Trekking Hauptstadt
Wir sind angekommen in der linken Herzkammer des Himalayas. Sechs anstrengende Trekkingtage und rund 100 Kilometer haben wir hinter uns, seit wir den Pikey Peak bestiegen haben. Nun sind wir in der Trekking-Hauptstadt Nepals, in Namche Basar, angekommen.
Namche liegt zwischen 3400 und 3500 m Höhe oberhalb der Stelle, an der sich die beiden Flüsse Bhote Kosi und Imja Drangka zum Dudh Kosi vereinigen. Der Imja Drangka kommt sozusagen direkt von Everest und Lhotse und entwässert das gesamte östliche Khumbugebiet.
Dass Namche werden konnte, was es heute ist, wurde ihm keineswegs in die Wiege gelegt. Es war ursprünglich ein kleiner, unbedeutender und ziemlich armer Ort. Das lag daran, dass die landwirtschaftlich nutzbare Fläche in dem amphitheaterartigen Einschnitt des Hanges, an welchem Namche angelegt wurde, begrenzt ist. Es gab hier über Jahrhunderte nur ein paar wenige armselige Steinhütten.
Doch Namche liegt am Schnittpunkt dreier bedeutender Wege: Da ist einmal der alte Handelsweg über den Pass Nangpa nach Tibet. Zweitens der Weg hinauf zum Fuss des Everest, der aber erst seit höchstens 60 Jahren eine Bedeutung bekommen hat. Der dritte sehr wichtige Weg ist natürlich der hinunter ins Tal in Richtung Salerie und Jiri.
Diese exponierte Lage ist der Grund, warum Namche zu einem Marktflecken wurde, an dem bis heute an jedem Freitag und Sonnabend ein Basar abgehalten wird. Doch Khumjung und Khunde, die höher gelegenen Nachbarorte Namches, befinden sich ebenfalls an dieser Wegkreuzung, sind jedoch wesentlich größer und auf Grund einer um ein vielfaches umfangreicheren landwirtschaftlich nutzbaren Fläche schon immer wohlhabender. Und hier kann man auch einfacher Häuser bauen.
Trotzdem ist Namche die unangefochtene Metropole der Everest-Region geworden. Und das liegt einzig und allein an der Tatsache, dass Namche nach einem 600-Meter-Aufstieg aus dem Tal der erste Ort ist. Man kann einfach nicht weitere 400 Höhenmeter bis Khumjung oder Khunde aufsteigen, weil dann alle Touristen höhenkrank würden.
Und zwischen dem letzten Dorf im Tal (Monjo) und Namche gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten. Wenn es Namche an dieser Stelle nicht gäbe, an der es nun mal ist, hätte es vermutlich angelegt werden müssen.
Das also ist der entscheidende Faktor für die Bedeutung und den gegenwärtigen großen Reichtum Namches. Denn Namche ist auf Grund dieses Höhenunterschiedes kein Durchgangsort, wie buchstäblich alle anderen Siedlungen im Khumbu. Zwischen ihnen können die Aufstiegsdistanzen überall so gewählt werden, dass nicht mehr als 300 bis 400 Meter pro Tag aufgestiegen werden müssen.
Steigt man aus dem Tal nach Namche auf ist das wie erwähnt, anders. Und deshalb kann man eben nicht einfach am nächsten Tag weitergehen, sondern muss sich hier ein oder zwei Tage an die Höhe gewöhnen. Die Touristen bleiben also länger, und das hat diesen Ort so wohlhabend gemacht.
Als ich vor nun mehr genau 30 Jahren das erste Mal hierher kam, gab es kaum etwas von dem, was den Ort heute ausmacht, ausser ein paar einfachen Herbergen. Es gab keine Bäckereien, keine Internetcafés, keine Billardbars, keine Bergsportläden, kein WiFi, kein Handyempfang, keine Zimmer mit Dusche, keine Spülklosetts, kein Luxushotel und schon gar keine Sherpamillionäre.
Dass es das alles heute gibt, finde ich nicht etwa schlecht, im Gegenteil! Ich genieße diesen Komfort in vollen Zügen, wenn ich nach Wochen oder Monaten aus den Bergen komme. Doch manchmal schmerzt mich dieser Wandel schon. Ich möchte natürlich am liebsten, dass alles so bleibt wie es ist (war). In Deutschland leben und immer mal herkommen und mir die uralte Lebensweise der Sherpas reinziehen. Sehr egoistisch. Aber so läuft das eben nicht, und das ist auch gut so.
Doch die Hauptsache, nämlich die einzigartigen Berge rund um Namche Basar, werden auch dann noch da sein, wenn die klugen Tiere, die das Erkennen erfanden, wie Nietzsche schreibt, nach wenigen Atemzügen der Natur wieder sterben mussten.
Um diesen einzigartigen Bergen nun so nah wie möglich zu kommen, werden wir in zwei Tagen über Thame zum Einstieg des Renjo-Passes aufsteigen. Unterwegs treffen wir meine Nonnen in Thamo und lassen von ihnen, wie nun schon seit 26 Jahren, eine Puja veranstalten, um die Berggötter milde zu stimmen.
Wenn alles gut geht, wir also gesund bleiben und es die Verhältnisse zulassen, steht am 6. oder 7. März mit der Überquerung des fast fünfeinhalbtausend Meter hohen Renjo der erste der drei großen Khumbupässe auf dem Programm.
Wann wir uns dann wieder melden, hängt wie immer davon ab, ob wir irgendwo eine Leitung in die Welt hinaus finden.
Wunderbar.Danke für die Berichte, ich bin mit dem Herzen schon dabei, auch wenn wir am Freitag erstmal nach Teneriffa fliegen. Danach sind es noch 4 Wochen.
Die Infos sind eine gute mentale Vorbereitung, das physische ist gut, aber wie immer Probleme mit meinem Gewicht.
Aber ich bin zäh und kämpfe mich durch.Nun bin ich fast 68, da gehts etwas anders als vor 8 Jahren, die Zeit bleibt eben nicht stehen.Wir wollen das geniessen, solange es eben geht.Ich drücke dich( nicht zu dolle), Grüße an deine Truppe, habt noch eine gute Zeit und bleibt gesunnd. LG Bernd Bienia
Hallo Olaf und Gäste, wir verfolgen wieder eure Tour und wünschen euch allen grandiose Erlebnisse und Eindrücke in den schönsten Bergen der Welt. Bleibt alle gesund!
Frage an Tante Andrea: Darf der Fön auch die Pässe überschreiten oder muss er in Namche warten? 😉
Ganz viele Grüße von Mila und Selma und deren Oma
Hallo Mila, Selma, liebe Oma,
im Auftrage aller Damen in dieser Gruppe, die sind ja in der Mehrzahl, soll ich sagen, dass der Fön sehr wohl die Pässe überschreitet und geliebt wird, weil er die Köpfe schön macht!
Vielen Dank für Eure Wünsche! Olaf