Schlag auf Schlag
Bei uns jagt in den letzten Tagen ein Höhepunkt den anderen. Nach dem Renjo Pass gab es einen Rekonvaleszens-Tag (08.03.) an dem wir von Gokyo nach Dragnag gelaufen sind. Zwei Stunden entspanntes rauf und runter über den Ngozumba-Gletscher ohne nennenswerten Höhengewinn. Dragnag und Gokyo liegen mit etwa 4700 m etwa gleich hoch.
Und die Entspannung war natürlich nötig und verdient nach unserem ersten Pass, denn schon am Tag nach dem Spaziergang über den Ngozumba-Gletscher stand Pass Nummer zwei auf dem Programm.
Abermals ging es kurz nach 6 Uhr los. Doch diesmal standen nur 650 Höhenmeter bis zur Passhöhe des Cho La (5355 m) auf der Soll-Seite. Außerdem hatten wir zwei weitere Nächte auf ca. 4700 m absolviert. Wir waren also deutlich besser aklimatisiert.
Darum konnte ich meinen Gästen ganz aufrichtig versprechen, dass Pass Nummer 2 allen deutlich leichter fallen wird. Und genauso war es dann auch.
Doch nach dem zweiten Höhepunkt der Tour geht es nun Schlag auf Schlag bei uns. Wir sind gestern (10.03.) von Dzongla (4850 m) bis nach Gorak Shep (5200 m) gelaufen. Und da sich das Wettergeschehen ziemlich eindeutig zeigte und keine Wolke irgendwelche Anstalten machte, uns den Blick verstellen zu wollen, waren alle motiviert, sich nach dem langen Marschtag noch den Aufstieg auf den Kalar Pattar (5648 m) anzutun.
Die Aussicht, das legendäre Abendlicht auf Everest, Changtse und Nuptse bewundern zu können, bewirkte wahre Auftriebswunder. Und so waren auch alle oben und wurden belohnt von glasklarer Luft und dem unübertroffen intensiven Abendrot, welches die Berggiganten zum Leuchten brachte.
Es gab Stimmen im Team, die meinten, dass dieser Tag, welcher uns von Dzongla nach Gorak Shep und dann noch auf den Kalar Pattar führte, der bisher anstrengendste der gesamten Reise gewesen sei.
Doch der Tag heute war auch nichts für verpimpelte Pimpelsäcke, übrigens eine Bezeichnung, die wir uns oft selbst zu verschiedenen Anlässen geben, zum Beispiel, wenn unsere Träger mit einem breiten Grinsen im Gesicht an uns vorbei ziehen.
Unsere Träger sind buchstäblich immer deutlich schneller als wir, und wir haben uns mehr als einmal gefragt, wieso das überhaupt möglich ist. Und da habe ich eben dieses Wort von den Pimpelsäcken geprägt, die wir nun mal alle miteinander sind im Vergleich mit unseren wackeren Jungs.
Zurück zum heutigen Tag (11.03.). Der Besuch des Everest-Basislagers sollte Höhepunkt Nummer 4 werden. Einmal den heiligen Boden betreten, wo die ganzen Titanen des Alpinismus von Edmund Hillary bis Reinhold Messner auch gewesen sind, wo Tragödien beweint und Triumphe gefeiert wurden ohne Gleichen.
Alle hatten die Nacht auf der höchsten Schlafhöhe der Tour (5200 m) mehr oder auch weniger gut überstanden. Trotzdem fühlten wir uns fit genug auch für diese letzte Herausforderung. Und wieder haben wir alle unser selbst gestecktes Ziel erreicht.
Und es war gut, dass wir früh losgezogen sind, denn auf dem Rückweg kamen uns !! hunderte !! Leute entgegen. Es wäre mit einem netten Basislager-Gruppenfoto ohne Fremdlinge auf dem Bild sehr schwer geworden.
Nach dem Basislager sind wir noch nach Lobuche (4950 m) ABGESTIEGEN. Nun ist es also soweit. Und der Weg zurück wird sehr schnell gehen. Morgen Dingboche (4400 m), übermorgen Namche Basar (3450 m) und am 14. März geht es schon hinunter nach Lukla.
Unsere Tour ist also quasi am Ende. Also fast! Morgen in Dingboche wollen wir noch den ein oder anderen Aussichtspunkt erklimmen und den Blick in das Tal des Imja-Gletschers und auf die gewaltigen Südwände von Nuptse und Lhotse genießen.
Das nächste Mal werde ich mich dann vermutlich schon aus Kathmandu melden. Oder vielleicht auch nicht. Denn womöglich schaffe ich es, jemanden von meinen Gästen zu überzeugen, dass es eine gute Idee und für die Leser dieses Blogs ein Gewinn wäre, wenn jemand anders seine Eindrücke dieser Reise aus seiner Sicht schildert.
Ich habe auch gleich den ersten im Visier…
Die Aufregung steigt bei uns immer mehr. Wir sehen uns dann nächste Woche. Ich hoffe wir haben auch so tolles Wetter wie die Gruppe vor uns.
Viel Spaß euch noch und ein paar schöne „Resttage“.