Tödliches Risiko
Nach unserem Gipfelversuch am Donnerstag brauchten wir einen Ruhetag, an dem wir unsere Wunden geleckt und versucht haben, unsere Enttäuschung zu verarbeiten. Und natürlich war dieser Freitag der Höhepunkt unserer Schönwetterphase.
Nach unserem Gipfelversuch am Donnerstag brauchten wir einen Ruhetag, an dem wir unsere Wunden geleckt und versucht haben, unsere Enttäuschung zu verarbeiten. Und natürlich war dieser Freitag der Höhepunkt unserer Schönwetterphase.
Ein Jahrhundert-Wetterfenster sollte es werden. Geworden sind es zwei halbwegs gute und ein sehr guter Tag. Wahrscheinlich muss man drei solcher Tage hier tatsächlich so nennen.
Auf Feuerland am Monte Sarmiento zu sein, hat womöglich sogar etwas künstlerisches. Die Kunst besteht darin, allem, selbst den widrigsten Umständen, noch etwas Gutes abzugewinnen.
Eigentlich wäre jeden Tag eine Fünf-Seiten-News fällig, wollte ich all das Erlebte aufschreiben. Und genau diese Tatsache bringt die Faszination einer solchen Reise auf den Punkt. Die Erlebnisdichte ist atemberaubend.
Die erste Etappe auf dem Weg zum Monte Sarmiento liegt hinter uns. Und es war irgendwie anders als erwartet.
Heute Abend geht es tatsächlich so richtig los. Wir fahren mit dem Auto und unseren Kajaks noch ein Stück auf der Straße in Richtung Süden und schlagen dann am Straßenende unsere Zelte auf. Hier werden wir auf das Begleitboot warten, welches spätestens am Morgen des dritten Januar dort eintreffen soll bzw. wird 😉
Das wären wir wirklich, wenn wir Sebastian und Cristian nicht hätten. Ohne profunde Spanischkenntnisse und ohne sich in die Mentalität der Leute hier einfühlen zu können, wären wir vollkommen chancenlos, den Behördenwust zu stemmen. Und so können wir uns sehr glücklich schätzen, diese beiden Jungs überhaupt auf unserer Seite zu wissen.
Wer öfter so unterwegs ist wie ich, kennt diese Aufgeregtheiten beim Fliegen: Wenn man zum Beispiel mit viel mehr Gepäck als erlaubt einchecken muss und sich auf die endlosen Diskussionen mit der Dame hinter dem Schalter vorbereitet. Oder wenn man sich vor der Handgepäckkontrolle fürchtet, weil man 20 Kilo Technik dabei hat.
Als Weihnachtsüberbrückung sozusagen bis Falk und ich in drei Tagen nach Feuerland aufbrechen, das große Interview für das Kanu Magazin, Europas größtes Magazin für Paddler. Geführt hat dieses Gespräch Falk Bruder. Er ist seit vielen Jahren Redakteur für diese Zeitschrift und einer der kompetentesten Ansprechpartner in Deutschland, wenn es um das Thema Wasserwandern und seine verschiedenen Facetten geht.
Normal ist das nicht. Soviel steht fest. Und schon gar nicht heutzutage. Ralf Gantzhorn ist DER Monte-Sarmiento-Experte auf diesem Planeten. Keiner war so oft dort wie er. Niemand kennt sich an diesem Berg auch nur annähernd so gut aus. Jeden Stein hat er an diesem unglaublichen Gipfel umgedreht. Und deshalb hätte er allen Grund, sein Wissen für sich zu behalten, weil er sich quasi ein Anrecht auf den Gipfel dieses Berges erarbeitet hat. Ich hätte mich jedenfalls nicht gewundert, sähe er das so.
Ich weiss nicht, wie viele es in den vergangenen 25 Jahren gewesen sind. Es müssen hunderte sein. Offensichtlich finden es eine Menge Leute interessant, wie so ein freiberufliches Abenteuerleben überhaupt funktionieren und was man dabei alles sehen und erleben kann. Doch auch ich finde Interviews spannend: Oft genug werde ich gezwungen, über Fragen nachzudenken, die ich mir selber so niemals stellen würde.
