Nepal-Start mit Hindernissen

Es war so kurz vor 20 Uhr. Fast acht Stunden Fahrt lagen da schon hinter uns. Plötzlich gab es ein alarmierendes Geräusch. Etwas war von unserem Bus abgefallen. Es hörte sich an, als wäre ein Schraubenschlüssel auf einen Steinfußboden gefallen.

Luxuriöse Zeit in Istanbul auf dem Flughafen.

Sofort war unser Fahrer wieder hellwach. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Auf der Stelle hielt er an und kroch unter den Bus. Hoffentlich nichts ernstes. Aber dieser Wunsch wurde nicht erfüllt. Im Gegenteil: Federbruch. Auch das noch! Aber eigentlich kein Wunder auf nepalesischen Straßen.

Die Nacht war gelaufen. Wer konnte diesen Schaden jetzt noch reparieren? Warum fahren wir mit diesem Bus? Wieso waren wir überhaupt hier?

Blumenkränze für meine Gäste auf dem Flughafen von Kathmandu.

Eigentlich, so der Plan, sollten wir in Monjo sein, schon mitten in den Bergen. Wir hatten für diesen Freitag (28.02.), dem Tag nach unserer Ankunft in Nepal, sogar den günstigen ersten Flug bekommen. Gute Arbeit meiner Partneragentur! Um 6.30 Uhr waren wir pünktlich auf dem Flugplatz.

Der legendäre tibetische Hotpot in meinem Lieblingsrestaurant ist der Höhepunkt des ersten Tages in Nepal.

Doch der Wettergott hatte andere Pläne mit uns. Schon kurz nach 10.00 Uhr wurden alle Flüge nach Lukla gecancelt. Eine Kombination aus tiefhängenden Wolken und zu viel Wind war Schuld. Und auch am Tag zuvor gab es keine Flüge nach Lukla. Es herrschte schon jetzt akuter Menschenstau.

Nun war guter Rat teuer. Sollten wir neue Flüge für den nächsten Tag buchen? Doch die Wetterprognose sah auch für Samstag ziemlich bescheiden aus. Außerdem würden zuerst die an der Reihe sein, die für diesen Tag Tickets hatten.

Wir haben soeben erfahren, dass unsere Flüge gecancelt sind. Dafür schaut die Laune bei meinen Gästen noch ganz gut aus.

Wir kontaktierten Nuru, den Juniorchef meiner nepalesischen Partneragentur und fragten nach der Möglichkeit, ob wir auf die Schnelle gleich vom Flughafen aus einen Bus chartern könnten, um noch an diesem Tag nach Phaplu zu kommen. Es war ja erst kurz nach zehn Uhr.

Das würde klappen, versicherte er uns. Von Phaplu aus kann man neuerdings mit Jeeps bis fast nach Lukla fahren. Auch die Jeeps in Phaplu könnte er besorgen, versprach uns Nuru.

Unser Bus der Marke Nissan. Sehr stabil!

Wir entschieden uns fast einstimmig gegen die Flüge nach Lukla und für die Reise mit Bus und Jeeps. Damit, so glaubten wir, könnten wir sicher sein, wenigstens am Samstagabend Lukla zu erreichen.

Doch gerade sah es ganz und gar nicht danach aus. Denn jetzt standen wir mit unseren Bus und einer gebrochenen Feder noch mindestens vier Stunden von Phaplu entfernt mitten auf der Strecke. Die Aussicht auf eine Nacht in einem kaputten Bus drohte vermutlich nicht nur meine Laune nun doch ein wenig einzutrüben.

Unser Busfahrer, hier links, sah aus wie 19. Aber er erfuhr sich unser uneingeschränktes Vertrauen in sehr kurzer Zeit. Guter Mann!

Dabei ging unsere Nepalreise so gut los. Alle waren überpünktlich am Flughafen in Berlin. Das Einchecken allerdings hätte problemloser verlaufen können, wenn nicht der Mitarbeiter der Airline mitten im Eincheckprozeß unserer Gruppe Feierabend gemacht hätte.

Trotzdem saßen wir im Flieger alle zusammen und unser Gepäck traf vollzählig mit uns gemeinsam in Kathmandu ein.

Wie immer wurden wir herzlich mit Blumenkränzen von Nuru und Te Kumar, meinem langjährigen Co-Guide und Freund am Flughafen in Kathmandu empfangen.

Ein Großdemonstration der Maoisten hielt uns noch in Kathmandu über eine Stunde auf. Ob die Demonstranten wissen, wer Mao und Stalin waren? Und das sie Millionen von Menschen auf dem Gewissen haben?

Wir fuhren ins Hotel, machten uns frisch, tauschten Unmengen Geld und verbrachten einen schönen Abend in meinem Lieblings- Restaurant bei dem leckersten tibetanischen Hotpot der Welt.

Doch am nächsten Tag war unsere Glückssträhne erst einmal beendet. Flug gecancelt, Feder gebrochen.

Doch wir hatten Glück im Unglück. Nicht weit von uns entfernt gab es tatsächlich eine Werkstatt. Und dort brannte noch Licht. Und es dauerte auch nur Minuten, da war unser Fahrzeug aufgebockt und zwei Mechaniker dabei, unsere Feder auszubauen.

Unsere Feder wird geschweißt. Mitten in der Nacht.

Wir gingen in dieser Zeit Abendbrot essen. Auch das ein glücklicher Umstand. Zufällig befand sich nämlich ein Restaurant ganz in der Nähe der Werkstatt.

Nach dreieinhalb Stunden war die Feder geschweißt, wieder eingebaut und wir fuhren weiter. Mir kam das wie ein Wunder vor, denn bei uns zu Hause in Deutschland wäre eine solche Reparatur zu dieser Zeit ein völlig undenkbarer Vorgang.

Kurz nach drei Uhr morgens trafen wir in Phaplu ein. Die Lodgebesitzer hatten auf uns gewartet, und so bekamen tatsächlich noch eine Mütze Schlaf in einem richtigen Bett.

Unser Retter unter unserem Bus baut die geschweißte Feder wieder ein. Ein echter Spezialist.

Um neun Uhr sollte es am nächsten Tag (1.3.) mit zwei Jeeps weitergehen. Doch allein schon die Tatsache, dass wir Jeeps für diese Strecke nach Lukla brauchen würden, hinterließ bei mir ein mulmiges Gefühl.

Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte.

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2 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Schön zu lesen, dass ihr gut in Kathmandu angekommen seid. Du hast recht …. hier hätte man die Feder bestimmt nicht geschweißt, sondern eine neue bestellt. Und die Lieferung dauert dann wahrscheinlich viele Tage! Jetzt bin ich gespannt, wie es mit den Jeeps weiterging …. Alles Gute für euch alle!

  2. Stefanie sagt:

    Wenn es so los geht kann es nur besser werden! 😉
    Viel Freude in den Bergen, ich denke sehr oft und gern an diese Zeit zurück und um das Essen im Decheling Garden beneide ich euch auch. Viel Spaß und gute Akklimatisierung an Alle!

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