Alpen hoch vier
Insgesamt fast vier Wochen verteilt auf vier Besuche durfte ich in diesem Sommer in den Alpen sein. Und das Besondere daran ist, ich hatte das Glück, dort in diesem verregneten Sommer auf durchgängig schönes Wetter zu treffen. Und beim letzten Mal in der vergangenen Woche war uns das Wetterglück ganz besonders hold. Das alljährliche Alpentraining mit einigen meiner Nepalgäste stand auf dem Programm.
Viele halten die sogenannten „Trekking Peaks“ in Nepal für technisch leicht und objektiv sicher. Das sind die meisten zweifellos auch, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Eisriesen des Himalaya. Allerdings im Vergleich zu den Viertausendern der Alpen gilt vor allem eines: Die Besteigung der Berge im Himalaya BEGINNT sehr oft auf einer Höhe, die schon hunderte Meter oberhalb der Gipfelhöhe des Mont Blanc liegt. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.
Die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die notwendig sind, einen Himalaya-Riesen erfolgreich zu bezwingen, also das sichere Gehen im moderaten Klettergelände auf Steigeisen, der Umgang mit dem Pickel und der Steigklemme (Jümar), das Abseilen am einfachen Halbseil und das richtige Verhalten am fixierten Seil müssen hundertprozentig beherrscht werden. Hundertprozentig bedeutet auch bei großer Kälte mit Handschuhen, bei Sturm, schlechter Sicht oder einem Notfall und natürlich bei sehr großer, womöglich nie gekannter Erschöpfung.
Dazu benötigt man Übung. Das Abseilen und die Benutzung der Steigklemme sowie das Verhalten am Fixseil könnten wir vielleicht in der Sächsischen Schweiz oder auch an künstlichen Kletteranlagen üben. Allerdings unterscheiden sich die äußeren Bedingungen dann in der Regel sehr deutlich von dem, was wir im Himalaya vorfinden werden. Das Gehen auf Steigeisen und der Umgang mit dem Pickel allerdings lässt sich nur schwerlich auf dem Elbsandstein trainieren. Das würde sicher auch den Sächsischen Kletterregeln widersprechen 😉
Seit dem Jahr 2003 ist ein solches Training für meine weniger geübten Gäste obligatorisch. Unser Stützpunkt ist das Taschachhaus im Pitztal. Hier finden wir auf dem Taschachgletscher ein nahezu ideales Übungsgebiet für das Bergsteigen im Eis. Zwei Tage lang werden wir Fixseile an steilen Passagen des Gletschers verlegen und an ihnen mit Jümar und Abseilacht trainieren, Fixpunkte auf- und wieder abbauen, die Spaltenbergung erlernen, das Gehen auf den Steigeisen und den Umgang mit dem Eispickel üben und eine kleine Bergwanderung machen. Am Abend schauen wir uns die gängigsten Knoten auf der Hütte an.
Unsere kleine Bergwanderung auf den Hinteren Brunnenkogel wartet buchstäblich mit fast allem auf, was so ein Alpengipfel an Untergründen zu bieten hat!
Die Resonanz meiner Gäste auf diese vier Tage ist immer äußerst positiv. Nicht nur, dass alle viel lernen und nun gut vorbereitet in ihr Abenteuer Himalaya gehen können. Schwierige Situationen braucht jetzt niemand mehr zu fürchten. Darüber hinaus lernen wir uns sehr gut kennen und haben immer viel Spaß miteinander. Und anschließend weiß jeder auch, woran er noch arbeiten muss, um den großen Berg im Himalaya bezwingen zu können.
Das wichtigste aber ist, dass wir unserem großen Ziel den nötigen Respekt entgegen gebracht haben und nun mit gutem Gewissen losfahren können. So bleibt mir nur zu hoffen, dass zukünftig noch mehr meiner Gäste diese Möglichkeit, sich auf ihren großen Berg so gründlich vorzubereiten, nutzen werden.
Wolfgang immer vorne weg. Da werde ich richtig neidisch. Zuerst Mario und jetzt Wolfgang, ich glaube, ich bin auch bald wieder reif für Nepal. Wie immer tolle Bilder. Vielen Dank. Ich bin schon sehr gespannt auf deine Shivling Expedition. Viele Grüße Frank.