Schon seit mehr als 14 Monaten war Ferdinand Magellan (1480-1521) mit seiner kleinen Flotte unterwegs, als er am 21. Oktober 1520 weit im Süden des südamerikanischen Kontinents eine Landzunge umschiffte. Vielleicht nannte er diese Stelle deshalb Kap der Jungfrauen (Kap Virgenes). Nach Westen öffnete sich eine 30 Kilometer breite Einfahrt, die er erkunden ließ.
Menschen ganz allgemein hassen es, all ihres Komforts beraubt zu sein. Immer mehr davon anzuhäufen, ist sogar einer ihrer stärksten Antriebe. Denn ohne ihn ist alles anstrengend, schwierig und unbequem, schon ganz und gar wenn wir ziemlich komfortlos in einer rauen und unbarmherzigen Umwelt bestehen müssen. Aber genau das ist sozusagen die Grundvoraussetzung für ein Abenteuer.
Wenn einer keinen Grund zum Jammern hat, dann ich. Eigentlich müsste ich den ganzen Tag jauchzend und frohlockend durch die Gegend rennen. Aber nach einer solchen Reise wie unsere Perutour eine war, fällt mir das schwer. Denn nachdem man wochenlang zehn Stunden am Tag durch die Pampa trekken und auf Berge steigen durfte, ist man für die Arbeit am Schreibtisch regelrecht verdorben.
Jacob möchte gern das Wort haben. Also soll er es bekommen. Ganz gespannt, was denn nun kommen wird, gebe ich die Admin-Hoheit an dieser Stelle an ihn ab.
Wir hatten sowas von Glück. Seit drei Tagen versuchen wir es zu fassen. Es gibt bei uns kaum ein anderes Thema. Begonnen hat es damit, dass ich ein dringendes Bedürfnis verpürte, aber leider mein UriBag voll war. Ich musste also aus dem Zelt raus. Die Uhr zeigte Drei, und das erste was ich außer diesem unschönen Umstand bemerkte, war die Stille.
Ist es Zufall, dass wir tagelang strahlendes Wetter hatten? Und genau heute, da wir wieder im 5400 m hoch gelegenen Gipfellager am Alpamayo eingetroffen sind, schneit es schon den ganzen Tag!
Das hat schon was. Wir kommen von den Bergen runter und haben erst einmal ein, zwei Tage zum Wäschewaschen, Duschen, Essen in Caraz. Gestern sind wir noch für einen Tag mit dem Collectivo nach Huaraz gefahren, um einzukaufen und frisches Geld zu besorgen. Das war uns inzwischen ausgegangen.
Dieser Beschluss, zumindest zum Bergschrund aufzusteigen erwies sich als goldrichtig. Es war ein prächtiger, wolkenloser Morgen mit strahlendem Sonnenaufgang. Ich bekam ein immer besseres Gefühl. Einen Versuch an einem Tag, der so verheißungsvoll einlud, konnte nicht verkehrt sein. Zumindest versuchte ich mir, das einzureden.
Außer uns biwakierte hier im Hochlager noch eine zweite Seilschaft. Ein Russe und ein Kanadier. Als die beiden aufbrachen, war es kurz nach Ein Uhr mitten in der Nacht. Wieso so zeitig? Erst gegen Sechs kommt das Licht.
Wir sind schon irgendwie verunsichert durch das ganze Gerede und natürlich die Unfälle. Also haben wir uns zu zwei Aktionen entschlossen, die wir gestern und heute auch durchgezogen haben. Erstens wollten wir hier oben einen langen Atem haben, um auf bessere Verhältnisse solange warten zu können, wie nötig.
Gestern sind wir zum Lago Paron gefahren und von dort aus ins Basislager des Artesonraju aufgestiegen. Hier erwarteten uns, die Bedingungen an unserem Berg betreffend, viele schlechte Nachrichten. Aber wir wollten uns an diesem Abend unsere Laune einfach nicht vermiesen lassen.
Zwei andere Gruppen befanden sich vorgestern (10. Juli) außer uns noch im Hochlager. Und bei denen begann es schon mitten in der Nacht, so gegen ein Uhr zu rumoren. Die eine Gruppe wollte auf den Quitaraju, die andere, drei Amerikaner und ihr peruanischer Climbing Guide, auf den Alpamayo. Nach einer kurzen Beratung von Schlafsack zu Schlafsack entschlossen wir uns, liegen zu bleiben. Wir wollten einen weiteren Tag warten.
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