Wunder gibt es immer wieder
Ich besitze Zelte! Viele. Vielleicht 10 oder 12 Stück. Und vor allem viele verschiedene. Das ergibt sich einfach, wenn man so lange draußen unterwegs ist wie ich. In meinem Ausrüstungsdepot gibt es leichte, weniger leichte sowie sehr stabile und deshalb ziemlich schwergewichtige Nylonbehausungen und das auch noch in verschiedenen Größen. Da liegen welche für ein, zwei oder drei Personen. Alle sind wirklich ihr Geld wert und haben sich in den Stürmen der Gebirge oder Eiswüsten dieser Welt bestens bewährt. Doch eine Art von Zelt sucht man bei mir vergeblich. Einwandzelte. Alle meine Zelte haben ein Innen- und ein Außenzelt. Und das hat natürlich einen Grund.
Der größte Feind des Zeltinsassen ist die Nässe. In einem kleinen Zelt mit zwei Leuten, die dort drin auch noch kochen, entsteht sehr viel Feuchtigkeit. Bei schönem Wetter ist das kein Problem. Erstens, weil man bei schönem Wetter gar nicht im Zelt kochen muss. Und zweitens, weil man sein Zelt großzügig lüften kann.
Ganz anders liegt die Sache, wenn es draußen stürmt, regnet, schneit, es bitterkalt ist oder alles zusammen. Dann wird es zunehmend schwierig, die Feuchtigkeit aus dem Zelt zu entfernen, denn man kann es bei schlechtem Wetter ja schlecht sperrangelweit aufmachen. Der Fachbegriff für den Umgang mit der Feuchtigkeit ist „Kondensationsmanagment“. Den kennen aber nur Zeltmanufakturen, Google kennt diesen Begriff nicht.
Wenn durch schlechtes Wetter die Möglichkeit des großzügigen Lüftens eingeschränkt ist, wird es zunehmend ungemütlich im Zelt. Alles wird feucht und klamm oder sogar richtig nass. Die entstehende Feuchtigkeit schlägt sich an der Innenseite der äußeren Zelthaut nieder und tropft in dicken Tropfen ins Zelt hinein.
Am besten kommen doppelwandige Zelte mit diesem Problem klar. Da das Innenzelt deutlich wasserdampfdurchlässiger ist, kondensiert die Feuchtigkeit an der Außenhaut und tropft dann nicht direkt auf den Schlafsack sondern erst einmal auf das Innenzelt. Auch liegen die Klamotten auch nicht direkt am Außenzelt an, wenn es ein Innenzelt gibt. Und wärmer ist es in einem doppelwandigen Zelt auch noch, was ebenfalls positive Auswirkungen auf das Kondensationsmanagment hat.
Bei einem einwandigen Zelt tropft das Kondenswasser direkt auf die Zeltinsassen und ihre trockenen Sachen und im Nu ist alles nass. Das war immer so. Und der einzige echte Vorteil den ein einwandiges Zelt hat, nämlich ein oft deutlich geringeres Packmaß und Gewicht, wiegt den Schlamassel mit der Nässe nicht auf.
Nun las ich neulich von einem französischen Zelthersteller, der absolute High-End-Zelte herstellt. Die sind auf einwandige Zelte spezialisiert, welche angeblich keine Wünsche selbst bezüglich des Kondensationsmanagments mehr offen lassen. Und logischerweise war ich skeptisch. Ich bin schon in so vielen auch sehr teuren Einwandzelten nass geworden.
Aufhorchen lies auch der Preis der Zelte. Weit über 1000 Euro für ein winziges Stück Stoff in dem zwei Leute nur dann Platz finden, wenn sie absolut keine Berührungsängste haben. Aber bei diesen Preisen würde ich vermutlich nie die Gelegenheit bekommen, ein solches Zelt mal aus der Nähe in Augenschein nehmen zu können oder es gar zu besitzen.
Und nun geschah das erste kleine Wunder. Nur Wochen nachdem ich auf die französische Edelzeltmanufaktur namens Samaya gestoßen war, hatte sie dem tapir, meinem treuen Bergsportausrüster, ein einwandiges Zelt zum Testen zur Verfügung gestellt. Und die tapire waren der Meinung, dass ICH dieses Teil testen müsste! Ich fand diesen Zufall schon sehr bemerkenswert. Und der gerade vergangene Sommer war für einen solchen Auf-Herz-Und-Nieren-Test eines sündhaft teuren Superzeltes allerbestens geeignet.
