Die Perle Pakistans, Teil 2

Der Blick auf einen Berg, wie könnte es auch anders sein, war die Ursache für unsere Faszination. Die riesigen Eiswände des  7788 m hohen Rakaposhi überragen den Eingang des unteren Hunzatales mit einem Höhenunterschied von fast 6000 m.

Damit ist die fast 20 km breite Nordwand des Rakaposhi die höchste ungebrochene Steilflanke auf unserem Planeten. Sie zu sehen, hat den Weg hierher schon allemal gelohnt!!

Der 7788 m Rakaposhi mit seiner fast 6000 m hohen Nordflanke von unteren Hunzatal aus aufgenommen. Leider kann dieses Foto nicht einmal annähernd die gigantische Größe und Erhabenheit dieses Riesenberges zeigen.

Der erste Tag im Hunzatal gehörte den beiden Hauptattraktionen von Karimabad, der Hauptstadt des Tales, Altit Fort und Baltit Fort, die beiden Festungen hoch über dem Tal.

Über viele Jahrhunderte beherbergte das nördliche Gebiet des heutigen Pakistans eine Vielzahl kleiner unabhängiger Staaten. Unter ihnen waren die traditionell konkurrierenden Fürstentümer Hunza und Nagar, die sich an den Ufern des Hunza-Flusses gegenüberlagen.

Links Altit Fort und rechts Baltit Fort jeweils auf einem Hügel über Karimabad.

Und wie das überall auf der Welt üblich war (und ist), wenn Menschen Macht und Stärke demonstrieren wollten, bauten sie Festungen, Schlösser, Burgen und Kirchen. So auch in Hunza. Zuerst war Altit Fort der Hauptsitz der Herrscher von Hunza. Dann wurde Baltit Fort errichtet und nach einer Fehde zwischen den Söhnen eines der Sultane zog der ältere nach Baltit Fort um. Und nachdem der ältere Bruder den jüngeren Konkurrenten aus dem Weg geräumt hatte, war fortan Baltit Fort das Zentrum der Macht in Hunza.

Die bestens erhaltene Küche der Hunza Herrscher. Wir hatten das Glück einer sehr professionellen individuellen Führung durch Baltit Fort.

Dem auf mehr als 700 Jahre geschätzte Baltit Fort sieht man sein Alter gar nicht an, denn es wurde vor allem mit norwegischen Geld vor dem Verfall bewahrt und ist heute in sehr gutem Zustand. Was man dem Fort aber sofort ansieht, ist der starke Einfluss der ladakhisch-tibetischen Architektur. Und deshalb erinnert Baltit Fort so ein bisschen an den Potala-Palast in Lhasa.

Die mit Abstand meistbesuchte Sehenswürdigkeit des Hunzatales ist das Ergebnis einer Katastrophe. 11 Kilometer talaufwärts von Karimabad rutschte am 4. Januar 2010 eine riesige Bergflanke innerhalb von Sekunden in das Hunzatal.  20 Menschen wurden getötet.

Wie gewaltig dieser Bergsturz wirklich war, kann nur erahnen, wer davor steht. Ein Foto kann lediglich einen sehr unzureichenden Eindruck von der unvorstellbaren Masse an Material vermitteln, die dort von einem auf den anderen Augenblick das Tal komplett blockiert hat.

Abermillionen Tonnen von Geröll stauten nun den Hunzafluss auf. Innerhalb von nur fünf Monaten entstand ein riesiger über 20 Kilometer langer See. Mehrere Dörfer mussten evakuiert werden, weil absehbar war, dass sie in den immer mehr ansteigenden Fluten untergehen würden. Und auch der Karakorum Highway verschwand auf einer Länge von etwa 25 Kilometern unterhalb des Wasserspiegels.

Nach fünf Monaten begann der Hunzafluss über den Damm zu laufen. Am 20. März 2011 wurde ein Überlauf geöffnet, um den Wasserspiegel abzusenken. Heute ist der Attabad See 21 Kilometer lang und bis zu 109 m tief. Auch der Karakorum Highway ist wieder passierbar. Ganz selbstlos, wie die Chinesen nun mal sind, haben sie kurzerhand den Highway in den Berg verlegt.

