Keile, Friends, Schlaghaken, Schlingen usw. werden in gleicher Menge benötigt, verteilen sich nun aber nur noch auf zwei Schultern. Und das ganze Zeug ist eben noch nicht oben in Lager 2.
Jacob und ich müssen nun rasch wieder aufsteigen, wollen wir unsere Chancen wahren, denn am 13. August kommen abends die Träger. Daran ist nicht zu rütteln, denn das ist wirklich der allerletzte Drücker, wollen wir unseren Flieger in Islamabad schaffen.
Morgen in aller Frühe werden wir aufbrechen. Und nun brauchen wir Glück auf der ganzen Linie. Vor allem der Wettergott muss auf unserer Seite sein und jener des Steinschlags, falls es den überhaupt gibt.
Der Stoff für die News wird uns also auch in den allerletzten Tagen hier garantiert nicht ausgehen.
Toi, toi, toi !!!!!!! (Bin immer noch etwas „traurig“, dass für mich am Concordia quasi Feierabend war)
Einen Helm zu tragen in diesem „Steinschlag-Gebiet“ wäre auf für dich nicht verkehrt, Olaf 😉 Auch wenn es – wie man bei Sven sieht – auch andere Körperteile treffen kann.
Viel Erfolg!
Allein für den Ausblick von Lager 2 hat sich die Anreise gelohnt.
Lieber Olaf, lieber Jacob, lieber Sven,
An Spannung fehlt es Eurer Unternehmung wahrlich nicht und wir wünschen Euch auch mit verminderter Manpower viel Glück! Bleibt in jedem Moment besonnen (was auch die Wetterverhältnisse betrifft) und genießt die verzaubernden Wunder in großer Höhe…
Hallo ihr drei,
Es bleibt also weiterhin spannend bei euch!
Schade, dass Sven getroffen wurde – ich wünsche gute und rasche Besserung. Und den verbleibenden Aufsteigenden viel Glück am Gipfel und einen zwischenfallfreien Auf- sowie Abstieg. Mögen euch die Götter und das Mädchen hold sein!
Viele Grüße, Ludwig
Hallo Sven,
hallo Olaf,
hallo Jacob,
ich verfolge eure Tour und möchte euch liebe Grüße senden. Ich bin hier ein stiller Beobachter und lasse mir hinterher immer alles von Sven berichten. Jedoch möchte ich euch, und insbesondere Sven, gute Wünsche rüber senden!
@ Sven: gute Besserung, Digga! Du hast so viel erreicht. Achte auf deine Gesundheit, man! Es tut mir leid, dass du pausieren musst, aber die Gesundheit geht vor. Wie du so schön schriebst: Mach keinen Sch***! 😉 Gute Besserung, mein Lieber!!
Die besten Grüße euch!
Punsch
Lieber Olaf, es ist ein großes Geschenk eurer Expedition so beiwohnen zu dürfen! Ich drücke meine Daumen, dass das Wetter mitspielt und euch Laila wohl gesonnen ist. Die Hauptsache ist jedoch, dass ihr alle wieder wohl behalten nach Hause kommt. Passt auf euch auf und sei ganz lieb gegrüßt, Maria
Alles Gute auch an Sven,
ihr seid echte Abenteurer, und ich denke, dass ihr auch getrennt im Innern doch verbunden seid…