Nicht nur das eine Expedition ins Haus stand. Wir wollten ja zum Laila-Peak nach Pakistan. Ich hatte auch für nicht weniger als zehn Wochen verschiedene Sachen in den Alpen geplant. Unter anderem den Mont Blanc und die Besteigung des Piz Badile über die berühmte „Cassin“-Route. Das Zelt würde alles mögliche leisten müssen. Die gesamte Palette an Zumutungen stand diesem Zelt bevor. Aber eines stand auch fest! Ich würde eines meiner Zelte als stille Reserve dabei haben. Weil ich fest damit rechnete, dass ich keine große Freude an dem Edelzelt haben würde.
Und nun kommen wir zum zweiten etwas größeren Wunder.
Schon als ich das „Superzelt“ zum ersten mal in der Hand hielt, konnte ich Einwandzeltskeptiker meine positive Überraschung nicht verhehlen. Mein Gott war das klein und leicht. So ein Zelt konnte ich buchstäblich immer und überall dabei haben. Noch mehr unerwartete Hochachtung kam auf, als ich das Zelt auspackte und aufbaute: Allerhochwertigstes Material, perfekte Verarbeitung, sehr durchdachte Konstruktion, einfachste Handhabung beim Aufbau, gute Abspannmöglichkeiten.
Keine zwei Minuten und das Zelt stand, obwohl ich es noch nie zuvor auch nur im aufgebauten Zustand gesehen hatte. Nun ja, das war schon mal gut. Aber alles andere wäre bei einem derart kostspieligen Zelt auch ein großer Schwindel.
Doch wie es da so stand in seiner Winzigkeit ohne überdachten Eingang (Apside genannt, welche man aber als 500 € teures Extra dazu kaufen kann) und ohne Moskitonetze, machte es schon einen ziemlich spartanischen Eindruck. Und da es keinen überdachten Eingang gibt, würde es bei Regen zumindest während des Einstieges in das Zelt reinregnen. Aber irgendwo muss man ja sparen, wenn das Zelt ein kleines Packmaß haben und sehr deutlich unter zwei Kilo wiegen soll. Und das tat es mit seinen 1300 g.
Und dann ging es auf die erste Tour. Wir wollten über das Mer de Glace, das Vallée Blanche, den Mont Blanc du Tacul und den Mont Maudit auf den höchsten Berg der Alpen steigen. Das ist eine richtige kleine Expedition, auf der man satte 10000 Höhenmeter im Auf- und Abstieg überwindet. Und in den beiden ersten Tagen unseres Aufstieges regnete es teilweise ganze Nächte durch, und dann hatten wir auch noch einen 30 stündigen Schneesturm im Vallée Blanche am Fuß der Aiguille du Midi zu bestehen. Lebensnahere Testbedingungen hätte es nicht geben können.
Die Versprechung der Zeltbauer, mit ihrer speziell für ihre Zelte entwickelten Nanovent® Membrane Verhältnisse wie in einem doppelwandigen Zelt schaffen zu können, stand ich nicht nur skeptisch gegenüber. Ich hielt das für schlichtweg unmöglich. Dreilagig sollte die Zeltwand sein. Außen wasserabweisendes Nylon, in der Mitte diese spezielle Membran und innen eine hydrophile Lage Nylon. Samaya spart auch nicht mit undurchschaubaren Begriffen. Was sind „sehr spezifische Anpassungen von Polyurethan-Nanofilamenten“ welche für diese dollen Eigenschaften der Membran verantwortlich sein sollen? Man hätte extra dafür die „Elektrospinntechnik“ optimiert.
Mir war das ehrlich gesagt wurscht, was man alles angepasst und optimiert hat! Haben die Franzosen es geschafft, tatsächlich ein Einwandzelt zu bauen, welches unter diesen extremen Bedingungen nicht zur Tropfsteinhöhle wird?
Ich habe in diesem Zelt wochenlang gekocht, geschlafen und gelebt und das auch zu zweit. In dem Schneesturm im Vallée Blanche konnte ich auch während des Kochens nur die winzigen Belüftungsöffnungen am Zeltdach offen lassen, wenn ich nicht wollte, dass massenhaft Schnee ins Zelt weht. Und was soll ich sagen, es hat funktioniert! Dieses Zelt hielt tatsächlich, was seine Hersteller versprochen hatten. Klar wurde es feucht im Zelt. Aber längst nicht so feucht, dass das Wasser in Strömen die Zeltwände hinunter lief. Im Gegenteil! Nicht ein einziger Tropfen bildete sich an der Innenseite der Zeltwand. Nicht in den gesamten drei Monaten Testbetrieb. Wunder geschehen!
