Dem Himmel so nah, Teil 1

Sich dem Himmel nah zu fühlen, erreicht man im richtigen Leben leider relativ selten. Beim Höhenbergsteigen, hart an der Grenze zur Todeszone, ist man dem Himmel zwar tatsächlich nah, aber eben nicht, wie es diese geklaute Metapher meint. Da habe ich viel zu oft das Gefühl, der Hölle näher als dem Himmel zu sein.

Aber natürlich gibt es dieses Gefühl bei uns eben doch und zwar in zweifacher Hinsicht. Einmal weil wir auf dem höchsten Punkt eines großen Berges dem Himmel wirklich nahe gekommen sind. Zum anderen weil wir uns dort ganz oben in dem Bewusstsein, etwas besonderes geleistet zu haben, wie die Könige der Welt fühlen. Zumindest wenn man auf dem Gipfel überhaupt noch irgendetwas fühlen kann.

Erstes Morgenlicht nach fünf Stunden Aufstieg in stockfinsterer Nacht.

Das Problem ist bloß das Hochkommen an sich. Um das zu schaffen, mussten wir nämlich zuerst das Lager 3 einrichten. 800 Höhenmeter Lasten schleppen in steilem Gelände bis auf 6300 m. Das ist immer unglaublich quälend. Nur wer das schon einmal auf sich genommen hat, weiß, wie Anstrengung einen bis ins Mark erschüttern kann. Der Hölle ganz nah! Dazu kam bei uns, dass wir natürlich noch nicht optimal auf die Lager-3-Höhe angepasst waren.

Oben angekommen, erwartete uns das übliche: Plattformen planieren, Zelte aufstellen, Kochen. Auch alles sehr anstrengend in dieser Höhe.

Nun war guter Rat teuer. Sollten wir gleich noch während der ersten Nacht hier oben zum Gipfel aufbrechen? Oder wäre ein Ruhetag die bessere Entscheidung? Hier zeigte sich die Gruppe nach kurzer Diskussion bemerkenswerter Weise fast geschlossen einig.
Unsere Essens- und Gasvorräte waren begrenzt. Das war eine der bedenkenswerten Tatsachen und ein Argument für den raschen Aufbruch zum Gipfel. Ein Ruhetag hätte zum Beispiel auch bedeutet, dass wegen der limitierten Vorräte ein zweiter Versuch schwierig bis unmöglich geworden wäre.

Unter den beeindruckenden und gleichzeitig beängstigenden Gipfelwechten.

Aber die erste Nacht auf einer neuen Höhe, auf welche wir noch nicht ausreichend akklimatisiert waren, ist in der Regel zu allem möglichen gut, nur nicht, sich zu erholen. Aber bei einigen war auch diese Tatsache ein Argument für den sofortigen Aufbruch.
Vielleicht würde nach einer schlechten Nacht mit Kopfschmerzen und Übelkeit der Gipfel-Motivation gleich ganz der Garaus gemacht werden?

Also beschlossen wir den Aufbruch um Mitternacht. Noch am Ankunftstag begannen wir um 22.00 Uhr mit dem Kochen. Das bedeutete so gut wie gar keinen Schlaf. Vielleicht konnten wir so den womöglich zu erwartenden Höhenproblemen tatsächlich ein Schnippchen schlagen? Doch ich war da eher skeptisch.

Geschlafen habe ich in dieser entscheidenden „Nacht“ so gut wie gar nicht. Ein Grund dafür war auch die Enge in den Zelten. Wir hatten wegen der Gewichtsersparnis mit den Schlafplätzen in den Zelten geknausert.
Punkt Mitternacht marschierten wir in zwei Seilschaften in die mondlose, vollkommen schwarze Nacht hinein.

zum Teil 2

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Eine Antwort

  1. Detlef Weyrauch sagt:

    Herzlichen Glückwunsch den Gipfelbesteigern. Eine tolle Leistung. Es ist für die anderen sicher eine Enttäuschung, nicht ganz oben gestanden zu haben. Ich kenne das. Aber kein Berg ist es wert, dass man dafür sein Leben riskiert. Auch ohne Gipfelerfolg habt ihr sicher grandiose Erlebnisse gehabt, die noch sehr lange nachwirken werden. Kommt alle wieder gut nach Hause und seid herzlich gegrüßt von Detlef

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