Zurück in Pakistan
Es wird aber auch Zeit! Zeit für richtige Abenteuer. Obwohl die beiden letzten Jahre ja auch so eine Art Dauer-Abenteuer gewesen sind. Denn wer wusste schon, wie sich ein Lockdown anfühlt? Oder wie es ist, innerhalb eines 15 Kilometerradius ausharren zu müssen? Oder wie frustrierend es sein kann, plötzlich über Monate keine Einnahmen mehr zu haben? Oder mitzuerleben, wenn Leute in Nepal festsitzen? Oder wie befreiend es sein kann, den ersten Vortrag nach zwei Jahren wieder vor einem großen Publikum halten zu dürfen? Und wie großartig es ist, in einem Land leben zu dürfen, dass einen vor dem Ruin rettet? Der Anblick eines Kontoauszuges kann fast soviel Euphorie auslösen, wie einen Gipfel zu erreichen. Das kannte ich so noch nicht. Für mich übrigens alles andere als selbstverständlich. Dazu bin ich zu oft in Nepal, Indien oder Pakistan unterwegs.
Nun aber warten wieder die echten Abenteuer. Wir sind heute morgen in Pakistan eingetroffen. Es wird meine fünfte große Tour in diesem wunderschönen Land. Die Reise war anstrengend und lang, doch nichts gegen die Woche davor. Denn es ist ja bei weitem nicht nur die leidige Packerei. Ein notwendiges Übel, welches diesmal allerdings schon etwas quälerisch gewesen ist, denn wir wollten ohne Aircargo und auch ohne Zusatzgepäck auskommen. Und dass ist bei einem Berg wie dem Laila, wo wir die komplette Eis- und Felsausrüstung benötigen und Lager einrichten wollen, nichts, was sich quasi von selbst im Handumdrehen erledigt.
Ich hatte ein viel größeres Problem mit meiner Technik. Weil ich in technischen Angelegenheiten ein Embryo war, bin und immer sein werde. Meine große Kamera streikte, das Objektiv war plötzlich kaputt.
Die Drohne musste aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden, in dem sie fast drei Jahre gelegen hat. Dasselbe galt für das Satellitentelefon. Ich musste es neu anmelden, und es brauchte eine neue SIM-Karte.
Anschließend sollte das Telefon wieder mit meinem Expeditionsrechner angefreundet werden, damit die beiden freiwillig miteinander kommunizieren und ich auf diese Weise in die Lage versetzt werde, Mails an meine Homepage via Satellit versenden zu können usw.
Für das Satellitentelefon habe ich mir alledings professionelle Hilfe geholt. Ohne die tatkräftige Unterstützung von Herrn Kloss von der Firma GESAT hätte ich das Telefon nie dazu gebracht, wieder seinen angestammten Aufgaben nachzukommen.
Und natürlich musste alles mehrfach getestet, ausprobiert und der Umgang geübt werden. Über die vielen anderen Dinge vom Fertigmachen des 2.Quartals für die Steuer bis zu den Grußpostkarten schweigen wir lieber. Irgendwie haben die Tage vor der Abreise auf eine Expedition immer etwas von einem Tsunami.
Aber nun ist er über mich hinweg, denn wir sind unterwegs. Und da ging es erfreulicherweise ganz entspannt zur Sache. Wir sind von München abgeflogen, haben vor dem Check In noch einmal Ausrüstung umverteilt und sind wider Erwarten völlig problemlos mit unseren sechs Gepäckstücken und der vielen Technik im bleischweren Handgepäck durch alle Kontrollen und gänzlich ohne Stress gekommen.
Mein Freund Quasim hat uns vom Flughafen in Islamabad abgeholt, und wir haben heute schon das Briefing beim Alpin Club und die ganzen finanziellen Dinge erledigt.
Zur Zeit sind Max und Thomas auf Sightseeing, und ich sitze am Rechner und schreibe diesen Beitrag, weil ich nicht noch zum fünften Mal die Faisal-Moschee, den ganzen Stolz der Pakistanis hier in Islamabad, anschauen muss.
Morgen allerdings wird es doch noch einmal spannend. Da soll unser Flug nach Skardu stattfinden. Aber diesbezüglich ist eher Skepsis angesagt. In den Jahren 1996, 2001, 2012 und 2019 bin ich vier Mal von Islamabad nach Skardu und vier Mal wieder zurück gereist. Und von diesen acht Touren bin ich nur zwei Mal geflogen, obwohl der Plan anders lautete.
Klappt das mit dem Flug nicht, bedeutet das statt zwei Stunden im Flieger satte ca 25-30 Stunden Busfahrt. Da mag die erste oder zweite Busfahrt noch zur Größe des Abenteuers beitragen. Aber nicht mehr bei mir. Denn das würde morgen die siebente Busfahrt über den Karakorum Highway sein.
Die Sicht auf dem Flug und bei der Landung ist so oft schlecht, so dass tatsächlich nach meiner Erfahrung mehr Flüg gecancelt werden als stattfinden. Allerdings sind heute gleich fünf Flüge Richtung Skardu gestartet. Vielleicht klappt es morgen bei uns ja doch?
Dann wären wir schon morgen mitten im Karakorum und könnten womöglich schon übermorgen mit den Jeeps nach Hushe aufbrechen und gegen Ende der Woche im Basislager eintreffen.
Das wäre sportlich und ob wir bzw. die HUNZA GUIDES, unsere großartige Agentur, das hinbekommen, erfahrt Ihr wie immer hier. (Wenn die Technik die Reise überstanden hat)
Ich drücke euch die Daumen, dass das mit dem Flug morgen klappt. Cool, dass das Gepäck vollständig angekommen ist. Das Bild der Technikteile ist krass. Na dann kann es losgehen. Lg Sabine
Schön zu lesen, dass ihr und das Gepäck gut angekommen seid! Für den Flug heute drücke ich die Daumen!
Toll, das ihr bis jetzt reibungslos vorankommen seid. Für den Flug drück‘ ich euch ebenfalls die Daumen!