Rückkehr nach Hause

Vielleicht mache ich das mal. Ausrechnen, wie oft ich nun tatsächlich bis heute in Nepal gewesen bin. Wie viele Gäste mit mir unterwegs waren. Wie viel Zeit ich insgesamt in Nepal verbracht habe. Ich werde wieder und wieder danach gefragt, und meine Antworten sind leider immer noch nur Schätzungen.

Fest steht aber, dass in diesem Jahr schon wieder ein Jubiläum gefeiert werden müsste, genau genommen sogar zwei. Es ist schon ein bisschen gespenstisch, dass man irgendwann in ein Alter kommt, ab dem man gefühlt in jedem Jahr irgendein Jubiläum feiern könnte.

Es sieht nicht wirklich voll aus am Check In. Aber es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe wir unsere Sachen los waren (Foto: Luisa Kurowski).

Im vergangenen Jahr war ich seit 25 Jahren mit Gästen in Nepal unterwegs. In diesem Jahr sind genau 30 Jahre ins Land gegangen, seit ich 1994 das erste Mal in dieses wunderschöne Land gereist bin.

Und noch immer fühle ich mich privilegiert, dass ich Jahr für Jahr wiederkommen darf, auch wenn sich inzwischen Abnutzungserscheinungen bemerkbar machen, die selbst mit der modernen Pharmakologie nicht mehr zu kaschieren sind. Das muss und wird in nicht allzu ferner Zukunft Konsequenzen haben. Das zweite Jubiläum lässt grüßen.

Istanbul ist ein Flughafen, wo man mal schauen kann, wie ein moderner Großflughafen in Deutschland hätte aussehen können.

Aber noch ist es nicht soweit. Noch bin ich gerade wieder unterwegs mit meinen Gästen. Und schon der erste Akt dieser Reise wurde regelrecht hektisch.

Alle trafen überpünktlich am Flughafen ein. Das trug wohl dazu bei, dass ich sehr entspannt war. Wir haben gemeinsam noch ein Käffchen getrunken und einen Happen gegessen, schließlich lag unser gemeinsamer Termin auf dem schönen, neuen Hauptstadtflughafen kurz vor der Mittagzeit.

Anflug auf Kathmandu. Wir hatten wieder riesengroßes Glück mit der Sicht. Hier die beiden Achttausender Dhaulagiri links und Annapurna rechts des Khali Kandaki, das tiefste Durchbruchstal eines Flusses weltweit.

Mehr als zweieinhalb Stunden vor Abflug stellten wir uns am Check-In Schalter an. Deutlich zu spät, wie wir bald feststellten. Es dauerte. Anschließend sind wir ohne Verzug zur Handgepäckkontrolle aufgebrochen. Doch die Schalter waren zum Teil geschlossen, zum anderen Teil musste man einen Timeslot gebucht haben, um die Sicherheitskontrolle passieren zu dürfen. Es gab sehr, sehr viele, die davon auch noch nicht gehört hatten. Die standen dann so wie wir in einer gigantischen Schlange in dem einzigen für alle geöffneten Kontrollbereich.

Das Gepäck ist vollzählig und heil eingetroffen. Man sollte das nicht als Selbstverständlichkeit ansehen. Aber genau deshalb bei mir immer ein Grund zur Freude, wenn es da ist.

Als das Boarding sich schon dem Ende zuneigte, standen wir noch immer in der Schlange. Und als wir endlich dran waren, hängte sich genau an dem Gerät, in welchem unser Handgepäck kontrolliert werden sollte, der Rechner auf und musste neu gestartet werden, was mehr als zehn Minuten dauerte. Unsere überdeutlich artikulierte Zeitnot wurde mit boshafter Kaltschnäuzigkeit abgekanzelt. Wir hätten schließlich früher kommen können.

Mein erstes Team in diesem Jahr im Hotelgarten in Thamel gemeinsam mit Mingmar Sherpa, dem Chef meiner nepalesischen Partneragentur.

Als wir endlich am Gate aufkreuzten, war der Last Call schon vor Minuten ergangen und die Turkish-Airline-Leute drauf und dran, das Gate zu schließen.

Ich war schuld. Zweieinhalb Stunden reichen auf dem deutschen Vorzeigehauptstadtflughafen nicht. Liebe zweite Gruppe! Seit bitte rechtzeitig da oder bucht Euch einen Timetunnel für den Handgepäckcheck. Das schont die Nerven.

