Verantwortung

Der öffentliche Nahverkehr in Leipzig wappnet sich für die Herausforderungen der nächsten 15 Jahre. Eine davon ist, mit weniger städtischen Subventionen auszukommen. Leipzig muss sparen. Und deshalb sollte der diesjährige Führungstag der Leipziger Verkehrsbetriebe unter dem Motto stehen: „In die Verantwortung gehen“. Gemeint war damit, dass jeder, der in der LVB Führungsverantwortung trägt, automatisch auch dafür verantwortlich sein muss, in seinem Bereich zu sparen bzw. mehr einzunehmen oder beides, um die Vorgaben der Stadt zu erfüllen. Nun werden sich die news-Leser berechtigterweise fragen, was das mit mir zu tun hat. Ganz einfach. Man bat mich, zum Thema Verantwortung einen Vortrag halten. Ausserdem sollte es noch einen drei bis vier minütigen Film als Einführung geben, der an den Anfang der Veranstaltung gestellt werden sollte. Der Vortrag selbst war als Abschluss des Führungstages vorgesehen.

Ein Hotspot des Sportkletterns weltweit: Ceüse in Südfrankreich. Hier kann man die besten Kletterer der Welt treffen. Und hier gibt es auch die schwierigsten Kletterwege der Welt. Und demzufolge wird hier auch sehr aufmerksam gesichert. Dieses Foto ist das erste im neuen Vortrag.

Ich habe lange überlegt, ob ich diese Herausforderung annehmen sollte. Denn man kann sich auch ganz schnell bis auf die Knochen blamieren. Denn schließlich soll so ein Vortrag informativ aber auch spannend sein, also gute Unterhaltung bieten. Er muss natürlich auch Denkanstöße geben können und darüber hinaus Metaphern und Bilder liefern, die in den Köpfen der Leute bleiben. Und das alles sollte selbstverständlich auch noch möglichst wie die Faust aufs Auge zum Thema Verantwortung passen. Schwierige Sache!

In meiner vorletzten news habe ich ja schon vermerkt, dass ich mich dann aber doch entschlossen habe, den Auftrag anzunehmen, weil das Klettern und Bergsteigen tatsächlich enorm viel mit diesem Thema zu tun hat. Wir müssen Verantwortung übernehmen für uns selbst aber vor allem für den Partner am Seil. Wie wir dies wahrnehmen, hat immer Konsequenzen für uns. Wir werden belohnt oder bestraft. Und beim Klettern und Bergsteigen können diese Konsequenzen ziemlich fatal sein, wenn der Sicherungsmann versagt oder der Vorsteiger Fehler macht.

Bestimmt kein Hotspot des Weltkletterns aber einer für uns Leipziger. Der Holzberg bei Böhlitz. Das letzte Bild im neuen Vortrag.

Gestern nun war es soweit. Und ich hatte den Eindruck, das es wirklich gut gelaufen ist. Man bekommt mit der Zeit ein ausgeprägtes Gefühl dafür, wie das Publikum auf das was und wie man es sagt, reagiert. Weniger wertvoll sind die Kommentare der Leute, vor allem, wenn sie freundliche und wohlwollende Menschen sind. Die wollen einem dann nicht wehtun, obwohl konstruktive Kritik wirklich das Einzige ist, was einen tatsächlich besser werden lässt. Aber auch die Stellungnahmen zu meinem Beitrag klangen durchweg sehr positiv. Man war wohl ganz zufrieden mit mir, und das hat mich natürlich gefreut. Und so gibt es nun einen fix und fertigen, halbstündigen Vortrag zum Thema Verantwortung, der ab sofort buchbar ist.

Auch ein Bild im neuen Vortrag. Mein linkes Fersenbein im gegenwärtigen Zustand. Aber das hat auch sein gutes. Denn so werde ich bei jedem einzelnen Schritt daran erinnert, dass man gut daran tut, sich bei der Auswahl seiner Routen nicht zu überschätzen und beim Klettern gefälligst vorsichtig zu sein.