Heute ist der wunderbar klare und türkisfarbene See eine Touristenattraktion von besonderem Rang, zu der die Leute aus ganz Pakistan pilgern.

Fast die gesamte vom Stausee überflutete Distanz des Karakorum Highways verläuft seit September 2015 in Tunneln. Zuvor konnte die Verbindung mit dem oberen Hunzatal über fünf Jahre nur mit Booten aufrecht erhalten.

Uns wurde der lärmende Rummel an den Ufern des Attabad-See und in Karimabad rasch zu viel. Wir wollten unbedingt zum Abschluss unserer Reise noch einmal zurück in die Berge. Und wieder hatten wir die Qual der Wahl. Gerade im Hunzatal gibt es massenhaft attraktive Ziele. Aber wir drei waren uns schnell einig, dass wir in der uns verbleibenden Zeit und mit dem noch vorhandenen Budget dem Superberg hier im Tal einen unangemeldeten Blitzbesuch abstatten wollten.

Aufstieg bei bestem Wetter in das 3650 m hoch gelegene Basislager des Rakaposhi.

Also machten wir uns zu einer dreitägigen Minitrekkingtour in das Basislager des Rakaposhi auf. Eine gute Entscheidung. Erstens, weil wir abermals Glück mit dem Wetter hatten und zweitens weil sich mit dem Diran (7266 m) auch ein anderer Siebentausender dort oben in seiner ganzen Größe präsentiert.

Heute sind wir wieder im Tal eingetroffen, und es hilft nichts, aber wir müssen uns nun rasch mit der Tatsache anfreunden, dass wir uns ab morgen auf den langen Weg per Minibus zurück nach Islamabad machen müssen.

Das Basislager des Rakaposhi (7788 m) ist ein dermaßen schöner Ort, es ist wirklich kaum zu fassen.

Es ist eine Mischung aus Wehmut, das Land der unbegrenzten (Tour)Möglichkeiten, wo es noch soviel zu sehen, zu erleben, zu erkunden und zu erklettern gäbe, verlassen zu müssen und der Vorfreude auf die Heimat und die Freunde.

Bei mir allerdings überwiegt diesmal die Wehmut. Und zwar ganz einfach deshalb, weil ich ganze drei Tage zuhause sein darf, bevor ich schon wieder in die französischen Alpen und ins Bergell aufbreche. Irgendwie habe ich das schlecht geplant.

Der 7266 m hohe Diran mit seiner Nordwestseite und dem sehr anziehenden Nordgrat, der vom Gipfel nach links hinunter zieht.

Und auch jetzt wird es so wie immer sein, wenn es endgültig wieder in Richtung Heimat geht. Es beginnt das Nachdenken über die Reise. War tatsächlich alles so perfekt, wie es nach außen hin vielleicht den Anschein hatte? Sind wir wirklich ein gutes Team gewesen? Welches waren der oder die Schlüssel zum Erfolg? Was wird von dieser Tour bleiben?

Ich habe ja ganz viel Zeit, in den nächsten vier Tagen auf der langen Reise über den Karakorum Highway und im Flugzeug darüber nachzudenken. Und wenn ich dann damit irgendwann fertig sein sollte, dann wird auch das hier nachzulesen sein…

zu Teil 1

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5 Antworten

  1. JReindl sagt:

    Wowza! Beautiful!!! Stunning!!! Thank you!
    Safe travels home!

  2. Wolfgang Jähne sagt:

    da hat sich ja euer Abstecher ins Hunzatal gelohnt.wunderschöne Gegend.Kommt gut nach Hause,danke für die Bilder
    und Hachrichten.Wolfgang

  3. Sylvia Schilling sagt:

    Man ist dass schön, eins der tollsten Fotos die ich je gesehen habe. Und ich habe schon viel gesehen.
    Sowie die Homepage, absolut mega.
    Darüber müsste es einen Film 🎥 geben.
    Kommt gut runter und Heim.✌️

    • Olaf Rieck sagt:

      Hallo Sylvia,

      vielen Dank für das große Kompliment. Doch welches Foto meinst Du?
      Herzlicher Gruß Olaf

  4. Sylvia Schilling sagt:

    Hallo Olaf,

    die aus Pakistan 🇵🇰, Hut ab.👌🔝
    VG Sylvia

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