Keine unendliche Geschichte
Jubiläen sind meine Sache nicht. Aber da man die Dinge ja immer so positiv wie möglich sehen sollte, könnte man es auch so interpretieren: Wenn man etwas schon sehr lange macht, dann kann das auch daran liegen, dass es nicht schlecht gewesen ist. Gehen wir also mal davon aus.
Im nächsten Jahr werden es 25 Jahre sein, seit ich zum ersten Mal Gäste durch meine zweite Heimat, die Khumburegion des Himalayas geführt habe. Die Erlebnisse auf den mehr als 30 geführten Reisen in dieser Zeit, würden tatsächlich Bücher füllen, die allerdings nie geschrieben werden. Obwohl? EIN Buch wurde dann doch geschrieben über eine Reise von einem meiner Gäste.
Mehr als eine halbe Million Euro haben wir in Nepal auf diesen Touren mit meinen Gästen ausgegeben. Zum allergrößten Teil für die Löhne und die Versorgung meiner unentbehrlichen Helfer vor Ort, für unsere Kost und Logie in ausschließlich einheimischen Herbergen, für Inlandsflüge, Trekkingpermits, Hotels und Restaurants in Kathmandu usw.
Für ein Land, in welchem der Tourismus nach wie vor die wichtigste Einnahmequelle von Devisen ist, noch vor dem Export von Teppichen und der Entwicklungshilfe auf Platz 2 und 3, ist es überlebenswichtig, dass die Leute auch kommen und vor allem, dass sie ihr Geld ausschließlich bei den Einheimischen ausgeben.
Ich kann mich gut an meine erste Reise nach Nepal im Jahr 1994 erinnern. Es war eine Frage der Ehre für mich, meine Klamotten selber zu tragen und im Zelt zu schlafen. Wir wollten zu einem Berg mit der gesamten Ausrüstung, welche wir dazu brauchten. Der Rucksack platzte aus allen Nähten und war bleischwer. Meine Plastikschalenschuhe passten nicht mehr hinein. Aber ich wollte sie natürlich auch nicht schleppen. Also trug ich die skischuhähnlichen Monster an den Füßen. Den ganzen Weg von Jiri bis zum knapp 5900 m hohen Pokalde, den ich damals besteigen wollte. Meine großen Zehen waren anschließend so blau, als wären sie erfroren.
Doch ich hatte meine Lektion gelernt. In Nepal trägt man sein Zeug nicht selbst. Man engagiert Träger, einen Guide und man schläft in Herbergen und nicht in Zelten. Die Menschen brauchen Arbeit, mit der sie Geld verdienen können. Die Lodgen brauchen Gäste und die einheimischen Agenturen ihre Service Charge. Der immer wieder gehörte Vorwurf, dass wir schlaffen und vor allem faulen Touristen unser Zeug gefälligst selber zu schleppen hätten, anstatt sie den armen Menschen dort für einen Hungerlohn aufzubürden, ist nicht nur unzulässig, er ist sogar ziemlich dumm.
Wir hier im reichen Westen haben nur immer und immer wieder ein Problem mit unseren Maßstäben. Wir sind aber nicht das Maß aller Dinge. Und unsere Maßstäbe sind woanders völlig untauglich. Dass, was bei uns richtig ist oder falsch oder unerträglich, ist bei anderen die normalste Sache der Welt.
Vor ein paar Wochen bin ich wieder aus Nepal zurückgekehrt. Wir haben viel erlebt und noch mehr erreicht. Wir sind tapfer durch alle vier Khumbutäler gelaufen, konnten drei Fünftausender besteigen und haben viel von Land und Leuten gesehen. Meine Gäste können stolz auf sich sein, dass sie so weit gelaufen und so hoch gestiegen sind. Manche sind buchstäblich über sich selbst hinaus gewachsen und haben eine andere Perspektive auf die Herausforderungen in der Ebene bekommen. Und genau das ist auch der Sinn und Zweck des Ganzen.
