Ankunft im Basislager

In Pakistan zu einem Berg aufzubrechen, verspricht grundsätzlich ein Abenteuer zu werden. Davon kann man getrost ausgehen. So vieles ist anders hier als der verzärtelte Mitteleuropäer erwartet. Zum Beispiel die Straßen. Damit ging es bei uns auf dem Weg zum Basislager des Spantik schon mal los.

Schaut man auf eine Karte, zum Beispiel bei Google, so ist von Skardu nach Arando eine Straße eingezeichnet. Also geht man davon aus, dass da auch eine ist. Und es gibt tatsächlich eine. Nur eben nicht von der Art, wie wir sie erwartet haben.

Unsere Jeeps samt Fahrer kamen ein ums andere Mal ziemlich nah an ihre Grenzen. Ich frage mich immer, wie diese Fahrzeuge das Tag für Tag aushalten. Unser Toyota (einer von 6) hatte 42 Jahre auf dem Buckel. Und sie sehen fast alle noch immer aus wie neu. Allerdings wurde uns berichtet, wie viel Aufwand die Besitzer dieser Autos betreiben, um sie in diesem Zustand zu halten.

Das Fahrzeug, welches mich von Skardu nach Arando geschaukelt hat auf einer der weniger vertrauenserweckenden hölzernen Hängebrücken. Der deutsche Brücken-TÜV hätte seine helle Freude an dieser Konstruktion.

Wir sind jedenfalls heil und pannenfrei in dem winzigen Örtchen Arando eingetroffen. Hier beginnt der dreitägige Trek ins Basislager des Spantik. Wie immer war es hier, am Ausgangspunkt des Treks zum Berg, besonders spannend.

Wir sind 18 Leute, die zum Spantik aufbrechen wollten. Meine Gruppe umfasst 11 Personen. Außerdem haben wir zwei Guides, einen Shirdar (Chef der Träger) sowie einen Koch und drei Küchenhelfer dabei. 18 Tage wollen wir am Berg bleiben.

80 Träger warteten auf uns in Arando. Von sonst woher waren sie gekommen, um den Job bei uns zu ergattern. Das Packen der Lasten und die Verteilung auf die Träger ist ein beeindruckendes, hektisches, immer sehr lautes und manchmal auch ziemlich fotogenes Event. Per Los werden die Lasten den Trägern zugewiesen. Das ist die gerechteste Art und Weise, auch sperrige und unbequeme Lasten an den Mann zu bringen.

Der Weg von Arando zum Basislager des Spantik führt von Beginn an auf der in Fließrichtung linken Seite des riesigen Chogolungma-Gletschers entlang. Zuerst auf oder neben der Seitenmoräne, zum Schluss einen ganzen Tag lang auf dem Gletscher selbst.

Meine Gäste auf dem Chogolungma Gletscher. Der Gipfel links ist der 6985 m hohe Laila-Peak. Aber das ist nicht der, den ich 2022 gemeinsam mit Max und Thomas bestiegen habe. Es gibt hier also noch einen Gipfel mit diesem schönen Namen. Rechts schauen wir auf den über 7000 m hohen Malubiting.

Zuerst war der Weg regelrecht lieblich. Nur ganz moderat ansteigend, noch im Grünen und mit angenehmen Pausenplätzen im Schatten. Das ist insofern erwähnenswert, weil die Sonne seit unserer Ankunft in Pakistan erbarmungslos von einem wolkenlosen Himmel brennt. Selbst hier in den Bergen ist die Hitze kaum auszuhalten.

Das ist übrigens auch der Grund, warum unsere Tage auf dem Weg zum Berg schon um Viertel nach 4 Uhr morgens begannen. Wir wollten wenigstens ein paar Stunden der Sonnenglut entfliehen.

Auch der zweite Marschtag startete noch freundlich, wurde dann aber bald anstrengend. Einmal, weil wir am ersten Tag wegen des Wassers zu einer etwas kürzeren Etappe genötigt wurden. Am Lagerplatz muss es natürlich Wasser geben.

Und später wurde auch das Gehgelände anspruchsvoller. Deshalb und wegen der deutlich längeren Etappe haben wir die prognostizierten 6 bis 7 Stunden Gehzeit sehr deutlich überboten. Außerdem gewannen wir für meinen Geschmack zu rasch an Höhe. Aber wir sind hier natürlich wie immer von unseren Trägern abhängig. Und die gehen diesen Weg in drei Tagen. Übrigens einschließlich Rückweg.

Vier von unseren 63 Trägern auf der zweiten Tagesetappe hier schon mit Spantikblick.

Der Sirdar hatte mich am Abend es zweiten Marschtages gebeten, am nächsten Morgen möglichst zeitig aufzubrechen und vorher den Trägern ihren Tip, also ihr Trinkgeld auszuzahlen. Sie wollten nämlich den Turbo einlegen, um noch am gleichen Tag bis nach Arando zurückzukehren, um dort den nächsten Trägerjob annehmen zu können.

Also eine volle und anspruchsvolle fast 600 Höhenmeter umfassende Tagesetappe auf dem Gletschereis mit 25 Kilo auf dem Rücken bis ins Basislager und dann die gesamte Strecke zurück bis Arando. Die Härte und Ausdauer dieser Jungs ist wirklich wahnsinnig beeindruckend.

Nun sind wir also im Basislager angekommen (29.07.). Bis auf die in Pakistan unvermeidbaren Magen-Darm-Probleme und natürlich ein paar Kopfschmerzen sind alle wohlauf und voller Tatendrang.

Heute verbringen wir den Tag mit dem Einrichten unseres Basislagers, morgen gibt es eine Kombination aus Pack,- Putz- und Flick,- sowie Ruhetag.

Übermorgen werden wir hoffentlich alle in das Lager 1 aufsteigen, um Lasten hinauf zu bringen und die Zelte aufzustellen. Oben bleiben wollen wir aber noch nicht.

Jetzt hängt alles vom Wetter ab und davon, wie wir den dreitägigen Schnellaufstieg vertragen haben. Ach und von unserer fehlenden Tonne nach wie vor keine Spur…

zum nächsten Artikel: „Ein großer Tag“

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2 Antworten

  1. Lutz Dietrich sagt:

    Hallo Olaf, hallo ihr Spantik-Aspiranten,
    beeindruckende Zeilen, tolle erste Bilder. Bin schon bissel neidisch und drücke euch allen fest die Daumen.
    Passt gut auf euch auf.
    Wie ist den die Wetterprognose.
    auf welcher Höhe liegt das Basecamp, das Lager 1?
    Viele Grüße Lutz

    • Olaf Rieck sagt:

      Grüß dich Lutz!
      Danke für die netten Worte. Wie du siehst kann ich immer erst Antworten, wenn die via Satelitentelefon Mails hin und her gewechselt wurden.
      Unser Basecamp liegt auf 4300 m und L1 auf 5100. Bezüglich des Wetters ist es momentan ziemlich ungewiss, weil wir zwischen einem großen Hoch- und einem großen Tiefdruckgebiet eingekeilt sind. Wir waren zusammen mit „unserem Wetterfrosch“ aber sehr optimistisch das Arbeit am Berg gut möglich ist.

      Liebe Grüße
      Olaf

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