Meine waren heute schon ziemlich strapaziert, bevor wir überhaupt im Flieger saßen. Warum zum Teufel blieb ein großer Teil der Sicherheitskontrollen bei dem Riesenandrang geschlossen? Vermutlich Personalmangel. Hier war, wie gefühlt an vielen Stellen in meiner momentanen Lebenswirklichkeit mächtig der Wurm drin…

Meine Gäste auf dem Weg zum Hot Pot ins Decheling Garden Restaurant.

Als wir dann aber drin saßen, war alles wieder gut. Die Flüge vergingen zumindest für mich wie im Flug, der fünfstündige Aufenthalt in Istanbul ebenfalls.

Wir trafen überpünktlich in Kathmandu ein, dieses Mal gab es keine Ehrenrunden über der Stadt. Und auch die Visa-On-Arrival-Prozedur dauerte deutlich weniger lange als im vergangenen Jahr. Weiß der Fuchs warum.

Regelrecht glücklich machte mich dann der Anblick unseres vollständig eingetroffenen Gepäcks und vor allem der meines Freundes Mingmar Sherpa. Wir wurden von ihm umgehend ins Hotel transferiert, wo man uns mit Kaffee bzw. Juice empfing. Anschließend tauschten wir Unmengen von Geld. Ich bin mal wieder Rupiemillionär.

Meine Gäste im Decheling an meinem Stammtisch. Seitdem ich nach Nepal komme, esse ich hier. Man kennt mich. Ich bin hier fast schon Inventar.

Und anstatt todmüde, wie ich war, zu einem Nachmittagsschläfchen ins Bett zu fallen, ging es stattdessen auf Erkundungstour durch Kathmandus Touristenviertel und dann noch ins Café Pumpernikel. Anschließend erlag ich mehr unfreiwillig dem sirenenhaften Ruf des Schreibtisches für diesen Text.

In wenigen Minuten ertönt der Startschuss für unseren schon hochtraditionellen Tibetischen Hotpot im Decheling Garden Restaurant. Darauf freue ich mich schon seit Wochen. Ich muss nur aufpassen, dass ich beim Essen nicht einschlafe.

Also ich habe die kommenden drei Wochen etwas, worauf ich mich definitiv freuen kann. Der erste Weg nach unserer Rückkehr aus den Bergen wird hierher sein.

Morgen nun brechen wir zu einer etwa zehnstündigen Busfahrt Richtung Berge zum unserem Trekking-Startpunkt auf. Wir werden unsere Tour aber ein wenig anders gestalten als in den vergangenen Jahren.

Was es damit auf sich hat, erfahren wir alle, wenn es mal wieder ein Eckchen WLAN gibt irgendwo auf unserem Weg Richtung Mount Everest.

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2 Antworten

  1. Karin Gaete sagt:

    Lieber Olaf, liebe Reisegäste, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ist der Start manchmal etwas holprig- Zugriff- ist das Schlagwort, aber wenn man erstmal in Kathmandu angekommen ist, wird alles gut. Ich wünsche euch eine wunderbare Zeit, genießt die traumhafte Bergwelt, die Begegnungen mit den immer freundlichen und hilfsbereiten Menschen.
    Vielleicht schafft es der Eine oder Andere auf die gewohnte Elektronik und die ständige Erreichbarkeit zu verzichten.Mir hat es sehr gut getan, einfach nur im hier und jetzt zu sein und die Dinge auszublenden, die ich ohnehin nicht beeinflussen kann. Habt eine gute Zeit. Herzliche Grüße aus Leipzig, Karin.

  2. Lutz Dietrich sagt:

    Lieber Olaf, liebe Touris, zum Glück habt ihr es geschafft, pünktlich und vollständig in Kathmandu anzukommen. Ab jetzt wird es besser. Lasst den für unsere Gesellschaft so typischen Stress (genau wie am Airport) hinter euch. Genießt die Zeit, die wunderbare Bergwelt und die Menschen dort, lasst euch von Olafs Berichten und Erzählungen verzaubern. Aus eigener Erfahrung letzten Jahres kann ich euch versichern – es wird toll. Bleibt alle schön gesund, passt gut auf euch aus.
    Liebe Grüße aus Hof Lutz

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