Kategorie: Expeditionsvorbereitungen
„Wer schreibt, der bleibt“. Dieses alte Sprichwort trifft momentan andersherum besser den Kern der Sache hier an meinem Schreibtisch. Denn eigentlich wäre ich seit Sonntag in den tief verschneiten Hohen Tauern unterwegs und würde gefrorene Wasserfälle hinauf klettern. Statt dessen muss ich aus bekannten Gründen zu Hause bleiben und schreiben, also aus der Not eine Tugend machen, denn es gibt Neuigkeiten: Die wichtigste zuerst: Wir planen einen zweiten Anlauf für die Premiere der neuen Multivisionsschau über die erfolgreiche Hidden Peak Expedition in Pakistan, die ich ja coronabedingt im vergangenen Oktober absagen musste.
Manchmal zweifele ich an mir. Bin ich vielleicht ein hoffnungslos Gestriger? Einer, der den Anschluss verlieren wird? Kluge, junge Leute meinen, die totale Digitalisierung unserer Lebens- und Arbeitswelt würde vieles, ja alles besser, schneller, leichter werden lassen.
Es gibt immer so einen Punkt bei den Vorbereitungen eines neuen Projektes, wo ich das Gefühl bekomme, dass uns bei der Realisierung unserer Pläne nun nichts mehr aufhalten kann. Was natürlich ganz und gar nicht stimmt. Ein kleiner Kletter- oder Autounfall, eine kleiner bösartiger Tumor, oder was auch immer und schon ist nicht nur das nächste Projekt im Eimer. Sich das immer einmal vor Augen zu führen, halte ich für ziemlich wichtig.
Am liebsten würde ich mich bei jedem einzelnen persönlich bedanken! Dann könnten sie sehen, wie ernst ich das meine. Denn manche von meinen treuen Grußpostkartenkäufern helfen mir seit der Expedition 1999 an die Nordseite des Cho Oyu, zu der wir das erste Mal eine Grußpostkartenaktion angeboten haben. Ich kenne ihre Namen und Adressen schon lange auswendig. Und ganz besonders gilt das für Euch, die Ihr viel mehr als 7 Euro überwiesen habt. Vor allem meinen beiden Mitsreitern Jacob und Sven habt Ihr damit sehr geholfen, denn für die beiden ist es ein kolossaler Kraftakt, die fast 8000 Euro aufzubringen, die jeder von uns für den Shivling berappen muss:...
Ein nicht eingeweihter Mensch würde sich vermutlich wundern und vielleicht ein wenig desillusioniert sein, wenn er wüsste, wieviel Zeit wir auf einer Expedition mit profaner Packerei verbringen. Viele Tage machen wir buchstäblich nichts anderes. Aufwendige Reisen in exotische Länder zu faszinierenden Berggestalten beginnen immer mit einer Kauf – und Packorgie. Und dabei müssen wir uns mehr Gedanken machen, als man meinen sollte.
Das 4063 m hohe Ober Gabelhorn gehört angeblich zu den fünf anspruchsvollsten Viertausendern der Schweiz. So steht es zumindest geschrieben. Selbst auf der Normalroute über den Nordostgrat wäre seine Besteigung ein anspruchsvolles Unternehmen.
Bergsteigen ist ein Glücksspiel. Alles ist zum einen vom Wetter und zum anderen von den Bedingungen am Berg abhängig. Man muss also ein Improvisationstalent sein, um aus den vorgefundenen Verhältnissen irgendwie das Beste zu machen.
Das ich das noch erleben darf: Ich bin in Zermatt! Das Wetter ist perfekt und so soll es auch noch einige Tage bleiben. Ich habe mit Sven einen hochmotivierten und sehr konditionsstarken Partner an meiner Seite und unser „Basislager“ ist das Viereinhalb-Sterne-Hotel Matthiol.
Jeder der mich kennt, weiß, dass ich ziemlich schnell und sehr intensiv ins Schwärmen gerate, wenn es um großartige Landschaften geht. In meinen Vorträgen kann man das regelmäßig erleben. Aber ich stehe zu dieser schwärmerischen Ader. Und manchmal ist es völlig unmöglich, sich nicht heillos zu begeistern. Ganz besonders ging mir das auf dem Baltoro-Gletscher in Pakistan so.
Es gibt Berge, die brennen sich sehr gründlich ins kollektive Gedächtnis. Zumindest bei bergbegeisterten Menschen. Weil sie entweder besonders hoch, extrem steil, schwer besteigbar, gefährlich oder einfach sehr schön sind. Letztere vereinen dann nicht selten all diese Eigenschaften. Ich werde oft gefragt, was einen Berg außergewöhnlich machen würde.
Nach der Expedition ist vor der Expedition. Die zurückliegende Reise wird nach- die zukünftige vorbereitet. Ein Dauerzustand seit einem Vierteljahrhundert. Die Auswertung der Feuerlandexpedition ist jetzt allerdings an einem besonders befriedigenden Punkt angelangt. Der Vortrag ist fertig!
Zugegeben. Wir haben uns diesmal wirklich sehr schwer getan. Und sicher ist das auch gut so. Denn eines steht ja fest. Ein gemeinsames Ziel zu finden, mit dem sich jeder einzelne eines Teams von vier Leuten zu 100 % identifizieren kann, ist sicher fast unmöglich. Immer gibt es Vorbehalte, Bedenken, gute Argumente dagegen. Beim Hidden Peak waren diese zu zahlreich und außerdem sehr stichhaltig. Doch nun ist es vollbracht. Ein großartiges neues Ziel ist gefunden.
