Kindermund

Nun ist es also soweit. Der Aufbruch zum Fitz Roy steht kurz bevor, und wir beide packen gerade unseren Krempel zusammen. Man sollte meinen, dass dies inzwischen eine leichte Übung sei bei all der Erfahrung diesbezüglich. Aber es ist jedes Mal etwas anderes, weil die Überquerung einer Eisfläche, eine Kajakexpedition, eine Achttausenderbesteigung oder die Kletterei auf den Fitz Roy von der erforderlichen Ausrüstung fast nichts miteinander zu tun haben. Planung des Ausrüstungsbedarfes heißt also, mich in Gedanken schon auf Reisen zu begeben und dabei die aktuell gesammelten Informationen mit meinen bei früheren Unternehmungen gemachten Erfahrungen zu verknüpfen. Das ist die einzige Möglichkeit, der Realität näher zu kommen. Wir müssen es schaffen, alle nur denkbaren Umstände in Betracht zu ziehen: Hindernisse, Gefahren, Wetter. Was kann ich bei der Ausrüstung weglassen, um vielleicht schneller voran zu kommen, was ist absolut essentiell? Außerdem müssen wir natürlich von unserer technischen Ausstattung immer auch in der Lage sein, Hindernissen zu begegnen, zu improvisieren und selbst in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu behalten.

Wir werden zwei Sätze Camalots dabei haben. Das sind Geräte, die wir als Zwischensicherungen in Rissen oder Löchern verwenden. Die beweglichen halbrunden Scheiben werden unter Belastung, also zum Beispiel bei einem Sturz auseinander gedrückt und verklemmen sich dadurch im Riss. Diese Geräte ermöglichen somit das gesicherte Freiklettern ohne geschlagene oder eingebohrte Haken.

Diesbezüglich wird aber hoffentlich alles so klappen, wie wir uns das vorstellen. Mein neuer superleichter Schlafsack ist zwar noch immer nicht eingetroffen, weil die Firma Yeti wegen des schweren Hochwassers, welches die gesamten Lagerbestände vernichtet hat,  derzeit nicht liefern kann. Aber mein Bergsportausrüster tapir arbeitet an einer Alternative. Wenn ich meine tapire nicht hätte!! Alles andere liegt bereit und muss jetzt irgendwie in die zwei Rucksäcke hinein.

In dieser Hinsicht ist also alles auf einem guten Weg. Trotzdem ist dieses Mal vieles anders als sonst. Es ist dieses Gefühl. Gestern Abend bei einem Abschiedsabendessen mit Alexander Graeber und seiner Frau Isabel brachte man das unabsichtlich genau auf den Punkt. Isabel fragte mich, ob ich denn schon aufgeregt sei, wo doch dieses Unternehmen wieder etwas ganz besonderes und schwieriges wäre, was ich so auch noch nie gemacht hätte. Denn am Fitz Roy müsse man ja mal wirklich gut sein, meinte sie. Wie aus der Pistole geschossen setzte ihr neunjähriger Sohn hinzu, dass er auch dieser Meinung sei. „Dort müsse man gut sein und nicht nur so tun als ob“.

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Eine Antwort

  1. Veronica sagt:

    Hallo Olaf,
    inzwischen müsstet ihr in Argentinien eingetroffen sein, die letzten Vorbereitungen laufen dort jetzt bestimmt. Ich bin wie immer schon gespannt auf deine News!
    Total neidisch bin ich auf meine Schwester, meinen Schwager, meinen Neffen und meine Nichte, die in den nächsten Tagen nach El Chalten reisen und eine Tageswanderung am Fuße des Fitz Roy machen werden!
    Dir und Fabian wünsche ich VIEL ERFOLG!!!
    Herzliche Grüße von Lanzarote
    Veronica

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