Kletterverbot im Holzberg
Nun ist er doch gekommen, dieser Tag, von dem wir alle gehofft haben, dass er nicht kommen würde. Ab morgen verbietet die Firma KAFRIL den Kletterern, am Holzberg ihrer Lieblingsbeschäftigung nachzugehen. Und dieser Holzberg ist nicht weniger als einer der größten und vielseitigsten Kletterspots in ganz Mitteldeutschland. Der Grund macht mich extrem wütend und ist nichts weiter als eine Schande für die Firma KAFRIL.
Wir Kletterer haben uns klar auf die Seite derer gestellt, die sich für den Erhalt eines kleinen Fleckchens Erde eingesetzt haben, welches sich die Natur in den vergangenen 20 Jahren zurückerobert hat. Eine kleine Arche Noah ist unter den Augen von uns Kletterern am Holzberg entstanden, und wir haben uns jedes Mal, wenn wir Hand an den Porphyr legten, darüber gefreut.
Obwohl es kaum zu glauben ist, entstand hier eines der artenreichsten Biotope in ganz Sachsen. Nicht weniger als 10 Fledermausarten, 5 Amphibien- und 5 Reptilienarten, 47 Vogelarten und 21 Tagfalterarten haben sich in das Flachwasserbiotop im Holzberg aus der umliegenden Agrarwüste gerettet. Wie um alles in der Welt kann in der heutigen Zeit, wo das globale Artensterben eines der größten Tragödien auf unserem Planeten darstellt, jemand allen Ernstes auf die Idee kommen, einen solchen Ort einfach mit Abraum und Bauschutt zuzuschütten?
Aber auch unter uns gab es heftige Kämpfe, weil es eben auch andere Meinungen unter den Kletterern zu diesem Thema gab. Warum ohne Not denjenigen verärgern, dessen Eigentum der Holzberg geworden ist und auf dessen Wohlwollen wir nun angewiesen waren?
Ja, das wäre schön einfach gewesen. Die anderen machen lassen, die eigenen Füße ruhig halten und im Stillen hoffen, dass diese anderen uns die Kipper mit ihrem Dreck vom Hals halten.
Wir haben das nicht getan, und wir können stolz darauf sein, dass wir eben nicht das Konsumieren von sonnenbeschienenen Felswänden über alles andere gestellt haben. Aber stimmt das überhaupt?
Als ich am vergangenen Sonnabend zum letzten Mal vor unserer Aussperrung am Holzberg geklettert bin, waren die Wände regelrecht zugesponnen von Dutzenden Kletterseilen. Man hatte wohl davon gehört, dass mit dem Klettern hier bald Schluss sein würde. Extrem viele junge Leute waren von sonst woher gekommen. Das Wetter zeigte sich von seiner allerbesten Seite.
Es war eine prima Gelegenheit, mal nachzufragen, was die jungen Leute eigentlich wissen zum Thema Holzberg und KAFRIL. Ob sie das Wort „Überprägen“ schon mal gehört haben? Ob ihnen bewusst ist, dass sie über einem Biotop klettern, in welchem gleich mehrere Tierarten beheimatet sind, die auf der Roten Liste stehen? Oder dass es ein Aktionsbündnis zur Rettung dieses Biotops gibt? Keiner wusste irgendwas. Ein Pachtvertrag würde wohl auslaufen, war die einzige Antwort, die ich bekam.
Was ist da schief gelaufen? Hat das Aktionsbündnis der Holzbergretter miserabel kommuniziert? Oder sitzen die paar Hanseln, denen der Holzberg im jetzigen Zustand am Herzen liegt und die enorm viel Zeit und Kraft in ihn investiert haben, einer Illusion auf? Vielleicht interessiert das Schicksal des Holzberges das Gros der Kletterer überhaupt nicht?
Nicht nur das erschreckende Desinteresse der Kletterer vor Ort ist ein Indiz dafür. Selbst in dem engsten persönlichen Umfeld meiner Kletterfreunde interessiert bzw. engagiert sich nur ein winziger Teil der Leute für den Holzberg und seine Bewohner.
