Bei Sherpas

Rasttag bedeutet nicht zwangsläufig Faulenzen. Es ist zwar nicht nachgewiesen. Aber die Erfahrung lehrt es. An Tagen, an denen die Schlafhöhe gleich bleiben soll, ist es gut, dennoch einen Höhenreiz zu setzen. Ganz gemütlich ein paar hundert Höhenmeter aufzusteigen und auch Zeit dort oben zu verbringen, ist immer eine gute Idee.

Übrigens gilt das auch für die anderen Tage. Wenn die Schlafhöhe ein wenig unter der maximalen am Tag erreichten Höhe liegt, wird das der Akklimatisation dienlich sein. Auch aus diesem Grund hatten wir vorgestern diesen großartigen Everestblick.

Um von Namche nach Khumjung zu kommen, muss man etwa 400 Höhenmeter aufsteigen. Und dieser Aufstieg war der tägliche Schulweg der  Kinder aus Namche, weil die Schule in Khumjung steht. Neuerdings gibt es für die ganz kleinen auch eine Primary School in Namche.

Um von Namche nach Khumjung zu kommen, muss man etwa 400 Höhenmeter aufsteigen. Und dieser Aufstieg und Abstieg ist der tägliche Schulweg der Kinder aus Namche, weil ihre Schule in Khumjung steht. Neuerdings gibt es für die ganz kleinen auch eine Primary School in Namche.

Deshalb sind wir an unserem Rasttag in Namche zu einer Rundtour nach Khumjung und Khunde aufgebrochen. 400 Höhenmeter im Auf- und Abstieg und mindestens drei bis vier Stunden oben bleiben, war unser Ziel. Wir hatten an diesem Tag also alle Zeit der Welt.

In Khumjung traf ich am Wegesrand auf eine alte Bekannte. Seit vielen Jahren gehe ich während meinen Aufenthalten hier immer in die gleichen Herbergen. Oft in solche, in die andere Leute nicht gehen. Das mache ich, damit diese anderen auch ein bisschen Geld verdienen können. Und es ist keineswegs so, dass meine bevorzugten Lodgen etwa weniger komfortabel sind. Häufig ist das Gegenteil der Fall. Man sieht den Herbergen von außen nämlich nicht an, wie gut die Küche ist, wie der Ofen brennt oder ob er womöglich rußt. Und es ist auch nicht sichtbar, wie warm der Aufenthaltsraum wird oder ob die, welchen keinen Platz am Ofen ergattert haben, wie die Schneider frieren müssen. Das muss man getestet haben.

Sherpaküche

Ein originale mit Yakmist betriebene Sherpaküche sieht man heutzutage immer seltener. In den Lodgen wird häufig mit Gas oder Kerosin gekocht. Die Dame rechts übrigens ist die Witwe mit Lodge und sozusagen eine Freundin.

Dieses Verhalten schätzen die Leute hier. Und eine Besitzerin so einer „anderen“ Lodge traf mich in Khumjung. Sie erkannte mich schon von weitem. Eine sehr tapfere Frau. Sie hat ihren Mann an den Everest verloren und musste fortan ihre beiden Kinder allein durchbringen. Ihre Lodge in Gokyo ist klein aber gemütlich. Sie rief meinen Namen und freute sich wirklich aufrichtig, mich zu sehen. Und sie lud uns alle, also Kubir, meine neun Gäste, Chopi, einen unserer Träger, der uns auch noch begleitete und mich zu sich nach Hause zum Tee ein. Und das besondere daran war, dass sie schon sechs andere Gäste hatte.

Sechs Mönche hielten gerade eine Puja ab, weil die Schwester ihres verunglückten Ehemannes verstorben war. Eigentlich nicht gerade ein freudiger Anlass. Aber die Sherpas haben dazu ja eine völlig andere Einstellung als wir. Man bittet mit einer solchen Puja unter anderem für eine günstige Wiedergeburt. Warum sollte das traurig sein?

Puja

Diese Riesenhörner sind praktischerweise und anders als die Alphörner zusammenschiebbar.

Wir tranken Tee, aßen eine Nudelsuppe und beobachteten die vielen Leute im Haus, welche der Hausherrin mit ihren vielen Gästen zur Hand gingen. Wir durften überall hin, alles anschauen und auch fotografieren. Niemand nahm daran irgendeinen Anstoß. Im Gegenteil, man bat uns sogar darum. Für meine Gäste sicher ein sehr eindrückliches Erlebnis. Eine solche Gelöstheit, eine derartige Gastfreundschaft trifft man bei uns schließlich eher selten.

im Wohnzimmer

Eine typische Sherpawohnung ist im ersten Stock und besteht aus einer kleinen Küche (siehe oben) und einem großen Raum, der als Aufenthalts- und Schlafraum dient. Außerdem befindet sich hier der Gebetsschrein. Im Erdgeschoss befindet sich der Yakstall, also die Heizung des Hauses. Eine andere gibt es nicht!!

