Khumbu-Trek, der 40ste
Meine 40. Gästetour in Nepal ist inzwischen nach ein paar anfänglichen Herausforderungen auf vier Rädern in vollem Gange. Wir sind in Namche eingetroffen. Seit nunmehr 27 Jahren führe ich meine Gäste durch die Everest-Region des Himalayas. Oft zwei Gruppen pro Jahr.

Noch in Monjo passieren wir den Checkpoint in den Sagarmatha Nationalpark. Hier müssen wir gleich zwei Permits vorzeigen und uns registrieren lassen.
1998 habe ich das zum ersten Mal gemacht. So lange schon? Es ist kaum zu glauben.
Menschen erfüllen sich ihren Lebenstraum. Manche meiner Gäste haben jahrelang auf diese Reise gespart. Einen Zweitjob auf sich genommen. Sich den Unannehmlichkeiten mit ihrem Arbeitgeber oder ihrer besseren Hälfte gestellt und sie irgendwie, manchmal mehr und oft auch weniger gut bewältigt. Und dann bei mir ihre (Traum)Reise gebucht.

Ein selten schöner, weil klarer Tag mit bester Sicht auf die Berge. Hier schauen wir auf den 6000er Thamserku mit seiner Südwestseite.
Ich bin sicher gut beraten, das gerade wegen dieser langen Zeit nicht zu vergessen und mich tunlichst nicht daran zu gewöhnen, sondern mir das immer wieder vor Augen zu halten.
Doch die vielen Unwägbarkeiten können einem hier rasch einen Strich durch diese Rechnung machen. Wir haben das ja gerade wieder einmal am eigenen Leibe erfahren: Schlechtes Wetter und deshalb gestrichene Flüge, schwierige Verhältnisse, oder auch eine unzureichende Fitness haben schon so manche redliche Bemühung torpediert.

Immer wieder schon ein erster Höhepunkt auf dem Weg nach Namche. Meine Gruppe auf der Hillarybrücke. Immerhin in 140 m Höhe. Nichts für ängstliche Leute.
Des weiteren ist es hier oft schwer, bei den exorbitant vielen, großartigen und bewegenden Eindrücken und Erfahrungen, aber auch wegen der körperlichen Strapazen, der ungewohnt dürftigen Hygiene, der oft unangenehmen Kälte und dem Sauerstoffmangel vor sich selbst die Maske aufzubehalten. Es wird für uns plötzlich sichtbar, was unten in der Ebene oft mit großer Mühe und Sorgfalt verborgen wird.
Und so besteht die Chance, hier ganz ohne einen Therapeuten einen tiefen Einblick in unsere eigene Persönlichkeit zu bekommen. Manchmal ist aber genau das auch ziemlich anstrengend.

Wir erreichen den Hauptort im Sherpaland, Namche Basar. Hier werden wir erst einmal zwei Tage bleiben.
Bei mir selbst kann ich diesbezüglich ausgiebige Studien betreiben. Wenn ich am Rande meiner Möglichkeiten in den Bergen unterwegs bin, dann werde ich kräftig umgerührt und mein schon bedrohlich fest werdender „Bodensatz“ wieder aufgewirbelt.
In den kommenden acht Wochen wird dieser „Bodensatz“ eine weitere Chance bekommen, sich aufzulösen, bzw. sich zu verflüchtigen, bevor er hart wie Stein geworden ist.

Auf unserer Akklimatisationsrunde oberhalb von Namche haben wir schon den ersten grandiosen Ausblick auf das riesige Massiv von Everest, Nuptse und Lhotse (links). Rechts thront die Ama Dablam.
Nirgendwo ist zumindest bei mir die Chance größer, Dinge abzuarbeiten, oder auch nur eine andere Sicht auf sie zu bekommen. Schon ein Perspektivwechsel beim Blick auf die vielen Kleinlichkeiten, die unser Leben bestimmen, wirkt bei mir oft Wunder. Der Horizont weitet sich. Und eben nicht nur deshalb, weil wir hier von weiter oben auf unsere kleine, schöne aber vor allem auch verletzliche Welt schauen.
Auch diese Aus- bzw. vielleicht besser Einsichten, neben den vielen grandiosen, realen Ausblicken könnte ein Grund sein, einmal den beschwerlichen Weg hierher zu den ganz großen Bergen auf sich zu nehmen.
Meine neuen Gäste haben genau das getan.

Von meiner Gruppe kann ich definitiv noch etwas lernen, wie ich zukünftig Fotos gestalten könnte bzw. sollte. Ich bin womöglich diesbezüglich zu wenig kreativ.
Am Tag nach unserer Ankunft mit den Jeeps in Surke (02.03.) sind wir bei herrlichem Wetter und glasklarer Luft nach Monjo (2800 m) gewandert. Ich fand unseren ersten Trekkingtag ganz besonders angenehm.
Dort sind Katrin und Ekkehard zu uns gestoßen, die schon seit dem 5. Februar in Nepal unterwegs sind. Nun sind wir vollzählig.
Am Montag (03.03.) wieder strahlender Sonnenschein und stahlblauer Himmel. Die Etappe nach Namche Basar (3450 m) stand auf dem Programm. Die 650 Höhenmeter haben wir ganz problemlos in reichlich vier sehr behäbigen Gehstunden hinter uns gebracht und sind trotzdem schon um die Mittagszeit in Namche eingetroffen.