Nun ist nach meinem Dafürhalten der Zeitpunkt gekommen, mehr zu tun, als nur den Verlust dieses großartigen Kletterspots zu betrauern. Und auf keinen Fall darf dieser Verlust dazu führen, dass sich nun gleich gar niemand mehr für ihn interessiert, weil er ja nicht mehr existiert. Aus den Augen darf nicht aus dem Sinn sein!
Was mich an der ganzen Sache so sehr umtreibt, ist die Tatsache, dass man es eigentlich niemand übel nehmen dürfte, wenn er sich um den Erhalt eines Biotops bemüht. Aber es wäre entschieden zu wenig gewesen, wenn wir uns einfach nur gegen die Verfüllung gewandt hätten.
Die Kletterer haben sich immer um die sehr berechtigten Belange des Eigentümers gekümmert. Was wurde nicht alles dafür getan, einen Ausgleichsstandort für KAFRIL zu suchen und sogar zu finden!! Mit enormen persönlichen Aufwand einiger weniger wurde sogar eine halbe Million Euro aufgetrieben, um KAFRIL das Gelände abzukaufen. Die Verantwortlichen bei KAFRIL wären ohne wirtschaftliche Einbußen, ohne Gesichtsverlust und ohne diesen immensen Imageschaden, der jetzt zwangsläufig eintreten wird, aus der Sache rausgekommen.
Was um alles in der Welt reitet die Verantwortlichen in dieser Firma?
Wir Kletterer haben die maßlose Wut der Firma KAFRIL auf uns gezogen und werden deshalb aus dem Holzberg geworfen. Das sollten wir auf keinen Fall widerstandslos hinnehmen. Deshalb bitte ich alle Leser dieses Textes sehr herzlich: Unterschreibt unbedingt die Petition an den Sächsischen Landtag!
Gebt den Link weiter, so oft Ihr könnt!
Lest bitte unbedingt den Text zu dieser Petition. Er stellt ihren Zweck dar und begründet sie in aller Ausführlichkeit. Wenn Ihr Euch die kleine Mühe macht, diesen Text aufmerksam zu lesen, bleiben keine Fragen zum Holzberg und den vielen Aktivitäten, die bisher zur Rettung dieses Naturkleinods gelaufen sind, offen.
Informiert Euch über weitere Aktionen, bleibt am Ball was in Sachen Holzberg in Zukunft passiert!
Kommt am 30. April um 10.00 Uhr zum Parkplatz vor dem Holzberg zur „Infoveranstaltung“ und bringt Eure Freunde mit. Dort könnt Ihr die Holzbergretter persönlich kennenlernen und Euch aus erster Hand informieren, wie Ihr Euch einbringen könnt.
Und vor allen Dingen fallt beim Klettern nicht runter und denkt immer daran, was Alex Lowe uns allen ins Poesiealbum geschrieben hat: „Derjenige ist der beste Kletterer, der den meisten Spaß hat.“
Ich freue mich, Euch zu treffen!
Mehr Infos findet Ihr in anderen Artikeln zum Thema Holzberg hier auf der Homepage:
Holzberg – Update – Feuer frei
Holzberg – Auf der Zielgeraden?
Vor einigen Jahren wurde die Schwarze Wand gesprengt. Das war auch schon ein großer Verlust für die Klettergemeide, war dieses gipfelartige Massiv doch in der Region etwas Besonderes. Nun also der Holzberg. Schwer vorstellbar, dass dieses von der Natur entstandene Feuchtbiotop mit Bauschutt verfüllt werden soll.
Ebenso schwer vorstellbar, dass diese Firma dazu die Genehmigung erhält.
Das Mindeste was wir Kletterer tun können um das zu verhindern, ist die Unterzeichnung der Petition!
Hervorragend zusammenfassend beschrieben. Danke.
Die Politik ist gefragt. Dazu die Petition.
Ich danke Dir sehr für Deinen Einsatz lieber Olaf! Bin im Urlaub, Tulpen zählen in Holland.