Atemnot gratis
Die Luft wird dünner. Wir sind ständig außer Atem. Aber wir haben es nicht anders gewollt. Daran können wir derzeit nichts ändern, es sei denn wir kehren um. Aber das will hier niemand. Woran wir aber sehr wohl etwas ändern können, ist unsere Anpassung an den sich ständig vermindernden Sauerstoffpartialdruck. Doch das ist Arbeit. Nicht unbedingt für uns, wohl aber für unseren Körper. Ein seltsamer Widerspruch? Nein.
Wir brauchen Ruhe und Zeit, weil unser Körper schuften muss: Jede einzelne Zelle muss sich an den Sauerstoffmangel anpassen. Das ist anstrengend und deshalb müssen wir ihn in Ruhe lassen und höchstens Wanderungen mit dem Charakter von entspannten Spaziergängen unternehmen. Genau das haben wir in den letzten drei Tagen gemacht, nachdem wir am vergangenen Montag (7. März) in Namche (3450 m) eingetroffen sind.
Akklimatisation ist hier im Himalaya alles, und ich wundere mich jedes Mal aufs Neue, wie wenig ich danach gefragt werde. Wenn ich ein Ranking aufstellen würde, welches die am häufigsten an mich gestellten Fragen sind, so steht an erster Stelle die nach den Temperaturen. Vor allem nach den möglichen Frostgraden. Dann kommen die täglichen Gehzeiten, die Duschmöglichkeiten in den Herbergen und nicht zuletzt auch die Fragen nach der benötigten Ausrüstung. Und dabei hat niemals irgend etwas davon irgendwann ein Problem verursacht.
Ganz anders die Höhe. Doch Auskünfte zu deren Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, zu den täglich zu absolvierenden Höhenmetern oder zur Anpassungstaktik an den Sauerstoffmangel auf unserer Tour werden natürlich auch verlangt, doch die landen regelmäßig abgeschlagen unter ferner liefen…
Dabei ist die Frage nach der Höhenanpassung die alles entscheidende. Denn mit jedem Höhenmeter, der uns den ganz großen Weltbergen näher bringen soll, gibt es weniger und immer weniger Sauerstoff in der Luft. In 5000 m Höhe, und wir wollen sogar noch deutlich höher hinaus, ist der Sauerstoffpartialdruck nur noch halb so groß wie auf Meereshöhe. Aber die gute Nachricht ist, dass wir uns daran gewöhnen können. Und genau aus diesem Grund ist Zeit auf dieser Tour so immens wichtig. Denn Akklimatisation braucht nun mal Zeit!
Am Dienstag sind wir ganz geruhsam eine Runde von Namche nach Khumjung (3800 m) zum Yetiskalp, dann nach Khunde (auch 3800 m) zum Hillary Hospital und schließlich wieder zurück nach Namche in die Bäckerei geschlendert. Den ganzen Tag und nun schon den dritten in Folge war das Wetter perfekt, denn normalerweise ziehen in der Wintermonsunzeit Wolken am Nachmittag auf, oft schneit es. Aber nichts dergleichen. Stahlblauer Himmel über den Himalayariesen den ganzen Tag.
Die beiden folgenden Tage (9. und 10. März) waren wir auf einem zweitägigen Ausflug in Thame (3850 m) und haben meine tibetischen Nonnen in Thamo besucht, um mit ihnen die obligatorische Puja zu feiern. Schließlich sollen die Berggötter in den kommenden Wochen möglichst wohlwollend unsere Vorhaben unterstützen und uns keine Steine, Neuschneemassen oder gar Lawinen in den Weg legen.
Und diese Puja wurde zu etwas ganz besonderem. Seit 28 Jahren komme ich nun hierher und seit 24 Jahren führe ich Gäste durch die Everestregion, doch so ein Glück hatte ich bzw. hatten wir noch nie.
Denn der Khari Rimpoche war anwesend. Der reinkarnierte Mönch ist einer von den fünf höchstrangigen Lamas des Sherpavolkes, die anderen sind aber noch im Kindesalter. Er ist ein hochgebildeter Mann Anfang 40, spricht fünf Sprachen und ist außerordentlich freundlich und vor allem gern bereit, buchstäblich jede Frage zu beantworten. Und meine Gäste hatten natürlich viele Fragen.
Doch dazu in der nächsten News mehr!
zur ersten News der diesjährigen Nepaltour mit abenteuer leben
Ich freue mich so, wieder deine News aus Nepal zu lesen! Das mache ich ja schon seit einigen Jahren, aber es gibt immer etwas Neues zu lesen, es wird nie (NIE!) langweilig! Im Gegenteil …..
Ach ja, soviel schöne Erinnerungen: 2009 war ich das 1. Mal genau dort auch unterwegs, großartig 🙂 🙂