Das bin ich wohl. Denn ich kann mich so gar nicht damit anfreunden, im Internet einzukaufen. Ich möchte die Dinge, für die ich meist viel Geld ausgeben will, nicht nur sehen sondern unbedingt auch anfassen. Und ich schätze es sehr, mir Ratschläge von Leuten einholen zu können, die mehr wissen als ich.
Er kommt mir mit schöner Regelmäßigkeit in den Sinn. Immer wieder. Einen Anlass dafür braucht es nicht. Es fühlt sich wie eine offene Schuld an. Meinen Frieden bekomme ich erst, wenn sie beglichen ist. Der 8080m hohe Hidden Peak im pakistanischen Teil des Karakorum ist so eine unbezahlte Rechnung. Zwei Mal schon musste ich an ihm umkehren.
Normal ist das nicht. Soviel steht fest. Und schon gar nicht heutzutage. Ralf Gantzhorn ist DER Monte-Sarmiento-Experte auf diesem Planeten. Keiner war so oft dort wie er. Niemand kennt sich an diesem Berg auch nur annähernd so gut aus. Jeden Stein hat er an diesem unglaublichen Gipfel umgedreht. Und deshalb hätte er allen Grund, sein Wissen für sich zu behalten, weil er sich quasi ein Anrecht auf den Gipfel dieses Berges erarbeitet hat. Ich hätte mich jedenfalls nicht gewundert, sähe er das so.
Nun sind sie weg. Die erste große Hürde bei der Vorbereitung unseres Feuerlandprojektes ist übersprungen. Und jetzt gibt es auch kein Zurück mehr. Die Boote sind heute in ihre große Luxuskiste gekommen und werden übermorgen nach Hamburg kutschiert. Dort gehen sie auf den Frachter. Und wenn alles planmäßig läuft, treffen sie am 22. Dezember am anderen Ende der Welt in Punta Arenas ein.
Zuerst die wirklich gute Nachricht. Wir haben die Boote schon so gut wie in Punta Arenas. In der dritten Oktoberwoche werden sie abgeschickt. Alle Unkenrufe zu diesem Thema sind untersagt. Denn ich glaube fest daran, dass wir nun auch diese wichtige Hürde auf dem Weg zu unserem Traumberg überwunden haben.
Nun ist sie vollendet, die 220 Kilometer lange Umrundung Rügens in meinem Prijon-Kajak. Doch nicht dass ich mich jetzt für unser Abenteuer Magellanstraße auf dem Weg zum Monte Sarmiento gewappnet fühlen würde. Eher im Gegenteil. Zwei Mal bin ich gekentert und sah keineswegs gut dabei aus.
Es gibt Kommandos, die hörte ich in den beiden vergangenen Tagen ungern. Zum Beispiel „All in“! Das bedeutet die Simulation eines Notfalles, bei dem Falk und ich aus irgendeinem Grund zu gleicher Zeit gekentert waren und uns nun gegenseitig retten sollten. Schon unangenehm genug, wenn einer allein ins Wasser musste.
Wieder ein Stück weiter! Die Ausrüstung für die Anreise per Kajak zum Monte Sarmiento ist vollständig. Endlich haben wir auch die Überlebensanzüge. Bei denen gab es ja das Problem, dass wir vom Hersteller immer wieder vertröstet wurden, weil die von uns favorisierten Anzüge nicht geliefert werden konnten. Irgendwann gab es dann sogar die Auskunft, dass sie in diesem Jahr gar nicht mehr zu bekommen sein werden.
Teil 2 Die Lichtblicke: In den vergangenen Wochen sind wir durch freundliche Menschen, glückliche Zufälle und natürlich das geballte Know-how von 2 x 25 Jahren Erfahrung in der Vorbereitung von aufwendigen Unternehmungen ein ganzes Stück voran gekommen. Zwei wesentliche Umstände habe ich in der letzten news schon erwähnt. Der eine ist die Unterstützung mit Rat und Material durch die traditionsreiche Leipziger Firma Bootsverleih Herold.
Teil 1 Die Probleme: Man kennt das auch aus dem richtigen Leben. Es gibt eine Idee, die Gestalt annimmt und zu einem Plan heranreift. Dann beginnt die Umsetzung dieses Planes. Und nun geht es mit den Schwierigkeiten los. Hartnäckigkeit ist jetzt gefragt. Nur nicht entmutigen lassen. Soweit alles normal. Ein bisschen anders ist die Lage, wenn die Probleme, die es zu lösen gilt, in 15000 Kilometern Entfernung auftreten.
Der Schuster solle doch bei seinen Leisten bleiben, hat meine Mutter immer gesagt. Und der alte Goethe haut in diese Kerbe mit seinem Spruch, dass in der Beschränkung der Meister liege. Und weil sowohl meine Mutter als auch Goethe Recht hatten, müssen wir uns nun ganz verstärkt um das Kajakfahren kümmern, es sozusagen zu unserem Leisten machen!
Genaugenommen sind es sogar zwei. Als erstes ging meine Nepalgruppe für kommendes Jahr am Sonnabend in Borna an den Start. Denn wie jedes Jahr ist nach Nepal vor Nepal. Das traditionelle 1. Kennenlerntreffen war gleich aus zwei Gründen etwas besonderes. Erstens, weil diesmal nicht ich sondern zwei meiner zukünftigen Gästen mich und alle anderen zu sich nach Hause eingeladen hatten.
Nun, ich gestehe! Anstatt fleißig am Computer zu sitzen, um mein Zeug hier in geordneten Verhältnissen so zu hinterlassen, dass in den kommenden sieben Wochen nichts anbrennt, war ich über Pfingsten gleich mal vier Tage klettern. Dafür gibt es aber eine Entschuldigung! Ich liebe es, in der Wärme zu klettern.