Ngozumba
Nun sind wir wieder vereint. Gestern (29.03.) sind die Obenherumgeher ganz souverän über den Renjo Pass marschiert und waren schon kurz nach 14.00 Uhr in meiner Lieblingslodge in Gokyo. Doch die Untenherumgeher waren noch schneller. Und sie kamen uns sogar entgegen. Te Kumar hatte Kekse und Cola dabei. Das war ein schönes Wiedersehen.
Unser Passtag allerdings fing alles andere als vielversprechend an. Wir sind in dicker Nebelsuppe in Lungden gestartet und ich hatte, zumindest in den ersten Aufstiegsstunden, doch einige Zweifel, ob wir den genialen Blick von der Passhöhe des Renjo würden genießen können.
Diese Zweifel hielten relativ lange an, die Nebel wallten ohne Unterlass. Trotzdem bemühte ich mich redlich, bezüglich des Ausblickes Optimismus zu verbreiten.
Aber Einsatz wird belohnt. Als wir oben ankamen, sagenhafter Blick auf die wolkenumwaberten Weltberge. Ganz großes Kino. Glasklare Luft und sich fast sekündlich ändernde Aus-, An und Weitblicke auf die gewaltigste Gebirgskette auf unserem Globus. Lohn für die, wie einige meiner Gäste meinten, größte Anstrengung ihres Lebens.
Und gleich heute wartete schon die nächste. Wir sind auf den 5360 Meter hohen Gokyo Ri gestiegen. Einige von uns nutzten den Tag allerdings für ihre Rekonvaleszenz, weil hier momentan eine hartnäckige Erkältung grassiert. Bei mir leider auch. Allerdings half Jammern leider nicht, und ich musste mit 🙁
Morgen geht es dann nach Dragnag über den Ngozumba-Gletscher. Diese Gletscherüberquerung ist rein technisch gar kein Problem. Aber der Ngozumba selbst ist beileibe nicht irgendein Gletscher. ER ist der längste Gletscher Nepals. 20 Kilometer misst er, im Durchschnitt ist er 1,5 Kilometer breit und mehr als 60 Quadratkilometer groß.
Der Ngozumba ist ein klassischer Talgletscher. Sein Nährgebiet sind die gewaltigen Südostabstürze von Cho Oyu (8201 m) und Gyachung Kang (7952 m).
Seine Fließgeschwindigkeit beträgt 36 m pro Jahr, allerdings fließt nur der obere Teil des Gletschers, der untere, genauer gesagt die letzten 6,5 Kilometer zeigen keine Bewegung mehr. Das ist das sogenannte Zehrgebiet.
Der untere Teil ist sehr stark von Sedimenten bedeckt, wodurch das Abschmelzen deutlich verlangsamt wird und der Gletscher deshalb auch weiter talwärts reicht als er ohne diese Auflage reichen würde.
Ob ein Gletscher schrumpft, wächst oder weder zu- noch abnimmt, also stagniert, wird durch die sogenannte Equilibrium Line Altitude (ELA) bestimmt.
Diese Linie ist die Grenze zwischen der sogenannten Akkumulationszone, also dem Bereich in welchem der Gletscher wächst, weil mehr Schnee und Eis hinzu kommt als abschmelzen kann, und der Ablationszone. Das ist der Teil des Gletschers, wo er an Volumen verliert, weil mehr Material abschmilzt als durch Niederschläge oder Lawinen hinzu kommen.
Die ELA ist ein gut bestimmbarer Gratmesser dafür, ob ein Gletscher im Rückgang begriffen ist oder wächst.
Am Ngozumba verschiebt sich die ELA seit vielen Jahren immer weiter nach oben, das heißt, der Ngozumba schrumpft. Pro Jahr verliert er gegenwärtig etwa 1 m an Länge. Auch an Mächtigkeit büßt der Ngozumba seit vielen Jahren ein.
Wir werden nach seiner Überquerung und einer Nacht in Dragnag dann aber wirklich mal zwei Tage Rekonvaleszieren und 1000 Höhenmeter nach Phortse absteigen. Das wird allen halb und ganz Kranken sicher gut tun.
Dann allerdings geht es wieder deutlich nach oben in Richtung Kalar Pattar und Everest-Basislager. Und von dort werden wir uns wieder melden, wenn, ja wenn wir ein bisschen WLAN finden…
mehr Fotos zum Renjo Pass gibt es HIER
Frohe Ostern,und erholt euch gut für den Rest der wanderung.viele Grüße aus der Oberlausitz wünscht allen Wolfgang.
Gute Besserung für alle, die es brauchen!
Und damit hat sich diese Gruppe mit Sicherheit auch das Zertifikat „taffe Gruppe“ verdient. Gute Besserung, seid hartnäckiger als die Erkältung!