Ein gutes Jahr
Wenn es eine Kategorie gibt, mit der man verbrachte Zeit bewerten kann, so ist es die Qualität des Erlebens. Erlebnisse, Begegnungen und die daraus resultierenden Erfahrungen ereignen sich in der Zeit. Und wenn es nun in einer bestimmten Zeiteinheit besonders viele spannende Erlebnisse und großartige Begegnungen mit klugen Menschen gab, dann war die Zeit gut.
In diesem Sinne kann ich mich über das gerade vergangene Jubiläumsjahr als eine ganz besonders gute Zeit freuen. In kaum einem Jahr habe ich so intensiv Zeit verbracht wie 2014. Ich war in fünf verschiedenen Ländern zum Klettern, Bergsteigen und zum Trekking mit Gästen unterwegs. Von Anfang Februar bis Mitte April habe ich zum ersten Mal drei Gruppen in Nepal geführt. Dabei bin ich, wie übrigens ausnahmslos immer, sehr intensiv 32 Menschen begegnet. Vielleicht ist das sogar die allerbeste Zeit für mich, wenn ich meinen Gästen dabei zuschaue, wie sie gerade mit meiner Hilfe eine sehr hohe Qualität des Erlebens realisieren. Das ist nämlich oft eine außerordentlich befriedigende Sache.
Meine beiden Trekkinggruppen dieses Jahr waren top fit und für jeden Blödsinn zu haben. Und belohnt wurden wir mit fast ausnahmslos gutem Wetter!
Manchmal gibt es Leute, die meinen, dass ich mich zu rechtfertigen hätte, für mein Leben als Nichtsnutz, Taugenichts und Tunichtgut (Originalton). Der letzte Angriff dieser Art liegt noch gar nicht lange zurück. Wo kämen wir hin, wenn alle so leben würden wie ich? Als Antwort denke ich unter anderem an die vielen Leute, die ganz sicher eine sehr aufregende und unvergessliche Zeit gemeinsam mit mir in Nepal hatten.
Im restlichen April und Mai war ich dann „Auf Vorrat klettern“ in der Sächsischen Schweiz. Ausserdem musste ich zur Pflichtfortbildung wegen meines Hochtouren-Fachübungsleiters. Im Juni ging es für vier Tage nach Österreich ins Pitztal und anschließend für eine Woche nach Frankreich zum Mont Blanc, um gemeinsam mit Jacob für Peru zu trainieren und zu akklimatisieren. Und nach nur zwei Pack- und Waschtagen in Leipzig flogen wir Ende Juni nach Peru zum Artesonraju und Alpamayo.
Wie aus dem Bergbilderbuch, diese beiden Eisriesen! Sicher, es gibt viele wirklich besonders schöne und wegen ihrer Form und Schartenhöhe sehr eindrucksvolle Berge. Und diese beiden gehören ganz sicher dazu!
Eine spannende und sehr aufregende Zeit hatten wir hier. Und vor allem auch eine erfolgreiche. Wir konnten alle unsere Ziele erreichen und standen auf gleich drei Sechstausendern. Doch in besonderer Erinnerung wird mir diese Reise nicht nur wegen der geglückten Besteigung von zwei der schönsten Berge der Welt bleiben. Jacob und ich waren ein tolles Team. Wir harmonierten großartig und vertrauten uns blind. Eine solche Erfahrung mit einem Partner auf einer sechswöchigen Reise zu machen, ist ganz besonders gut verbrachte Zeit. Soviel steht fest.
Sechs Wochen lang weder ein Missverständnis noch ein böses Wort sondern Verlässlichkeit und Vertrauen in jeder Situation. Das war schon sehr wohltuend.
Kaum das ich Mitte August wieder aus Peru zurück war, ging es abermals in das Pitztal auf den Taschachgletscher zum Teamcoaching mit den Damen der HumanitasPflege in Marl. Auch ein Höhepunkt des Jahres für mich, weil ich so tollen und vor allem tapferen Frauen begegnet bin. Lernen kann man übrigens auch oft von seinen Gästen.
Anschließend war ich für eine Woche im Oberreintal zum Klettern, und es hat bis auf klägliche anderthalb Tage eigentlich nur geregnet. Direkt danach ging es für eine Woche zum Klettern in die Sächsische Schweiz. Schließlich musste wenigstens zum Teil der weitgehend in Peru verpasste Klettersommer wieder aufgeholt werden.