Ich habe das Samaya2.0 ohne Rücksicht auf Verluste benutzt. Ich habe keine Zeltunterlage verwendet. Ich kaufe schließlich kein super leichtgewichtiges Zelt für ein halbes Vermögen und schleppe dann eine schwere Zeltunterlage mit. Es stand auf Schnee, Sand, Steinen. Es hat Schneelasten bis hoch zum Dachfirst, Dauerregen und Sturm klaglos ertragen und sieht nach den drei Test-Monaten immer noch aus wie neu.
Das ist mal ein Zelt! Ich bin wirklich begeistert. Das Samaya2.0 ist das bisher einzige einwandige Zelt, welches mich voll und ganz überzeugen konnte. Ich habe wirklich nur einen einzigen Verbesserungsvorschlag. Es wäre prima, wenn die Ministange zum Spannen des kleinen Daches über den oberen Lüftungsöffnungen anders herum angebracht wäre. Es ist dann nicht mehr so leicht, sich die Augen auszustechen.
Mein Fazit: Wer das nötige Kleingeld hat und ein gutes und vor allem leichtes Zelt braucht, der kaufe sich eines von den Samaya-Zelten. Übrigens war das Samaya 2.0, welches ich testen durfte, mit 1100 € das preiswerteste. Die teuerste Variante der Zelte mit zwei Gestängebögen ist das Samaya Assaut 2 Ultra für 1900 €. Will man noch eine Apside dazu, dann sind 2400 € fällig. Das würde ich gerne haben. Doch dafür muss ich noch viele Kalender und Eintrittskarten verkaufen.
Apropos Kalender und Eintrittskarten:
Der neue Kalender für 2023 ist eingetroffen!
Frisch aus der Druckerpresse. Diesmal präsentiere ich Bilder aus Norwegen. In keinem anderen Land außer in Nepal war ich so oft wie in Norwegen. Noch als uns der Eiserne Vorhang vom Rest der Welt getrennt hat, war Norwegen das Land meiner Träume. Und deshalb ist es auch kein Wunder, dass ich schon 1990 zum ersten Mal dort war. Sechs weitere ausgedehnte Reisen folgten.
Norwegen beeindruckt vor allem durch seine landschaftlichen Gegensätze. Besonders reizvoll ist die enge Verbindung von Meer und Hochgebirge. Hier habe ich alles gefunden, was mein Klettererherz begehrt: Einsamkeit, hohe Berge, zauberhafte Biwakplätze an verwunschenen Seen und geniale Kletterfelsen.
Die Auflage ist auf 300 Stück limitiert, es ist also womöglich klug, nicht erst bis Weihnachten mit dem Kauf zu warten.
Hidden Peak – Vortrag im Gewandhaus am 1. Dezember 19.00 Uhr
Als nächstes wollte ich noch einmal an die Premiere der neuen Multivision im Mendelssohnsaal des Gewandhauses zu Leipzig erinnern. Am 1. Dezember um 19.00 Uhr geht es los. Ich freue mich sehr auf diesen Tag. Es werden viele meiner ehemaligen und zukünftigen Nepalgäste da sein, dazu viele Freunde und Unterstützer. Euch alle wiederzusehen, wird ein großes Fest! Wollen wir hoffen, dass nichts dazwischen kommt! Zum Beispiel, dass es keine Karten mehr gibt, denn zwei Drittel der Tickets sind schon verkauft.
tapir – Herbstflohmarkt am 24. September, 10.00 Uhr
Dazu passt gut der letzte Termin, welcher mir besonders am Herzen liegt. Am kommenden Sonnabend, das ist der 24. September, steigt um 10.00 Uhr im tapir das wichtigste Event des Jahres für Leute mit Ambitionen: Der tapir-Herbstflohmarkt. Mittlerweile eine echte Institution hier in unserer Stadt. Gebrauchte und auch neue Ausrüstung für die hochfliegenden Pläne zu unschlagbaren Preisen kaufen, interessante Leute treffen, im Laden die neuesten Trends auf dem Ausrüstungsmarkt aufstöbern. Diesbezüglich sind die tapire übrigens immer ganz nah dran am Puls der Zeit. Ach ja, die Eintrittskarten für den Vortrag am 1. Dezember und die Norwegen-Kalender gibt es dort auch!
hallo olaf.1kalender kannste bitte für mich reservieren.komme ja am 1.12.zum vortrag.danke wolfgang
Das mache ich, lieber Wolfgang!! Ist doch klar. Ich freue mich, dass Du kommst.