Nach fast zwei Stunden sind wir dann weiter zum Kloster gewandert, um den letzten hier noch verbliebenen Yetiskalp anzuschauen und anschließend über Khunde zurück nach Namche abgestiegen und hier direkt in die Bäckerei eingekehrt.

Morgen geht es zu einer weiteren Akklimatisationstour hinauf nach Thamo zu meinen Nonnen und weiter nach Thame, wo wir eine Nacht auf 3850 m verbringen wollen. Übermorgen halten wir unsere Puja im Khari-Kloster in Thamo ab und kehren anschließend noch einmal nach Namche zurück, bevor wir dann endgültig  in die Höhe aufbrechen.

Butterlampe

Ich zünde in Khumjung immer eine Kerze für meine Eltern an. Aber das bin nicht ich sondern Frank. Für wen entzündet er wohl seine Kerze?

 

P.S. Wir sind aus Thame zurück. Und es sind ziemlich extreme Dinge passiert. Ich habe noch nie soviel Schnee in einer Nacht fallen sehen. Es schneit seit 30 Stunden ununterbrochen. Mehr dazu in der nächsten news.

Dachschaden

Siehe dazu den Kommentar von Helfried. Wir werden hier in unserer Gruppe einen Spendenaufruf starten. (Foto: Helfried Lohmann)

 

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8 Antworten

  1. Dirk Juling sagt:

    Schnee ist nicht so gut, Dauerregen wäre schlechter, die Schuhe müßen Wasserdicht sein, impregnieren in Namche???
    Ich hatte dieses Problem vor einem Jahr….
    Errinerungen werden wach bei den Bildern, irgendwann muß ich da wieder hin.
    Habe Wetter geguckt, Dienstag und Mittwoch wieder sonnig und klar und kalt bei Euch. Also schnell ran an den Ofen und morgen früh Kaiserwetter auf dem Dach der Welt!!!!!
    Gruß Dirk

  2. Veronica sagt:

    Was für ein tolles Erlebnis: ihr alle in dieser Sherpa-Wohnung!

  3. Vera sagt:

    Hallo Wolfgang Tolle Bilder u.berichterstattung alle verfolgen eure Tour und wünschen viel Erfolg bei den abendteuer

  4. Helfried sagt:

    Hallo Olaf und der Rest der Gruppe,
    mein Spaziergang hat mich nach Khumjung geführt und ich bin wohl auf. Hier funktioniert nirgendwo Mobilfunk und der Besitzer der einzigen Lodge mit Internet war lange weg, so dass ich mich nicht eher melden konnte.
    Auf dem Spaziergang bin ich mit zwei Sherpas ins Gespraech gekommen und sie haben mir geholfen, den Weg zu finden und sind für mich einen Umweg gelaufen. Zwischenzeitlich erzählte mir Tashi (so heisst einer meiner Begleiter), das er auf dem Weg von Monjo hier her nach Khumjung ist, seinem Cousin zu helfen, weil dessen Haus unter der Schneelast „demaged“ ist. Da ich ja auf unserem Faulenz-Tag Zeit habe, und die beiden Sherpas mir geholfen haben, habe ich ihm angeboten beim Aufräumen zu helfen.

    Tatsaechlich ist das Dach zu 2/3 unter der Schneelast zusammengebrochen (zum Glück nur dieses in diesem Dorf). Nach einer Stunde Schneeschüppen und nachdem nach und nach weitere Helfer kamen, habe ich mir dann gesagt, das meine Hilfe beim Schneeschueppen sicher gut ist, aber vielleicht ist es hilfreicher, wenn ich und vielleicht noch ein paar „Bekannte“ aus unserer Gruppe mit etwas Geld weiter helfen. Mein Begleiter machte sich also mit mir auf den Weg, um Internet im Dorf zu finden, aber es ging zunaechst nicht. Im Gespraech stellen wir noch fest, das das kaputte Haus einem Verwandten von der Frau gehoert, bei der wir Vorvorgestern bei der Puja eingeladen waren. Und auch die Köchin bei der Puja habe ich bei den Helfern wieder getroffen, es ist halt ein Dorf.
    Dann habe ich mich vor Dunkelwerden wieder auf den Weg gemacht, und habe 1000 Rupien (10 €) als Spende für den Hausaufbau da gelassen, wofür Kagi Doma Sherpa schon sehr dankbar war. Vielleicht haben ja noch mehr Menschen Lust zu spontaner Hilfe. Ich würde morgen früh auf dem weiteren Weg dort vorbei gehen und das Geld abgeben.

    Viele Gruesse, bis ich nacher wieder nach Namche ueber den Berg komme.
    Helfried

    • Olaf Rieck sagt:

      Ich gebe natürlich auch was, obwohl das kaputte Dach natürlich viel damit zu tun hat, dass man einfach versäumt hat, es vom Schnee zu beräumen, wie ganz viele andere es gemacht haben…

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