Inzwischen sind wir schon mitten im September. In diesem Monat stand das erste Kennenlernwochenende mit meinen Nepalgästen für 2015 an, Anfang Oktober das zweite. Und noch einen weiteren für mich recht einschneidenden Termin galt es im Oktober zu bestehen. Doch den ignoriere ich hier einfach mal, weil es vielleicht eine gute Strategie ist, sich einfach nicht mit den Dingen zu beschäftigen, die einem auf die Nerven gehen.
Ich werde ganz sicher viel Freude haben im nächsten Jahr mit meinen beiden Nepal-Teams. Wie übrigens immer! Und das ist nicht etwa nur Glück. Meine Gäste entscheiden sich offensichtlich ganz bewusst für Individualität und eine sorgfältige Vorbereitung. Und unsere Kennenlernwochenenden gehören auch dazu. Es ist eben gerade keine Reise von der Stange.
Im November dann noch einmal Klettertraining vom feinsten im größten Winterklettergebiet Europas im spanischen El Chorro. In diesen knapp zwei Wochen dort habe ich mal wieder erfahren dürfen, wie gut es doch seinen Kletterfähigkeiten tut, wenn man klettert. Wir haben in der Zeit 47 Seillängen abgespult. Das ist nicht unbedingt wenig aber auch nicht soviel. Aber am Schluss bin ich gleich mal zwei Grade besser geklettert als vorher. Blöd, dass man manchmal auch noch arbeiten muss.
El Chorro ist das ideale Klettergebiet, wenn es darum geht, Können, Kraft und vor allem auch Motivation zu tanken, um über den langen, staubigen und lärmigen Hallenwinter zu kommen.
Apropos arbeiten. Für das letzte große Event des Jahres 2014 am 27. Dezember galt es einen zweistündigen Jubiläumsvortrag zu schreiben und zu bebildern. Leichter gesagt als getan. Allein die Sichtung von zehntausenden Fotos ist eine ziemlich zeitraubende Angelegenheit, die ich gleich in mehrfacher Hinsicht unterschätzt habe. Aber der Aufwand hat sich gelohnt, denke ich. Ein ausverkaufter Saal im Gondwanaland und ein zauberhaftes Publikum haben mir einen besonders angenehmen Abend verschafft. Es ist eben ein Heimspiel hier in Leipzig vor meinem Publikum aufzutreten. Und am meisten freut es mich natürlich, wenn die Leute einen unterhaltsamen und spannenden Abend hatten. Und das scheint tatsächlich so gewesen zu sein.
Was meine Vorträge anbelangt, so bin ich jemand, der nur schwer zufrieden mit sich ist. Ich bin diesbezüglich selbst mein schärfster Richter. Ich bin mir vorher nie sicher. Und das auch ist gut so.
So und nun kann das neue Jahr kommen, und ich habe den dringenden Verdacht, dass es keineswegs merklich ruhiger werden wird, als das eben vergangene. Es gibt spannende Pläne für eine Reise zu einem wiedermal überwältigend schönen Berg. Schon allein die Anreise zu ihm wird ein großes Abenteuer, denn er ist nur per Kajak zu erreichen. Mehr kann ich noch nicht verraten, dafür ist die ganze Sache leider noch zu wage. Aber wie lautete einer der Schlüsselsätze vorgestern in meinem Jubiläumsvortrag?? „Am Anfang ist das Ziel!“
Es war ein tolles Jahr und ich bin so froh, dass ich die Nepal-Reise im April mitmachen konnte! Und jetzt bin ich ganz gespannt auf den noch „geheimen“ Berg!!
Na da bin ich ja mal gespannt…in Feuerland soll es solche Eisriesen geben, die nur via Wasser erreichbar sind. Wahrscheinlich liege ich jedoch daneben 🙂
Hallo Christian, Du kennst Dich gut aus!
Davon hab ich auch gelesen ^^
Klingt in jedem Fall gut und ich kann in Ruhe weiter beobachten. Erst wenn du dir den Diamir vornimmst…muss ich penetrant werden 🙂
Das Sackhüpf-Foto finde ich einfach super genial: so etwas zu machen, kann auch ein Ziel sein 🙂
Ich kann mich nur anschließen. Die Berge schaffen es immer wieder, dass man ganz besondere Menschen kennenlernt, wenn es dann auch noch Olaf ist, umso besser. Man kann am Berg darüberhinaus noch jede Menge lernen, über sich selbst, über andere, aber vor allem über die Natur der Dinge. Ich freue mich auch auf 2015 und damit auf viele weitere Abenteuer und Ziele die es zu bestehen und zu erreichen gilt. Berg Heil!