Nichts mehr wie es war

Endlich ganz oben zu stehen, auf dem Gipfel eines hohen Berges, also sich selbst und alle anderen Hindernisse überwunden zu haben, verschafft eine Zufriedenheit, die wir im Alltag selten finden. Hier oben reagiert niemand auf uns und unsere Regeln, und wir können die Anwesenheit des Lebens wieder spüren.

Claudia klettert seilfrei im unschwierigen mittleren Teil der Route. Das war ohne Probleme machbar, denn die Bedingungen am Berg waren fast perfekt. (Fotograf ist mit im Bild 🙂

Die Uhren gehen langsamer und die Intensität des eigenen Daseins nimmt ungeahnte Ausmaße an. Wir werden auf uns selbst zurück geworfen.

Ich habe fast das Bedürfnis, mich dafür zu entschuldigen, dass ich gerade so fühle. Dass ich hier bin und von der Corona-Hysterie so gar nichts mitbekomme. Obwohl wir natürlich alle Informationen haben: Exponentiell ansteigende Infektionszahlen, Ausgangssperren, geschlossene Grenzen, die gigantische Wirtschaftskrise, die das alles nach sich ziehen wird.

Claudia quert von einer Schneerinne zur nächsten. Fast die gesamte Route konnten wir im Schnee, Firn und weiter oben auch im Eis gehen.

Aber selbst das erscheint hier klein und unwichtig. Wir zwei sind hier oben seit sieben Tagen völlig allein und auf uns selbst gestellt. Ein falscher Schritt, ein kleiner Fehler und schon ist sie da, die Katastrophe. Niemand wird kommen, uns zu helfen. Und genauso wollten wir das auch.

Die letzten Schritte zum höchsten Punkt des Nirekha führen über diesen wunderbar luftigen Grat.

Wenn zu Hause vielleicht tatsächlich nichts mehr, und womöglich auch in Zukunft nie mehr so sein wird, wie es vor unserer Abreise war, wie ein von mir sehr geschätzter Kommentator unter eine meiner letzten News schrieb, dann ist es doch umso besser, dass wir diese Reise unternommen haben.

Denn mindestens für Claudia und vielleicht auch für einige meiner anderen Gäste wird vermutlich auch nichts mehr so sein, wie es vor ihrer Abreise war.

Claudia am Ziel ihrer (momentanen) Wünsche. Der Gipfel des Nirekha. Im Hintergrund, leider nicht ganz wolkenfrei, der Mount Everest.

Für Claudia weiß ich es genau. Sie ist auf ihren ersten Sechstausender geklettert. Mutig, souverän und unter Aufbietung all ihrer Kräfte. Dieses Erlebnis wird sie nie wieder vergessen. Es wird sie verändern. Es wird ihr eine neue Perspektive auf die Dinge in ihrem Leben eröffnen.

Dafür nehme ich gern die Mühen und Unwägbarkeiten auf mich, die unser Nachhausekommen womöglich für uns bereit hält.

Claudia kann nach reichlichen 12 Stunden Bergbesteigung immer noch ganz freundlich schauen.

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8 Antworten

  1. Sybille und Thomas sagt:

    Top! 👍 Ganz großes Kino! Und wunderbare Zeilen!

  2. Kai Bittner sagt:

    Saustark…the strong german woman…Ich freue mich für Euch beide…insbesondere für Claudia…ganz außerordentlich über diesen wunderbaren Gipfelerfolg…Ihr beiden wirkt schon fast surreal in dieser unglaublichen Zeit…Ich wünsche der gesamten Gruppe, dass Ihr am Ende der Reise schnell und sicher nach Hause kommt…geniest die letzten Tage in der „alten“ Welt und bleibt behütet.
    Beste Grüße an Alle. Dorr KAI

  3. Veronica sagt:

    Was für eine tolle Leistung der strong german woman! Gratulation, Claudia!

  4. Matz Bergfex sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zum ersten Sechser.

  5. Bernd Bienia sagt:

    Herzlichen Glückwunsch

  6. Thomas Schmidt sagt:

    Ja, ja, Jippieh !!
    Klasse Leistung und Danke für’s Teilen, lieber Olaf…

  7. Ingo Röger sagt:

    Nichts mehr wie es war … Glückwunsch und seid vorsichtig! Ab sofort hat Nepal für mindestens eine Woche auch einen Lockdown angeordnet.
    http://www.deccanherald.com/international/nepal-announces-nationwide-lockdown-over-coronavirus-pandemic-817044.html

  8. Andre und Angi sagt:

    Hallo zusammen,
    haltet bitte durch und bleibt gesund.
    Lt. Ausw. Amt werden Rückholflüge aus Nepal vorbereitet.
    Wir drücken ganz doll die Daumen.
    LG

    https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/nepal-node/nepalsicherheit/221216

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