Meine Gäste steigen vom Everest-View-Hotel nach Khumjung (3800 m) ab. Hier wollen wir uns das Kloster und den Yetiskalp anschauen. Im Hintergrund der hier alles beherrschende Thamserku. Links über dem Kopf von Thomas lugt die Eiskappe des Kang Tenga hervor. Auch ein herrlicher Sechstausender.
In Namche Basar müssen wir regelmäßig unseren Aufstieg unterbrechen und zwei Nächte auf der gleichen Schlafhöhe verbringen. Denn 650 Höhenmeter sind einfach ein bisschen zu viel auf einmal. Aber da es zwischen Monjo und Namche keine Übernachtungsmöglichkeit gibt, ist eine Aufteilung des Aufstieges auf halben Wege nicht möglich.
Am Nachmittag haben wir natürlich das getan, was wir hier immer tun, wenn wir nur die kurze Etappe von Monjo aufsteigen. Wir fielen in der Bäckerei ein und haben das Kuchenbuffet leer gegessen, bzw. es versucht und echten und deshalb sehr leckeren Kaffee getrunken. Man lernt hier sehr rasch ganz selbstverständliche Dinge wieder zu schätzen.

Neuerdings muss im Kloster von Khumjung Eintritt bezahlt werden. Aber dafür bekommt man eine Führung von einem sehr freundlichen Mönch und viele interessante Informationen.
Am Dienstag (04.03.) sind wir unsere obligatorische Akklimatisationsrunde von Namche zum Everest-View-Hotel und dann weiter nach Khumjung zum Yetiskalp und nach Kunde zum Hillary-Hospital gewandert. Wieder bestes Wetter und grandiose Bergsichten auf Everest, Nuptse, Lhotse, Ama Dablam und ein halbes Dutzend anderer beeindruckender Berggestalten.
Vorgestern besuchten wir Thame (3800 m), verbrachten dort auch eine Nacht und kehrten gestern (06.03.) wieder nach Namche zurück.

Den berühmten Yetiskalp anzuschauen, gehört natürlich zum Pflichtprogramm unserer Akklimatisationsrunde. Schließlich ist er der eindeutige Beweis, dass es den Yeti wirklich gibt bzw. gegeben haben muss 🙂
Auf dem Rückweg haben wir wie jedes Jahr das tibetische Kloster von Thamo besucht. Seit meinem ersten Besuch im Jahr 1994 mache ich das nun schon. Und das hat ganz vielfältige Gründe. Einer davon ist, dass wir mit unserer Puja, die wir von den Nonnen für uns abhalten lassen, den uralten Traditionen der Sherpas unseren Respekt zollen.
Außerdem helfen wir mit, dass die tibetische Kultur erhalten bleibt. Und in letzter Zeit nehmen die Nonnen immer wieder Kinder aus bettelarmen Familien auf und geben ihnen ein neues Zuhause, weil ihre Eltern sie nicht mehr ernähren können. Auch dabei können wir mit unserem Honorar für die Puja und unseren Spenden helfen.

Wenn der Rimpoche (reinkarnierter Mönch, sehr hoher geistlicher Würdenträger) nicht anwesend ist, steht die älteste Nonne dem Kloster vor und ruft die anderen mit diesem uralten Muschelhorn zur „Arbeit“ also zur Puja.
Na und ich denke ja auch, dass es nicht schaden kann, wenn uns die Götter, welche ja auf den vielen Bergen hier ringsherum ihr Zuhause haben, uns wohl gesonnen sind. Schließlich brauchen wir gutes Wetter, brauchbare Verhältnisse und alle müssen unbedingt gesund bleiben.
Heute (07.03.) ist unsere Tour nun endgültig in die ernsthaftere Phase eingetreten. Wir sind nach Mong am Eingang des Ngozumba-Tales aufgebrochen. Hier fließt der mächtigste Gletscher der Khumbu-Region. Und in Mong kratzen wir auch schon an der 4000-Meter-Grenze.

Die Puja hat für die Sherpas und die Tibeter nach wie vor eine enorme Bedeutung und wird mit großer Sorgfalt und Ernsthaftigkeit zelebriert.
Morgen werden wir auf einer etwas längeren Etappe nach Machermo (4400 m) marschieren und am nächsten Tag (09.03.) die Gokyo-Alm erreichen. Zumindest wenn alles gut geht und wir gesund bleiben.
Und wenn wir auch noch das Glück haben, da oben ein Zipfelchen Internet zu erhaschen, dann melden wir uns von dort wieder. Denn in Gokyo wartet ja mit dem fast fünfeinhalbtausend Meter hohen Gokyo Ri die erste große Herausforderung.

Meine Gruppe mit den Nonnen vor dem Kloster in Thamo. Sechs Nonnen konnten leider nicht mitmachen, weil sie gerade ein zweimonatiges Schweigegelübte einhalten müssen.
mehr Infos zu Namche Bazar
zum 1. Blogbeitrag: Nepal-Start mit Hindernissen
zum 2. Blogbeitrag: Jeep-Rodeo
Auch wenn ich deine News über die Nepal-Reisen schon seit Jahren lese, freue ich mich jedes Jahr wieder zu erfahren, dass ihr bei den Nonnen im Kloster Thamo wart und eine Puja für euch abgehalten wurde. So kann es euch nur noch gut gehen auf der Reise!
Hallo liebe Khumbureisende, lieber Olaf, lieber Te Kumar,
habe gerade meine beiden Fotobücher nach dem Platz mit den kreativen Foto-Schnappschüssen abgesucht…..zumindest die Ama Dablam habe aus der gleichen Perspektive gefunden. (oder liege ich hier Bergtechnisch falsch…)
Es macht viel Spaß eure Erfahrungen mitlesen zu können, liebend gerne würde ich tauschen….
Wenn das W-Lan weiterhin so gut verfügbar ist, kann ja jetzt täglich berichtet werden… 😄
Viel Spaß weiterhin bei eurem Abenteuer, bleibt gesund!!
Viele Grüße aus Leipzig an alle, besonders auch an Jessica R.
Tobias