Augen auf bei der Berufswahl!

Wir sind wieder in Kathmandu eingetroffen, eine ganz besondere Tour geht ihrem Ende entgegen. Kontrastreich, voller Höhepunkte und bei besten Bedingungen. Doch schon allein die Zahlen lassen aufhorchen! Doch dazu später. Zuerst zu unserem letzten Pass. Der Kogma La war sicher der anstrengendste Übergang unserer Dreifachüberschreitung. Dies ist jedenfalls die einhellige Meinung aller Überquerer. Das lag aber sicher nicht an seiner Schwierigkeit oder weil er ein bisschen höher ist als die anderen beiden. Der Grund sind die vorangegangenen 18 Tage. Fast ununterbrochen sind wir gelaufen, tausende und abertausende von Höhenmetern auf- und abgestiegen und auch noch eine Woche an der Fünftausendmetermarke unterwegs gewesen. Das nagt an den Kräften und natürlich auch an der Motivation. Und hier oben ist es immer schwierig, die Akkus wieder aufzuladen. Doch trotz aller Anstrengung war auch diese letzte Überquerung wieder ein ganz besonderes Erlebnis, das Wetter perfekt und die Ausblicke atemberaubend. Nach neun Stunden Extremtrekking sind wir im nur noch 4400 Meter hohen Dingboche wieder auf die anderen vier getroffen.

Die nächsten drei Tage ging es dann über Phortse und Namche nach Lukla nur noch bergab, mit der Kondition, dem Appetit und der guten Laune steil bergauf. Sauerstoff in der Luft wirkt wahre Wunder. Und nun sind wir in Kathmandu eingetroffen und die Berge nur noch aus der Ferne zu sehen.

Kogma La

Der 5535 Meter hohe Kogma La verbindet das Khumbu- mit dem Imja-Tal welches von der legendären Südwand des Lhotse überragt wird. Hier steht der Island Peak und hier bin ich am liebsten. Rechts hinten der 8463 Meter hohe Makalu.

Noch nie habe ich eine größere Gruppe geführt. Zehn Leute sind eigentlich zuviel, meine Obergrenze sind acht Teilnehmer. Doch diese Ausnahme hat funktioniert, weil gleich sieben Gäste schon zum wiederholten Male mit mir in Nepal unterwegs sind. Alte Himalayahasen sozusagen. Jochen Zscherper ist mit 68 Jahren der älteste Teilnehmer, der je mit mir getrekkt ist, Franziska mit 24 Jahren die jüngste. Wir sind mit grossem Abstand die längste Strecke gelaufen seit ich hier in Nepal Gruppen führe und deutlich mehr als 20000 Höhenmeter auf bzw. abgestiegen, soviel wie noch nie. Mein Bruder hat auf dieser Reise eine wohl für alle Zeiten unwiederholbare Leistung vollbracht. Er hat nämlich während der letzten drei Wochen so gut wie nichts gegessen und ist doch über die Pässe gekommen. Warum, das wird wohl sein Geheimnis bleiben, denn dass hier jemandem das Essen nicht schmeckt, ist eigentlich noch nie passiert. Wenn die anderen ihre Portionen Kartoffeln, Nudeln, Reis usw. verputzt haben, aß er vielleicht mal seine obligatorische Tomatensuppe. Ich möchte gar nicht wissen, wieviel er abgenommen hat. Sicher auch ein einsamer Allzeitrekord.

Team

Dieses Team ist schon statistisch gesehen aussergewöhnlich. Und die Tour, die wir miteinander unternommen haben, ist sicher eine der schönsten und eindrucksvollsten überhaupt.

Für mich wird dieser Trek aber nicht nur wegen dieser vielen Rekorde für immer in Erinnerung bleiben. Für mich war diese Tour besonders schön, weil sie so ausserordentlich abwechslungsreich gewesen ist. In den ersten Tagen sind wir durch subtropische Gefilde gewandert. Am Weg wurden Bananen geerntet, es war hochsommerlich warm, überall blühte und grünte es. Schon eine knappe Woche später froren wir am Renjo-Pass bei arktischen Temperaturen deutlich unter minus zehn Grad und stapften durch tiefen Schnee. Insgesamt präsentierte sich das Wetter ungewöhnlich schön und vor allem stabil während der gesamten Zeit in den Bergen. Wir hatten keinen einzigen schlechten Tag. Die Blicke von den Pässen waren allesamt ausserordentlich. Und nun hoffe ich sehr, dass sich häufiger Gäste für diesen Trek interessieren, weil man mehr Nepal in der gleichen Zeit, mehr Bergsichten, mehr Eindrücke einfach nicht bekommen kann.

Zum Schluss möchte ich meinen Gästen ein Kompliment machen. Die Tour war konditionell sehr anspruchsvoll. Alle drei Pässe zu überqueren, erfordert eine Menge Biss. Doch das schöne an diesem Tour-Konzept ist, dass man eben leicht auf den letzten Pass verzichten kann, ohne wirklich viel zu verpassen. Eine schöne sportliche Herausforderung ganz sicher, aber nicht mehr.

