Heiße Phase
Exakt in zwei Monaten geht es los nach Pakistan. Die werden erfahrungsgemäß vergehen wie im Flug. Deshalb hat sie nun endgültig begonnen, die Endphase unserer Expeditionsvorbereitung. Es wird aber auch Zeit. Der Startschuss dafür ist immer, wenn ich die Hochlagernahrung einkaufe und damit beginne, die Tonnen zu packen. Hochlagernahrung zu kaufen, ist natürlich eine heikle Sache. Man sollte darum tunlichst vermeiden, das allein zu machen. Schließlich hält Essen Leib und Seele zusammen. Und dieses Sprichwort trifft nirgendwo besser zu, als in den Hochlagern eines der ganz großen Weltberge. Deshalb wurde Christophs Anwesenheit in Leipzig zwingend notwendig. Gestern und heute war er nun da. Einen ganzen Tag haben wir damit verbracht, unsere Hochlagernahrung zu besorgen. Mein Bergsportausrüster tapir war da natürlich unser Hauptanlaufpunkt. Hier gibt es eine reichliche Auswahl an speziellen, ausgewogenen und hochkalorischen Nahrungsmitteln, die mit wenig Brennstoff, Zeit und ausschließlich mit Wasser zubereitet werden können. Es ist wirklich viel passiert in dieser Hinsicht in den letzten 25 Jahren. Ich kann mich gut an die Kopfstände erinnern, die wir wegen unserer Ernährung machen mussten, als wir noch vor der Wende im Fangebirge oder im Tienschan unterwegs waren.
Es gibt beim Höhenbergsteigen eine große Diskrepanz zwischen der Notwendigkeit, große Mengen möglichst leicht verwertbarer Kalorien zuzuführen und der Lust darauf. Auch die Einsicht in diese Notwendigkeit hilft oft nicht. Überwindet unsereins seinen Widerwillen gegen das Essen, dann spielt einem der Körper einen Streich, der ja Ursache dieser Unlust ist. Er will nichts essen. Basta! Tut man es aber doch, dann erdreistet er sich, uns mit Gewalt darauf hinzuweisen, dass die Nahrungsaufnahme unerwünscht ist. Mit anderen Worten: Wir müssen uns dann übergeben. Überlisten funktioniert selten und dann nur mit Sachen, die wir auch im normalen Leben ganz besonders gerne essen oder von denen wir inzwischen wissen, dass wir sie unter Umständen doch bei uns behalten.
Lange Rede kurzer Sinn, es ist eine Menge Erfahrung nötig und viele Gänge durch die endlosen Regalfluchten der Supermärkte, um die Dinge zu finden, die dann irgendwann auch in 7000 Meter Höhe „drin bleiben“. Ich hab da inzwischen doch eine kleine Auswahl an Nahrungsmitteln, die funktionieren. Nur leider gehören diese Sachen nicht zu denen, die eigentlich für so etwas gemacht sind: Hightech-Riegel und alle Arten von Gelprodukten, die im Ausdauersport Verwendung finden. Superpraktisch und angereichert mit allem, was der Mensch unter extremer Belastung braucht, nur eben in der Höhe leider nicht geniessbar. Essen und Trinken an den großen Bergen ist eben ein weites Feld.
Doch wir haben noch viel mehr gemacht, als pausenlos ans Essen gedacht. Zum Beispiel Ausrüstungslisten erstellt, Zelte aufgebaut, im Internet recherchiert, meine vorhandene Ausrüstung gecheckt, die Cargotonnen gereinigt, unsere Solarladeanlage getestet und dabei festgestellt, dass sie leider kaputt ist usw. In wenigen Tagen wird Christoph schon wieder hier in Leipzig sein. Doch jetzt freue ich mich erstmal auf ein langes Trainings- und Kletterwochenende in der Sächsischen Schweiz. Von dort gibt es dann auch die nächste news.
Aha, da habe ich schon wieder etwas gelernt. Das essen in größeren Höhen anders ist als weiter unten, das wusste ich bis jetzt nicht! Ich freue mich schon auf die News ab dem 24.06.!
Herzliche Grüße
Veronica