Kräfte sammeln
In Lungden! Wir haben mit diesem Ort auf knapp 4400m sozusagen das Basislager unter dem Renjo erreicht. Morgen früh Punkt 6.00 Uhr marschieren wir los.
Heute aber ruhen wir uns erst einmal aus, verbessern unsere Akklimatisation und versuchen, die Akkus wieder aufzuladen. Und damit meine ich nicht die in den Kameras.
Doch das ist leichter gesagt als getan, denn dem einen oder anderen von uns macht die Höhe heute doch etwas zu schaffen. Das bedeutet, dass die Dinge plötzlich schwierig, anstrengend oder beides zugleich werden, die zur Erholung und dem Auffüllen der Speicher eigentlich unabdingbar sind.
Dabei meine ich in erster Linie das Essen und Schlafen. Beides kann unter dem Einfluss von Höhe manchmal mühselig sein.
Aber genau darum geht es ja an Tagen wie jenem heute: Diese Mühsal auszuhalten. Dem Körper wird Zeit eingeräumt, sich an den geringeren Sauerstoffpartialdruck anzupassen. Dass dies mit Symptomen verbunden ist, die nicht immer angenehm sind, wissen zumindest die meisten, die hier her kommen. Aber wenn sie dann erst einmal spürbar werden, dann ist das oft eine neue und wenig angenehme Erfahrung.
Und ich meine dabei ausdrücklich NICHT die klassischen Symptome der akuten Bergkrankheit wie Kopfschmerzen, Erbrechen oder gar das Höhenlungen- oder – hirnödem. Das, was ich meine, betrifft fast jeden, der eine neue Schlafhöhe erreicht. Selbstverständlich auch mich, und zwar sogar in dieser gegenwärtigen Konstellation. Ich war schließlich fast drei Wochen deutlich unter der Schwellenhöhe von 2500 m.
Es ist dieses Gefühl der Abgeschlagenheit. Man fühlt sich schlapp. Die Lust fehlt. Zu allem muss man sich zwingen. Vor allem zum Verlassen des Schlafsackes. Das Essen schmeckt nicht. Nachts liegt man stundenlang wach. Die Motivation, die Dinge weiter freudig zu tun, wegen denen man ja eigentlich den weiten Weg hier her auf sich genommen hat, leidet.
Aber zwei Dinge helfen einem jetzt weiter: Erstens die Zeit, wenn man sie denn hat. Und zweitens der Wille. Solche Tiefs auszuhalten, ist ein gutes Willenstraining. Wie hat einer meiner Lehrmeister einmal zu mir gesagt: „Wenn dein Körper sagt, ich kann nicht mehr, sagst du ihm, du kannst mich mal.
Und was meinte der aus Ungarn stammende amerikanische Soziologe Mihaly Csikszentmihalyi dazu (Das ist der, der den Begriff des „Flow“ geprägt hat): „Die besten Momente im Leben ereignen sich gewöhnlich dann, wenn Körper und Seele bis an ihre Grenzen angespannt sind, in dem Bestreben, etwas Schwieriges und Wertvolles zu erreichen.“
Morgen während der vielleicht zehnstündigen Passüberschreitung sind für solche besonderen Momente die Voraussetzungen ziemlich günstig 🙂
hey…verfolge euren trip mit den fingern auf der landkarte und sie jucken sehr!!!
der kyajo ri ist 6186m hoch
Hallo Olaf,
hier mal ein 2 links zum Kajo Ri:
http://www.cosleyhouston.com/kyajo-ri.htm
http://cosleyhouston.com/recent/06-10-kyajo-ri.htm
Der Alpinclub Sachsen hatte im April 2008 mal einen Versuch an der Westflanke gemacht.
Viele Grüße
Christian
…und gilt aufgrund des sehr steilen Süd/West – Grates als schwieriger Sechstausender…Für Dich Olaf, eher ein „Klassiker“ und ich kann sehr sehr gut nachvollziehen, dass er es Dir angetan hat. 🙂 Kann mich noch gut an ihn erinnern, bei mir war es im Oktober 2010 beim Abstieg vom Renjo gen Lungden. Euch morgen ein gutes Ankommen in Gokyo, genießt die traumhaften Sonnenauf – und untergänge mit Blick auf den Cho Oyu und die herrlichen Wasserspiegelungen im Gokyo Lake am Morgen. Alles Gute weiterhin.
Liebe März-Gruppe, lieber Olaf!
Auf Eurem heutigen Weg über den RenjoPass wünsche ich Euch viel Erfolg, Kraft und Zuversicht! Die Höhe und ihre Auswirkungen zu erfahren ist wirklich noch einmal ein besonderes Erlebnis – und was das für Körper und Psyche heißt kann vorher gar nicht vorausgeahnt werden…
Aber es ist eine Erfahrung!
Alles Gute für euch! Ich freue mich auf eure weiteren Reiseberichte und begleite Euch vom Schreibtisch aus….
Herzliche Grüße auch an Kumar!
Ute
Tolle Bilder wieder!!!
Nehmt euch Zeit zum Genießen (Buch lesen oder ein Spaziergang alleine), lenkt den Geist auf erfreuliche Gedanken!
Ich erinner mich an meinen 4000er im letzten Jahr, da ist man schnell im Blackout. Viel Trinken (Tee) hilft wohl!