Nachdem im Jahre 1952 die erste erfolgreiche Besteigung des Cerro Fitz Roy stattfand, haben sich immer wieder die besten Bergsteiger der Welt mit diesem Gipfel gemessen. Sich am Fitz Roy mit einer neuen Route zu verewigen, adelt jede Alpinistenkarriere und garantiert die Aufmerksamkeit der Bergsteigergemeinde. So hat sich auch der Sachse Bernd Arnold gemeinsam mit Kurt Albert 1995 den Traum erfüllt, eine neue Route am Fitz Roy zu eröffnen. Sie nannten sie Royal Flush. Diese Route hat eine besonders schöne und direkte Linie. Außerdem ist sie vor den Westwinden geschützt, so dass man selbst an nicht so guten Tagen dort klettern kann. Doch leider ist sie zu schwer für uns!
Unsere Aufmerksamkeit gilt zwei etwas einfacheren Routen, die vom Franzosen Sattel ausgehen und nebeneinander liegen. Von hier aus erfolgte auch die Erstbesteigung der Franzosen.
Die eine Route versuchten 1983 die Slowenen Matevz Lenarcic und Boris Simoncic zunächst jedoch ohne Erfolg. Sie verließen den Berg aber mit dem Versprechen, im kommenden Jahr zurückzukehren. Doch Boris Simoncic wurde im darauf folgenden Sommer am Mont Blanc von einer Lawine getötet. Im Dezember 1985 kehrte Lenarcic begleitet von zwei anderen Freunden zum Fitz Roy zurück, um das Versprechen von der Erstbegehung einzulösen. In zwei Versuchen wurden 400 m Seil fixiert. In der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember begannen sie den Aufstieg zum Gipfel und erreichten am 22. Dezember um 17.00 Uhr den höchsten Punkt. Doch schon auf den letzten Klettermetern schlug das Wetter um, so dass der Abstieg zu einem Wettlauf zwischen Leben und Tod wurde. Zu Ehren seines toten Freundes nannte Lenarcic die Route Boris Simoncic. Die Kletterstrecke dieser Route beträgt etwa 700 m, die Schwierigkeiten liegen im oberen 6. Grad nach der Skala der UIAA. Beachten müssen wir am Fitz Roy allerdings, dass die Bewertung der Schwierigkeit einer Route auf normalen Bedingungen beruht. Wir dürfen also nicht außer Acht lassen, dass etwa nasser oder vereister Fels viel größere Anforderungen an den Kletterer stellt. Leider ist das aber in Patagonien so gut wie immer der Fall!
Die zweite Route, die wir ins Auge gefasst haben, eröffnete eine Gruppe kalifornischer Bergsteiger im Dezember des Jahres 1968 am Südostpfeiler. Sie benötigten zwei Versuche. Beim ersten Versuch warteten die Amerikaner 15 Tage in einer Eishöhle vergeblich auf besseres Wetter. Nach einer weiteren Wartezeit von 26 Tagen(!!) erreichten alle Expeditionsteilnehmer am 20. Dezember den Gipfel. Die klettertechnischen Schwierigkeiten liegen auf einem ähnlichen Niveau wie bei der Route der Slowenen. Allerdings ist diese Route noch mehr dem Wind ausgesetzt.
Was uns am Fitz Roy erwartet, werden wir erst vor Ort erfahren. Noch wissen wir relativ wenig über die Absicherungsmöglichkeiten in der Route und die Standplätze. Wir gehen davon aus, dass nur wenige oder gar keine Zwischensicherungen vorhanden sein werden. Doch wir haben mit unseren Recherchen gerade erst begonnen und werden weiter versuchen, an genauere Informationen zu kommen, die wir dann hier an dieser Stelle natürlich vorstellen werden.