Eindrücke des Alterspräsidenten

Olaf hatte in der letzten News bereits angekündigt, dass er einen von seinen Gästen im Auge hat, der den letzten Tourbeitrag schreiben sollte. Er meinte, als Ältester der Gruppe und als dreimaliger Teilnehmer an seinen Nepal-Touren wäre ich dafür prädestiniert. Ich mache das gerne und habe sofort zugesagt.Als erstes möchte ich vermelden, dass wir heute morgen (15.03.2024) pünktlich 07:05 Uhr von Lukla bei Sonnenschein abgeflogen und 35 Minuten später in Kathmandu gelandet sind. Da ein buddhistischer Mönch mit uns im Flieger saß, konnte nichts schiefgehen.

Schule in Lumsa, Besuch einer Klasse.

Zunächst zu meiner Vorgeschichte: Du wusstest, was du zu erwarten hattest. Sechsmal warst du bereits im Himalaya, in den Anden sowie auf dem Kilimandscharo auf Bergtouren deutlich über 5000 m unterwegs gewesen. Du musst deine Komfortzone weit hinter dir lassen. Du musst extreme Anstrengungen in dünner, kalter Höhenluft auf steilen, steinigen Pfaden ertragen. Deine Finger und Zehen werden in der Morgenkälte zu Eis erstarren, bis die Sonne sie halbwegs erwärmt hat. Warum, zum Teufel, willst du alter Sack mit 68 Jahren dir das alles noch einmal antun?

Pikey Peak, Blick zur Himalaya-Hauptkette.

Es ist in erster Linie die Magie der Berge. Schon als kleiner Junge war ich fasziniert, wenn mein Blick vom Großen Inselsberg über die Höhenzüge des Thüringer Waldes, meiner Heimat, schweifte. Wieviel größer ist erst die Begeisterung im Angesicht der höchsten Fels- und Eisgiganten dieser Erde? Es ist aber auch die Begegnung mit den freundlichen und fröhlichen Menschen Nepals, ihrer Kultur und Religionen, die mich immer wieder zutiefst beeindruckt.

Namche Basar im Schnee, die Ama Dablam lugt ein wenig hervor.

Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob ich den Anforderungen der Trekkingtour noch gewachsen bin, wollte ich mein Traumland Nepal zum vierten und letzten Mal erleben. Dafür kam für mich nur „abenteuer leben“ von Olaf in Frage, nachdem ich bereits 2002 und 2019 mit ihm unterwegs gewesen bin.

Was waren nun für mich die Highlights dieser Reise? Schwer beeindruckt war ich vom Besuch in Lumsa. Hier wurde bei unserer Ankunft gerade Lhosar, das Neujahrsfest der Buddhisten, gefeiert. Mingmar, der Chef von Olafs nepalesischer Partneragentur „Boss Adventure“, empfing und bewirtete uns in der Luxus-Lodge seines Heimatortes aufs Feinste. Ich hatte ihn bereits vor 5 Jahren als faszinierenden Menschen kennengelernt.

Gokyo und Cho Oyu beim Aufstieg auf die Seitenmoräne des Ngozumba-Gletschers.

Ganz besonders gefreut habe ich mich über den herzlichen Empfang der Lehrer und Kinder der Schule. Das Besondere ist, dass diese Schule mit Hilfe von Spenden des Lumsa-Vereins aus Halle (Saale) errichtet und nach dem Erdbeben 2015 wieder aufgebaut worden ist. An den jährlichen Spendenläufen hatte ich mehrfach teilgenommen.

Die Tour durch das Vorgebirge mit subtropischer Vegetation, durch kleine, verschlafene Dörfer sowie die zweimalige Besteigung des 4067 m hohen Pikey Peak mit herrlichem Bergpanorama war für mich sehr schönes Neuland. Einziger Wermutstropfen ist die ungezügelte Naturzerstörung, die mit dem Bau der „Straße“ von Jiri in Richtung Lukla einhergeht.

Pumo Ri, davor der Kala Patthar.

In Cheplung treffen wir auf den mir bekannten Weg von Lukla nach Namche Basar. Im Tal rauscht der Dudh Khosi. Es ist fast wie „nach Hause kommen“ ins Khumbu-Land. Namche erleben wir zunächst im Regen, ohne Strom und fast ausgestorben. Selbst der Bäcker hat geschlossen. Am nächsten Morgen sind Ort und Berge in ein weißes Winterkleid gehüllt.

