Schlechte Nachrichten
Diesmal liegt es nicht an der dünnen Luft, die ja sonst meist der Übeltäter ist, wenn es jemandem nicht gut geht. Diesmal ist es Pech oder Schicksal oder kein Glück oder wahrscheinlich alles zusammen. Steffen muss wegen Knieschmerzen seine Ambitionen am Nirekha Peak aufgeben und Kai hat ziemlich massive Herzprobleme bekommen und musste leider die Heimreise antreten.Das ist natürlich bitter vor allem für Kai, der sich riesig auf diese Reise gefreut und sie sich selber zu seinem 50. Geburtstag geschenkt hat. Aber die Berge laufen nicht weg, und er wird wiederkommen, da bin ich mir ganz sicher.
Wenn man der ganzen Sache etwas positives abgewinnen will, und das sollte man zumindest versuchen, dann, dass Kai keine zwei Tage gebraucht hat, um es mitten aus dem Herzen des Himalayas nach Hause in die Praxis eines Spezialisten zu schaffen. Ein Grund übrigens, warum ich mit meinen Gästen hier unterwegs bin.
Jedenfalls sind wir alle ein bisschen traurig, denn so sollte eine Tour ja nun wirklich nicht anfangen. Aber Jammern hilft nicht und wäre ganz sicher auch nicht in Kais Sinne, obwohl wir ihn jetzt schon sehr vermissen, ganz besonders ich. Er war und ist bestimmt bald wieder ein besonders angenehmer und pflegeleichter Gast.
Und wir anderen müssen uns jetzt trotzdem weiter akklimatisieren. Die Luft wird dünner. Daran können wir derzeit nichts ändern. Woran wir aber sehr wohl etwas ändern können, ist unsere Anpassung an den sich ständig vermindernden Sauerstoffpartialdruck. Doch das ist Arbeit. Nicht unbedingt für uns, wohl aber für unseren Körper. Ein seltsamer Widerspruch? Nein.
Wir brauchen Ruhe und Zeit, unser Körper schuftet: Jede einzelne Zelle muss sich an den Sauerstoffmangel anpassen. Das ist anstrengend und deshalb müssen wir ihn in Ruhe lassen und höchstens Wanderungen mit dem Charakter von entspannten Spaziergängen unternehmen.
Genau das haben wir in den letzten drei Tagen gemacht, nachdem wir am vergangenen Samstag (7. März) in Namche (3400 m) eingetroffen sind. Am Sonntag sind wir ganz geruhsam eine Runde von Namche nach Khumjung (3800 m) zum Yetiskalp, dann nach Khunde (auch 3800 m) zum Hillary Hospital und schließlich wieder zurück nach Namche in die Bäckerei geschlendert.
Anschließend waren wir auf einem zweitägigen Ausflug in Thame (3800 m) und haben meine tibetischen Nonnen in Thamo besucht, um mit ihnen die obligatorische Puja zu feiern. Schließlich sollen die Berggötter in den kommenden Wochen möglichst wohlwollend unsere Vorhaben unterstützen und uns keine Steine, Neuschneemassen oder gar Lawinen in den Weg legen.
Nach der Nacht in Thame sind wir gestern noch einmal nach Namche zurückgekehrt, denn so eine Nacht tiefer als die vorherige zu schlafen, tut Körper und Seele besonders gut.
Akklimatisation ist hier im Himalaya alles, und ich wundere mich jedes Mal aufs Neue, wie wenig ich danach gefragt werde. Wenn ich ein Ranking aufstellen würde, welches die am häufigsten an mich gestellten Fragen sind, so steht an erster Stelle die nach den Temperaturen. Vor allem nach den möglichen Frostgraden. Dann kommen die täglichen Gehzeiten, die Duschmöglichkeiten in den Herbergen und nicht zuletzt auch die Fragen nach der benötigten Ausrüstung. Und dabei hat niemals irgend etwas davon je ein Problem verursacht.