Zum Schluss muss ich mich noch bei Ulf Wogenstein und Sven Wagner bedanken, die mich bei der Fertigstellung dieser Arbeit sehr unterstützt haben. Ich brauchte nämlich noch eine ganze Reihe von Bildern und Filmaufnahmen, um bestimmte Aussagen in meinem Vortrag zu visualisieren. Ohne Euch hätte ich die nie zustande bekommen. Nun habt Ihr beide was gut bei mir 🙂

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3 Antworten

  1. ich sagt:

    Metaphern sind sicherlich eine Möglichkeit, vielleicht sogar die erste Wahl. Aber Klettern und Bergsteigen einem Unternehmen gleichzusetzen, ist schon wahnwitzig. Einzig das Risiko mag gemeinsam sein….aber auch hier relativieren sich Gegebenheiten: Expeditionsdauer ca. 6 Wochen; Unternehmensdauer evtl. ein ganzes Leben…Lieber Olaf, Du wolltest gern eine meinung dazu.

  2. Als Unternehmerin und Bergsteigerin finde ich, dass die Metapher sehr gut gewählt ist. Risiko und Verantwortung sind in beiden Fällen die zentralen Themen, mit denen man sich sowohl tagtäglich als auch auf einer existentiellen Ebene auseinandersetzt. Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass viele Unternehmer Risikosportarten wie zum Beispiel Bergsteigen oder Klettern betreiben, sondern ein Indiz dafür, dass ähnliche mentale Eigenschaften gefragt sind. Was die Dauer der Expedition angeht: Was ist mit der Vorbereitungszeit, die Jahre dauern kann? Auch in einem Unternehmen schafft man oft jahrelang Voraussetzungen, die dann nur in einem ganz bestimmten Zeitraum oder zu einem Zeitpunkt relevant sind. Also ich finde das ganz und gar nicht wahnwitzig, sondern sehr zutreffend. Warum eigentlich ein anonymer Kommentar?

  3. Olaf sagt:

    Hallo „ich“, vielen Dank für Deinen Kommentar.

    Es ist genauso, wie Du gesagt hast. Ich möchte gern Meinungen zu den Dingen, über die ich an dieser Stelle nachdenke. Nur aus diesem Grund gibt es die Möglichkeit, Kommentare schreiben zu können. Je mehr sich daran beteiligen und je kontroverser das vonstatten geht, umso besser finde ich das!

    Ich bin allerdings der Ansicht, dass das Klettern und Bergsteigen tatsächlich metaphorisch (gr. übertragen, transportieren) für Unternehmer und Führungskräfte genutzt werden kann. Und zwar gleich aus vielen Gründen. Ein Projekt, wie eine große Expedition zu einem der Weltberge zum Beispiel, wird oft jahrelang vorbereitet. Ein Team muss gebildet und geführt, eine Finanzierung auf die Beine gestellt, eine Kosten-Nutzen Analyse durchgeführt werden. Auch eine Vermarktungsstrategie muss her, sonst finden wir keine Sponsoren. Am Berg müssen wir Verantwortung übernehmen. Wir müssen strategisch denken und handeln. Rückschläge dürfen uns nicht entmutigen. Wir sollten immer genau wissen, was wir tun, wie weit wir gehen dürfen und wann das Risiko unkalkulierbar wird. Wir müssen uns selbst und unser Team ständig aufs neue motivieren. Und das alles unter teilweise sehr extremen Bedingungen.

    Ich bin überzeugt davon, dass es keineswegs wahnwitzig ist, zu glauben, das Leute aus der Wirtschaft von diesen Erfahrungen profitieren können. Im Gegenteil, denn ich werde sehr oft von Wirtschaftsleuten gebeten, vor ihnen zu diesen Erfahrungen Vorträge zu halten. Für mich ein sicheres Zeichen dafür, dass Entscheider in der Wirtschaft auch dieser Meinung sind. Bloss gut, denn ich muss ja schliesslich auch von irgend etwas leben 🙂

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