All In

Es gibt Kommandos, die hörte ich in den beiden vergangenen Tagen ungern. Zum Beispiel „All in“! Das bedeutet die Simulation eines Notfalles, bei dem Falk und ich aus irgendeinem Grund zu gleicher Zeit gekentert waren und uns nun gegenseitig retten sollten. Schon unangenehm genug, wenn einer allein ins Wasser musste.

Es geht verblüffend gut, wenn man weiss wie es geht. Wissen, was man tun kann und dann üben, üben, üben...

Es geht verblüffend gut, wenn man weiss wie es geht. Wissen, was man tun kann und dann üben, üben, üben…(Foto: Peter Nicolai)

Es war jedes Mal eine Überwindung, absichtlich zu kentern und sich dann im Wasser mit dem Kopf nach unten aus dem Boot zu befreien. Und manchmal nahm uns Peter das auch ab und kippte uns dann ganz ohne Vorwarnung um. Er hielt uns wirklich in Trab! Also beide ab ins Wasser!

Peter ist mit seinem Boot verwachsen. Es ist schier unglaublich, wie er mit seinem Boot umgehen kann. Und er ist ein großartiger Lehrer. Diese Empfehlung von Falk Bruder traf ins Schwarze.

Peter ist mit seinem Boot verwachsen. Es ist schier unglaublich, wie er damit umgehen kann. Und er ist ein großartiger Lehrer. Diese Empfehlung von Falk Bruder traf ins Schwarze.

Wir waren bei Peter Nicolai in Rosenhagen nahe Lübeck, um das Seekajakfahren zu lernen, oder besser ausgedrückt, zu erfahren, was wir alles noch lernen sollten. Und das ist gleich aus zwei Gründen sehr aufschlussreich. Erstens, weil Peter sicher einer der erfahrensten Kajakfahrer ist, die es in Deutschland gibt. Wir hatten ihn anderthalb Tage ganz für uns und wollten diese Zeit so effektiv wie möglich nutzen.

Techniktraining vor dem Spiegel. Effektiv zu paddeln spart viel Kraft und schont den Rücken.

Techniktraining vor dem Spiegel. Effektiv zu paddeln, spart viel Kraft und schont den Rücken.

Aufschlussreich ist dieses persönliche Coaching aber vor allem auch deshalb, weil es speziell mir die doch etwas schmerzliche Erkenntnis vermittelt hat, dass ich über das Seekajakfahren buchstäblich nichts weiss.

Diese missglückte Paddelstütze endet gleich mit dem Kopf unter Wasser.

Diese missglückte Paddelstütze endet gleich mit dem Kopf unter Wasser. (Foto: Falk Liebstein)

Ich dachte ja, dass ich schon gewisse Vorkenntnisse mitbringe. Schließlich kann ich auf drei ausgedehnte Kajakexpeditionen in Alaska und Spitzbergen verweisen. Doch wenn ich nun nach dem Wissen der vergangenen Tage daran denke, wie wir damals losgezogen sind, dann wird mir heute noch schlecht. Diese Unbeschwertheit von damals wird es jedenfalls nicht wieder geben. Aber das ist auch gut so.

Eine sehr effiziente Methode ist den gekenterten ins Boot zurück zu schöpfen. Verhält sich der zu Rettende richtig, geht dass sogar recht einfach.

Peter zeigt hier eine sehr effiziente Methode, den Gekenterten zurück in sein Boot zu holen. Er schöpft ihn sozusagen hinein. Verhält sich der zu Rettende richtig, geht dass sogar recht einfach. Der Nachteil ist, dass das Boot anschließend voll Wasser ist und mühsam ausgepumpt werden muss.

Nun sind wir vor allem besser gegen Notfälle gewappnet. Wir lernten zwar auch, wie richtig gepaddelt wird, wie man auf der Welle surft oder sich in der Brandungswelle verhält. Doch der Schwerpunkt lag auf dem Umgang mit Problemen. Wie steuern wir das Boot, wenn das Ruder ausfällt? Was können wir machen, wenn einer von uns nicht mehr kann oder verletzt ist? Und vor allem wie kommen wir nach einer Kenterung wieder ins Boot?

Bei einer anderen Methode wird zuerst das Boot gewendet und das Wasser ausgeschüttet. Auch das geht deutlich besser als gedacht.

Bei einer anderen Methode wird zuerst das Boot gewendet und das Wasser ausgeschüttet. Auch das geht deutlich besser als gedacht. Anschließend wird das Boot für den Wiedereinstieg stabilisiert. Der Mann im Wasser umklammert solange den Bug vom Kajak des Retters. (Foto: Peter Nicolai)

Gleich mehrere Varianten haben wir durchgespielt: Einer im Wasser, dann beide und zum Schluss habe ich auch noch gelernt, was zu tun ist, wenn man sich selbst ganz ohne Beistand wieder zurück ins Boot retten muss. Das funktioniert mit Hilfe eines Schwimmkörpers, der über das Paddelblatt gestülpt wird, sogar ganz gut. Doch auch hier müssen wir vor allem üben!

Mit diesem Schwimmkörper, der über das Paddelblatt gestülpt wird, stabilisiert man sich selbst. Mit ein bisschen Übung funktioniert auch das erstaunlich gut. Allerdings kentert man ja nicht bei Flaute. Das bleibt immer im Hinterkopf.

Mit diesem Schwimmkörper kann der Gekenterte sich selbst stabilisieren. Allerdings kippt man ja nicht bei Flaute um. Das bleibt selbstverständlich immer im Hinterkopf. (Foto: Falk Liebstein)

Nun bin ich auch nicht mehr ganz so unruhig, wenn ich daran denke, dass ich in den kommenden Tagen rund um Rügen mutterseelenallein unterwegs sein werde. Falk kommt nicht mehr angeschwommen, wenn ich im Wasser Hilfe brauche. Dennoch ist es natürlich sehr effektiv, diese lange Tour gleich im Anschluss an diesen Kurs zu machen. Ich kann nun jeden Tag trainieren, was ich gelernt habe. Aber ich werde Falk und Peter neben mir vermissen. Soviel steht fest.

Mein Team in den beiden vergangenen Tagen. Vielen Dank an Peter, der uns viel mehr gezeigt und gemacht hat, als ich erwartet habe. Und danke auch an Falk der mich mindestens ein halbes Dutzend Mal aus dem Wasser gezogen hat :-)

Mein Team in den beiden vergangenen Tagen. Vielen Dank an Peter, der uns viel mehr gezeigt und mit uns gemacht hat, als wir erwarten durften. Und danke auch an Falk, der mich mindestens ein halbes Dutzend Mal aus dem Wasser ziehen musste 🙂

 

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2 Antworten

  1. Thomas Schmidt sagt:

    Das klingt alles super gut – ganz nach Olaf ^^
    Hast dir also diese Tour „verdient“, grüß die Kreidefelsen…
    MfG, Thomas

  2. Veronica sagt:

    Viel Erfolg und viel Spaß bei der Rügen-Umrundung!

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