Warten auf die Sonne!

Man könnte ganze Bücher füllen, mit den Gemütszuständen von Bergsteigern. Mühsam im Zaum gehaltene Ungeduld ist einer davon. Im Basislager sitzen zu müssen und zur Untätigkeit verurteilt zu sein, dass ist für manchen von uns nur schwer zu ertragen. Doch genau das gehört zum Bergsteigen an großen Gipfeln dazu, wie die Wärme zum Feuer. Wir müssen uns gerade in dieser Disziplin üben. Aber weil wir nicht besonders gut darin sind, steht jetzt unser Lager 2. Und dass, obwohl uns die Wetterprognosen nahezu für die ganze Woche sehr wechselhaftes bis schlechtes Wetter vorhergesagt hatten.

Trotz dieser Prognosen sind wir am Dienstag (12.07.) abermals schwer beladen zum fast 1000 m höher gelegenen Lager 1 aufgestiegen. Nach einer kurzen Kochpause ging es sogleich weiter zum Lager 2. Dort legten wir ein Depot an. Es ist aber nicht damit getan, die Ausrüstung irgendwo hinzuschmeißen. Insbesondere das Essen muss sorgfältig vor der Kraft, dem Willen und der Klugheit der Dohlen und Krähen geschützt werden.
Tun wir das nicht, wird das gesamte Essen zu 110 Prozent ein Opfer der Unersättlichkeit dieser schwarzen Biester sein. Ich spreche aus schmerzlicher Erfahrung. Anschließend sind wir wieder ins Lager 1 abgestiegen und kurz vor Einbruch der Dunkelheit dort eingetroffen.

Thomas und Max auf dem Abstieg heute morgen (14.07.) vom Hochlager zurück ins Basecamp. Das Lager befindet sich in der markanten Scharte genau über den beiden.

 

Das Wetter zeigte sich an diesem überlangen Tag noch von einer annehmbaren Seite. Am nächsten Morgen war es damit ganz vorhersagegemäß vorbei. Schneefall hatte eingesetzt, doch wir waren uns trotzdem alle einig, unser Lager eine Etage weiter hinauf zu verschieben.

Also sind wir gestern (13.07.) mit Sack und Pack zum 5300 m hoch gelegenen Lager 2 aufgestiegen und haben viel Kraft und Zeit darauf verwendet, das Lager quasi bombensicher zu verankern. Denn der Platz dort oben liegt zwar malerisch in einer Scharte mit einer einmalig schönen Aussicht auf gleich vier! Achttausender, darunter der K2, welcher als König aller Berge gilt.

Aber dieser Ort ist durch den Strömungseffekt auch extrem windexponiert. Also wurden zwei Löcher für unsere beiden Zelte gegraben, Schneemauern errichtet und zentnerweise Steine herangeschleppt, um die beiden Nylonbehausungen so gut wie möglich vor dem allgegenwärtigen Wind zu schützen. Der Schutz des Lagers ist vor allem deshalb so wichtig, weil uns natürlich bewusst war, dass wir dieses Lager dort oben für gleich drei oder vier Tage sich selbst überlassen mussten. Solange soll das schlechte Wetter noch andauern. Wir verbrachten eine unruhige Sturmnacht mit Dauergeprassel der Hochgeschwindigkeitsschneeflocken auf unsere Stoffunterkunft.

Unser nun einziges Hochlager am Wandfuß. Mit dem Traumblick auf die vier Achttausender des Karakorum war es leider nicht so weit her.

 

Heute morgen um 9.00 Uhr sind wir nach einer abermaligen Verstärkung der Abspannungen unserer Zelte ins Basislager abgestiegen. Und hier heisst es nun doch warten. Und zwar bis zum Ende dieser Woche. Wir wissen das so genau, weil Freunde uns via Satellit mit verschiedenen Wetterprognosen versorgen. Und diese stimmen ganz eindeutig in der Vorhersage überein, dass wir Anfang nächster Woche für 2-4 Tage eine Hochdruckwetterlage bekommen werden. Nicht so wahnsinnig ausgeprägt, auch nicht übermäßig lang, aber lang genug für uns.

Denn wir sitzen ja schon in den Startlöchern. Die gesamte Ausrüstung einschließlich Nahrung und Brennstoff für mindestens vier Tage liegen am Wandfuß bereit. Und wir sind nun auch ausreichend akklimatisiert und noch besser motiviert. Der einzige, dafür aber ziemlich bittere Wermutstropfen ist der viele Schnee, welcher da oben gerade in unsere Aufstiegsroute fällt. Denn die Laila ist nicht nur wunderschön, sondern eben auch eine Lawinenabschussrampe wie sie im Lehrbuch steht.

Die Verhältnisse oben in der Wand werden letztendlich über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Aber unsere Chance werden wir bekommen, soviel ist schon so gut wie sicher. Nun kommt es darauf an, sie entschlossen zu nutzen oder aber zu verzichten. Denn selbst der schönste Berg der Welt ist es nicht wert, an ihm auch nur den kleinen Finger zu riskieren. (bitte mit dem Drücken nicht nachlassen)

P.S. Einen ganz herzlichen Dank von uns dreien an unsere Freunde Falk Liebstein, Uwe Daniel und Steffen Otto, die uns hier mit den neuesten Wetterdaten versorgen. Das macht uns das Leben wirklich entschieden leichter!!

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Eine Antwort

  1. Veronica sagt:

    Hier wird gerade ein Weltrekord in Daumendrücken aufgestellt (-:

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