Gratwanderung

Wenn mich jemand in fünf Jahren fragt, woran ich mich als erstes erinnere, wenn ich an den Spantik denke, dann wird es ziemlich sicher die Wärme sein. Es ist hier einfach zu warm. Wärme ist der natürliche Feind des Bergsteigers.Wechten werden instabil, Spaltenbrücken ebenso. Fixpunkte tauen aus oder können gar nicht erst im weichen, grundlosen Nassschnee gebaut werden. Bei jedem Schritt sinkt man ein, manchmal bis zu den Hüften. Und wenn man Pech hat, kann man sich aus seiner misslichen Lage gar nicht selbst befreien. Das kostet Kraft und zerrt an den Nerven.

Die Wärme ist gerade unser Hauptproblem. Vorgestern (2.8.) sind wir vom Lager 1 zum Lager 2 aufgestiegen, um Lasten hinauf zu tragen und unsere Akklimatisation weiter zu verbessern. Max und Sven waren schon dort, um die ersten Fixseile in Richtung Lager 3 zu installieren.

Wir anderen sind um 2.30 Uhr aufgestanden bzw. haben mit dem Kochen begonnen, denn von aufstehen in unseren winzigen Zelten kaum die Rede sein. Zwei Stunden später brachen wir in Richtung Lager 2 auf. Der Weg auf dem Südostgrat des Spantik zum 5500 m hoch gelegenen Lager 2 ist endlos lang. Und selbst zur kältesten Tageszeit ist der Untergrund nicht wirklich durchgefroren. Die Temperaturen sinken auch auf Lager-1-Höhe nicht oder nur kaum und dann lediglich für kurze Zeit unter den Gefrierpunkt.

Auf dem Weg zum Lager 2. Im Hintergrund rechts der 7000er Malubiting.

Auf dem Weg hinauf war der Zustand unseres Weges noch erträglich. Und wir profitierten von der tapferen Spurarbeit von Sven und Max sowie einer schweizerischen Zweierseilschaft, die sich schon vor uns dort hinauf gearbeitet hatte.

Im Lager 2 angekommen, musste zuerst eine Zeltplattform in den Hang planiert werden. Es wurde geschippt, verdichtet und gekocht. Jeder hat mit angepackt. Und nachdem wir das Zelt aufgestellt hatten, ruhten wir uns noch ein bisschen aus.

Wir haben nun zwei Zelte dort oben, Max und Sven haben auch schon eins hinauf geschleppt und installiert. Ein drittes wird noch dazu kommen. Für eine Übernachtung im Lager 2 war es noch zu früh, es gibt momentan nicht genug Schlafplätze dort oben. Deshalb machten wir uns nun auf den Weg wieder nach unten ins Lager 1.

Natürlich wussten wir, was uns blühte. Doch wenn man erst in dem Schlamassel drin steckt, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, wird einem klar, was es heißt, bei jedem einzelnen Schritt bis zum Knie oder manchmal auch bis zum Schritt in den total aufgeweichten Schnee einzusinken.
Es ist hier an diesem Berg ein Fehler, tagsüber unterwegs zu sein. Und wir werden das auch nicht mehr tun.

Kilometerlange Querungen am Hang unterhalb der Gratschneide und immer auf der Hut, ja nicht den aufgeweichten Wechten zu nahe zu kommen.

Unser Plan für die nächsten Tage sieht vor, falls das derzeit leider etwas wechselhafte Wetter das zulässt, heute (4.8.) am späten Nachmittag ins Lager 1 aufzusteigen. Dort hinauf gibt es noch keinen Schnee. Nach einer kurzen Nacht im Camp 1 geht es sehr zeitig weiter ins Lager 2. Dort werden wir zwei Nächte verbringen. Max, Sven und ich werden die Route Richtung Lager 3 weiter vorantreiben und Fixseile installieren.

Wir werden versuchen, das Lager 3 zu erreichen und dort ein Zelt aufzustellen. Ob alle anderen uns an den Fixseilen folgen, werden wir alle gemeinsam nach der ersten Nacht im Lager 2 entscheiden.
Es geht also voran bei uns. Dementsprechend gut ist die Stimmung. Alle sind fit, gesund und hoch motiviert.

Wenn alles läuft, wie geplant, werden wir am 7. August wieder im Basislager eintreffen, und uns dann vielleicht endlich mal einen echten Ruhetag gönnen. Doch bevor es so weit ist, stehen uns nun drei anstrengende Tage bevor.

Wir sind über jeden gedrückten Daumen dankbar…

Zum nächsten Artikel: „Neben der Spur“

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8 Antworten

  1. Stefanie sagt:

    Die Daumen sind gedrückt, ihr schafft das.
    Passt auf euch auf!

  2. Ines sagt:

    Ich drücke alle Daumen!

  3. Wolfgang Jähne sagt:

    Hallo Olaf ,Sven und der Rest der Truppe drücke euch alle Daumen und das gipfelglück.alles gute Wolfgang.

  4. Ingo sagt:

    Na dann Toi Toi Toi und viele Grüße an Claudia.

  5. Bernd Bienia sagt:

    Ich drücke

  6. Katrin und Jens Kahle sagt:

    Katrin und Jens drücken euch auch alle Daumen.
    Wir freuen uns über jede Nachricht von euch und fiebern mit.

  7. Jana sagt:

    Passt bloß auf euch auf! So ein Stückchen Schneegrat bricht schnell weg. Und auf dem Foto sieht es verdammt steil aus mit viel Luft nach unten! Ich drücke von Herzen für euch alle die Daumen! 🤞

  8. Lutz Dietrich sagt:

    Viele Grüße und toi toi toi und viele gedrückte Daumen für Euch. Passt ja gut auf euch auf.

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