Himmel und Hölle
Was macht eigentlich ein Klettergebiet für einen eingefleischten (Sport-) Kletterer zu etwas besonderem? Für die allermeisten heutzutage bombenfester Fels, alle paar Meter ein blinkender, nagelneuer Bohrhaken, kettengesicherte Umlenker an eingeklebten Schwerlastankern, nahezu das gesamte Jahr schönes Wetter und natürlich unendlich viele Routen und Schwierigkeitsgrade. Nach dieser Einordnung wäre unsere Sächsische Schweiz allerdings die Klettererhölle.
Dass ich das so nicht sehe, wissen alle, die mich kennen. Wegen ihrer Tradition und der daraus resultierenden Ernsthaftigkeit liebe ich die Sächsische Schweiz so sehr. Und nicht umsonst gilt unser kleines Elbsandsteingebirge als das schönste ausseralpine Klettergebiet Europas.
Aber nichtsdestotrotz genieße ich es umso mehr, wenn ich ab und zu auch mal im Kletterhimmel sein darf.
Und so ein Paradies, in dem man nicht ständig angestrengt darüber nachdenken muss, wo man einsteigen könnte, oder was man lieber besseren überlassen sollte, wäre angeblich Sardinien. Ich hatte inzwischen eine Menge Schwärmerei zu dieser Insel von vielen Leuten gehört, dass ich das unbedingt einmal selbst überprüfen wollte. Und nötig habe ich es sowieso. Es musste in diesem Jahr unbedingt noch einmal so eine Art Trainingslager geben nach wieder vielen versäumten Kletterwochen im Sommer: Seekajakschule bei Peter Nicolai, Paddeltraining, Rügenumrundung, gleich zwei Mal Mont Blanc.
Nach fünf Klettertagen bin ich nun auch unter den Schwärmern, denn hier gibt es buchstäblich für jeden Geschmack das passende. Sogar für einen abenteuerhungrigen Elbsandsteinkletterer.
Besonders angetan hatte uns nach der Kletterführerlektüre der Südwesten der Insel. Große Wände direkt über dem Meer mit tollen, gut abgesicherten Mehrseillängenrouten im siebenten und achten Grad (UIAA) waren genau das, was wir suchten. Dazu kommen hier zu dieser Jahreszeit fast schon Einsamkeit und der Pan di Zucchero!
Als erstes haben wir uns an einigen leichteren Superklassikern dieses Gebietes eingeklettert. Ein solcher ist „Supergulp“ (7-). Diese Route ist geradezu exemplarisch für die Wände am Castello dell`iride. Man klettert in senkrechten oder überhängenden 40 – 50 Meter hohen Wänden an Schuppen, Leisten und vor allem Tropflöchern.
Schon am nächsten Tag wagten wir uns in eine der größeren Routen der Scogliera di Porto Flavia. Sechs gleichmäßig schwere Seillängen im oberen siebenten Grad. Die längste Route im ganzen Gebiet, fast 200 Klettermeter. Schon der Zustieg zum Einstieg direkt über der Brandung war ein kleines Abenteuer. Aber einen Nachteil hatte das ganze dann aber doch. Diese Route wird kaum noch zu toppen sein. Es sei denn, wir könnten irgendwie zum Pan di Zucchero gelangen.
Der Pan di Zucchero ist eine felsige Insel direkt gegenüber des Porto Flavia. Dort sollte es eine spektakuläre Route an der Südkante geben, die fast genau am höchsten Punkt der Insel aussteigt. Doch wie dorthin gelangen? Und vor allem wie kommt man aus dem Boot zum Einstieg? Dass die erste Seillänge vom Boot aus gesichert werden könnte, erschien mir ausgeschlossen, denn hier gibt es fast immer eine Brandung. Wer würde für uns schon sein Boot riskieren? Eigentlich hatten wir die Hoffnung, dort zum Einstieg in diese Route zu kommen, schon aufgegeben. Doch dann trafen wir auf Matteo…
Nu lässt du uns aber neugierig zurück: auf dem wunderschönen Bild ist eben die Route ja nicht zu sehen…
Habt noch ganz viel Spaß!
Das war der Plan 🙂
Superschöne Bilder! Und ich bin gespannt, was der Matteo mit euch vorhat 🙂
Das zu sehen und zu lesen freut mich ganz besonders, Hut ab und noch viel Spaß bei tollem Wetter wünsch ich euch!!!
Ganz liebe Grüße.
Ich beneide Euch wohlwollend.
Freundliche Herbstgrüße