Nach einem wunderschönen Weg erwarten uns in Thamo die Nonnen zu einer beeindruckenden Puja im prächtigen Kloster, um die Berggötter für uns gnädig zu stimmen.

Nach den Stationen Thame und Lungden steht die erste harte Prüfung mit dem 5402 m hohen Renjo-Pass an, die wir alle gemeinsam gemeistert haben. Eine beeindruckende Bergszenerie, aus der die Achttausender Mount Everest, Lhotse und Makalu herausragen, breitet sich vor uns aus.

Das berühmte Khumbu-Kloster Tengpoche.

Nach einem moderaten Tag mit Querung des gewaltigen Ngozumba-Gletschers meistern wir alle die Überschreitung des 5355 m hohen Cho La.

Der am höchsten gelegene Ort Nepals ist Gorak Shep auf 5190 m, was auch unsere größte Schlafhöhe ist. Doch vor dem Schlafen soll es noch auf einen 5648 m hohen Aussichtsberg gehen.

Du keuchst den Kala Patthar hinauf,
dort geh’n dir Herz und Augen auf.
Gewaltig, majestätisch, schön
siehst du ihn leuchtend vor dir steh’n.
Die Sonne schickt ihr letztes Licht
zum Everest. Mehr geht wohl nicht!

Unsere komplette Gruppe in Lukla.

Es geht noch mehr. Letzter Höhe(n)punkt am Folgetag ist das Everest Basecamp auf der Seitenmoräne des gigantischen Khumbu-Gletschers. Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolken und spiegeln sich auf glitzernden Eisfiguren, die der Khumbu-Eisfall an seinem Fuße auftürmt. Ein unvergesslicher Anblick. Danach geht es abwärts bis nach Lukla.

Was war das Besondere an dieser Tour und wem möchte ich danken? Da wäre zunächst Olaf, der mit großer Erfahrung alles hervorragend vorbereitet und begleitet hat.

Da ist unser stets freundlicher und hilfsbereiter Co-Guide Te Kumar, mit dem ich nun schon das zweite Mal mit großem Vergnügen unterwegs bin.

Ein nepalesisches Sprichwort besagt: „Nur wer die Last trägt, weiß, wo sie drückt.“ In diesem Sinne möchte ich meine Hochachtung vor unseren Trägern Chatur (Sirdar), Ratge Kumar, Beeray, Sirjan, Ombeer, Naresh und Dilip zum Ausdruck bringen.

Kathmandu, Tempel am Durbar Square.

Und nicht zuletzt sind wir insgesamt eine wirklich gute, sich gegenseitig unterstützende Truppe mit den Mädels Stephanie, Kerstin, Manuela, Andrea, Gisela und den Jungs Holger, Sylvio, Felix sowie mir als Alterspräsidenten.

Mit Gisela habe ich das Seniorenzimmer geteilt, wir haben uns gut verstanden, und sie hat mich jeden Morgen pünktlich geweckt. Danke dafür. Eine langjährige Erfahrung meinerseits hat sich wieder einmal bestätigt. Die Liebe zu den Bergen verbindet Menschen, egal welchen Alters, welcher Herkunft oder Anschauung sie sind.
Danken möchte ich auch meiner lieben Frau, die mir das o.k. gegeben hat, sie noch einmal für vier Wochen zu verlassen.

Noch einmal Nepal, Magie der Berge,
wo wir Menschen sind wie Zwerge.
Ich bin sehr dankbar für das Glück
und kehre froh nach Haus‘ zurück.

Fotos und Text: Detlef Weyrauch

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2 Antworten

  1. Veronica sagt:

    Eine schöne News, Detlef! Danke sehr dafür!
    Dir und auch den anderen wünsche ich in den nächsten Tagen eine gute Heimreise!
    Liebe Grüße, Veronica

  2. Thomas Weyrauch sagt:

    Wie immer toll geschrieben von meinem Papa, mit dem ich bereits viele tolle Bergabenteuer erleben durfte. Alle haben sich gefreut, dich wieder gesund und munter zuhause begrüßen zu dürfen. Auch wenn die großen Himalayaberge vermutlich in weite Ferne rücken, steht der Inselsberg dir immer noch zur Verfügung.
    Den nächsten Abenteurern viel Glück, Mut und Freude.
    LG, Thomas

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