Ganz anders die Höhe. Doch Auskünfte zu deren Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, zu den täglich zu absolvierenden Höhenmetern oder zur Anpassungstaktik an den Sauerstoffmangel usw. werden natürlich auch verlangt, doch die landen regelmäßig abgeschlagen unter ferner liefen…
Dabei ist die Frage nach der Höhenanpassung die alles entscheidende. Dumm ist nur, dass es hier nicht mehr, sondern mit jedem Höhengewinn immer weniger Luft gibt. Aber die gute Nachricht ist, dass wir uns daran gewöhnen können. Und genau aus diesem Grund ist ausreichend Zeit auf dieser Tour so immens wichtig. Denn Akklimatisation braucht nun mal Zeit!
Wir sind nun an eine Höhe von ca. 3800 m Höhe angepasst und können jetzt die nächste Etappe unserer Tour in Angriff nehmen. Morgen beginnen wir unseren Weg in das zweite Tal der Everest-Region, in dem der Ngozumba-Gletscher alles beherrscht.
Über Mong La (4000 m) und Machermo (4400 m ) werden wir in drei Tagen die Gokyo-Alm (4700 m) erreichen. Hier thront ein kleiner Aussichtsberg namens Gokyo Ri über einem See. Mit knapp 5400 m Höhe wohl eher ein Zwerg zwischen den weltberühmten Bergriesen, aber mit einer fulminanten Aussicht auf gleich vier 8000er von seinem Gipfel.
Und nun hoffe ich, dass wir von weiteren Hiobsbotschaften verschont bleiben und wünschen Kai, dass sich seine Probleme möglichst in Luft auflösen und er rasch wieder vollkommen fit seinen vielen sportlichen Aktivitäten nachgehen kann.
Wir sind in Gedanken bei Dir…
Hallo Olaf, wie immer sehr schön geschrieben und ja ich bin schon ziemlich down und auch sehr traurig im Moment…ist alles auch ein bischen surreal. Aber ich bin guter Dinge…und dieses Buch wird zu Ende geschrieben, der Sack wird abgeholt, wie Du sagen würdest…im besten Falle tatsächlich bereits im kommenden Jahr. Aber das besprechen wir wenn Ihr wieder da seit.
Jetzt wünsche ich Euch weiterhin bestes Wetter und richtig gute Fitness und Gesundheit.
Allerliebste Grüße an alle aus der Gruppe…in Gedanken bin ich bei Euch.
Gruß Kai
Was für ein Pech für dich, Kai! Ich wünsche dir alles Gute und würde mich auch freuen, wenn es vielleicht schon nächstes Jahr mit der Nepal-Reise klappen würde!
Olaf, tolle Bilder wie immer. Es wäre nicht schlecht, wenn das Wetter wo bleiben würde, oder 😉
Liebe Grüße an euch alle, Veronica
Lieber Olaf,
vielleicht wirst du von deinen Gästen so wenig zur Akklimatisation gefragt, weil sich natürlich alle auf deiner Website informiert haben. Dort erklärst du dies ja wirklich sehr gut und für Laien verständlich. Da bleiben einfach keine Fragen offen.
Hast du auch erwähnt, dass man beim Aufstieg möglichst auf ein Bierchen verzichten sollte, auch wenn es schwerfällt, damit sich der Körper nicht auch noch mit dem Abbau von Alkohol beschäftigen muss. Aus Erfahrung kann ich sagen, das Erste danach schmeckt besonders lecker 😉.
Ich wünsche euch noch eine schöne, abwechslungsreiche Tour mit vielen neuen Eindrücken.
Viele Grüße, auch an den mehrfachen „Wiederholungstäter“ Günni,
von Frank aus Brandenburg. 🗻
Lieber Olaf,
wünsche Euch allen eine entspannte Tour ohne weitere Ausfälle. Danke für die schönen Fotos, bin in Gedanken bei euch.Besonderer Gruß an Oldi Günther.
Alles Gute Wolfi
Lieber Olaf,
Dir und Deinen Mitstreitern viel Erfolg auf dem Wege zum Nirekha und – wie schon von Wolle – besondere Grüße an Deinen diesjährigen „Alterspräsidenten“ Günther.
Beste Grüße aus der Heimat, und: Bleibt schön gesund!
Stephan.