Mich jedenfalls hat diese wunderschöne Tour darin bestätigt, genau das richtige zu tun. Manchmal bin ich mir dessen nämlich nicht so sicher. Acht Wochen unterwegs zu sein, immer fit, immer vorne weg, immer verständnisvoll und die ganze Zeit in der Verantwortung ist manchmal ganz schön belastend. Doch diese Reise hat mir wieder einmal gezeigt, dass ich nichts anderes machen will. Ich hatte die letzten beiden Monate einen tollen Job!

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11 Antworten

  1. Peer sagt:

    beneidenswert….
    ..jeder selbst schuld,der sich das entgehen lässt.

    Schöne Tage in Kathmandu und gesunde Heimkehr wünscht Peer.

  2. Sybille sagt:

    Gratulation dem Bergführer!
    Zufriedene, glückliche und konditionell unwahrscheinlich gestärkte Teilnehmer, was kann mehr erreicht werden?
    PS.: Franzi, schau` nach dem “ Vatertier “ 😉 , dass ich ihn bei der Ankunft noch erkenne…..
    Sy.

  3. Janina sagt:

    Lieber Olaf, liebe Bergsteigergruppe,
    ich freue mich sehr, dass ihr so eine schöne Tour hattet. Unglaubliche Bergsichten, bei so tollem Wetter – wirklich beneidenswert. In Gedanken war ich immer bei euch und vor allem bei dir!
    Aber ich freue mich auch, dass nun bald der Heimweg ansteht.
    Von Herzen ganz liebe Grüße
    Deine Janina.

  4. Erik Lill sagt:

    „Ich stehe auf um mich tiefer verneigen zu können“(F.Ö.) und wünsche euch allen eine schöne Heimreise bei allem Luxus (z.B. heiße Dusche).
    Jochen, ich freue mich schon riesig auf deine spannende Berichte.
    Sport frei –Erik–

  5. Jörg sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zu eurem tollen Erlebnis und dir Olaf zu der Bestätigung bei der Berufswahl das richtige für dich getroffen zu haben. Es ist schön, wenn man eine solche Bestätigung erfährt, wenn man sich doch viele Jahre mit eiserner Konsequenz, Verantwortung und Disziplin seinem Beruf gewidmet hat. Begeisterung hat dich angetrieben und durchhalten lassen. Jetzt eine solche Bestätigung zu „erfühlen“ ist der gerechte Lohn dafür. Ich freue mich für dich und auf dich bis bald.

  6. peter Schröder sagt:

    Da freue ich mich aber auf ein Bier mit dem
    „klapperdürren“ Vatertier. So weit kann man es mit eisernem Willen bringen,wenn man irgendwann mal so ab und zu 5 kilometerchen
    joggt und jetzt im Himayala Rekorde aufstellt.
    Dreimal Chapeau für das Coswiger Team !!!

  7. Simone sagt:

    Herzlichen Glückwunsch der ganzen tollen Bergsteigertruppe ! Wenn ich das Gruppenfoto betrachte, dann gibt es so ein freudiges Kribbeln im Bauch……. Und wenn ich mir dann die geschafften ca. 20.000 Höhenmeter auf der Zunge zergehen lasse, man Ihr seid unglaublich !
    Liebe Petra und Andreas, da dürfen wir nicht lange warten mit unserer Brockentour. Denn der Exklusiv-Reisebericht wird ungeduldig erwartet !!Natürlich war der News-Mitschnitt auch top. Liebe Grüße aus der Dübener Heide von Simone und Gerd

  8. Ilona sagt:

    Glückwunsch zu Eurer gelungenen Tour!
    Eure Erlebnisse lasen sich wirklich spannend! Für uns war alles sicher besonders gut vorzustellen, weil ja fast unsere „alte Gruppe“ unterwegs war. Schön, dass Ihr die Ideen von 2008 umgesetzt habt! Herzliche Grüße an alle von Hartmut und Ilona.

  9. Günther sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zu Eurer gelungenen „Wanderung“ auf dem Dach der Welt. Wir freuen uns, dass Olaf seinem Bruder und Franziska etwas gegeben hat, was für Vater und Tochter eine bleibende Erinnerung sein wird. Sybille sogt sicher dafür, dass Wolfgang wieder zu seinem „Essrhytmus“ finden wird. Wir werden uns demnächst davon überzeugen…
    Herzliche Grüße aus Halle von Gudrun und Günther

  10. Veronica sagt:

    Auch der schönste Trek geht mal zu Ende! Leider! Ich habe die interessanten News wieder mit viel Freude gelesen. Ich hätte mir noch ein paar Fotos mehr gewünscht (vor allem bei dem tollen Wetter!), aber man kann ja leider nicht alles haben ;>)
    Veronica

    • Olaf sagt:

      Hallo Veronica,
      leider ist die Übermittlung von Fotos via Satellit so teuer, dass meinem Drang, noch das eine oder andere Foto mehr ins Netz zu stellen, natürliche Grenzen gesetzt sind. Bald wird es aber eine Plattform auf meiner Homepage geben, wo Du nach Herzenslust Fotos kaufen kannst.
      Herzlicher Gruss Olaf

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