Und es ist so wie immer: Nach Nepal ist vor Nepal. Am vergangenen Wochenende fand das 1. Info-Treffen meiner Jubiläumsgruppe statt. Wie schon seit vielen Jahren im nepalesischen Restaurant Chulo in der Oeserstraße 33. Übrigens eine absolute Topadresse, wenn einen die Lust auf ein perfektes originalnepalesisches Menü packt. Die Tour ist ausgebucht, sogar eine Warteliste gibt es seit heute schon. Ich freue mich natürlich darüber. Doch für die, welche gern mitkommen würden, aber momentan noch warten müssen, tut es mir leid.
Und es ist klar, und damit sind wir beim Titel dieses Beitrages, dass ich nicht ewig auf diese Art und Weise persönlich Touren in Nepal führen will und kann. Schon in wenigen Jahren werde ich damit aufhören müssen. Ich werde zwar weiter in dieses wunderschöne Land reisen, aber ganz anders als bisher.
Also wenn nicht jetzt, wann dann? Für 2024 gibt es noch freie Plätze. Fragt sich allerdings, wie lange noch??
Zum Schluss möchte ich noch auf eine paar wichtige Dinge und Termine hinweisen:
Die Firma KAFRIL hat die Planungen zur Verfüllung des Holzberges wieder aufgenommen. Man will allen Ernstes dieses Naturkleinod, welches in den letzten 20 Jahren zu einem der artenreichsten und damit wertvollsten Biotope in ganz Sachsen geworden ist, mit Erdaushub und Bauschutt verfüllen. Bitte unterschreibt unbedingt die Petition zur Rettung des Holzberges. Das geht ganz einfach hier.
Am 7. Mai um 5 vor 10.00 Uhr solltet Ihr beim tapir vor der Tür stehen. Zumindest wenn Ihr von neuer Ausrüstung träumt, oder hochfliegende Pläne an den großen Bergen oder Wänden dieser Welt habt, aber leider Ebbe in Eurem Portemonnaie herrscht. Vielleicht besteht aber auch nur dringender Beratungsbedarf? Dieser 7. Mai um 10.00 Uhr ist der wichtigste Termin des Jahres, wenn es sich um Ausrüstung dreht: tapir-Frühjahrsflohmarkt am Georgiring 4 – 7! Hier gibt es mehr Infos.
Liebe Olaf, das hier empfinde ich auch als 100% wahr:
Wir hier im reichen Westen haben nur immer und immer wieder ein Problem mit unseren Maßstäben. Wir sind aber nicht das Maß aller Dinge. Und unsere Maßstäbe sind woanders völlig untauglich. Dass, was bei uns richtig ist oder falsch oder unerträglich, ist bei anderen die normalste Sache der Welt.
Der immer wieder gehörte Vorwurf, dass wir schlaffen und vor allem faulen Touristen unser Zeug gefälligst selber zu schleppen hätten, anstatt sie den armen Menschen dort für einen Hungerlohn aufzubürden, ist nicht nur unzulässig, er ist sogar ziemlich dumm…
Ich wünsche allen Reiseteilnehmern für 2023 eine genauso spannende und ereignisreiche Tour mit vielen eindrucksvollen Begegnungen und Erlebnissen und sonnigen Tagen und lustigen Abenden wie wir sie dieses Jahr hatten. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht an die Zeit in den Bergen denke und an die Menschen, die wir getroffen und an die Orte, die wir gesehen haben.
Ich bin dankbar, dass es unsere Träger und Guides gab, ohne sie wäre die Reise für mich nicht möglich gewesen. Und ich sehe immer noch Bijay am Zaun in Lukla stehen und uns zum Abschied winken. Er und auch unser anderen Träger haben viel geleistet. Wir waren ihnen sehr dankbar dafür und sie uns auch, dass sie nach der langen Abwesenheit von Touristen wieder Arbeit hatten. Grüßt nächstes Jahr bitte alle recht herzlich von mir.