Inlandeis

Das patagonische Inlandeis oder Hielo Continentale ist nach den polaren Eisregionen und den Gletscherflächen Grönlands das viertgrößte Eisgebiet der Welt. Zwei ausgedehnte Eisflächen liegen im Zentrum der patagonischen Anden. Mit den abfließenden Gletschern bedeckt das Eis hier eine Fläche von etwa 22.000 km². Alle Alpengletscher zusammen umfassen „nur“ ein Gebiet von 3.500 km².

Der kleine Ort Tortel in Chile, auf der Karte mit der Zahl 1 gekennzeichnet, ist der Ausgangspunkt unserer Expedition 2009.

Das patagonische Inlandeis gehört zu den am wenigsten erforschten Regionen der Erde und ist bis heute eine terra incognita. Deutlich wird das besonders an einer Jahreszahl. Erst 1999 gelingt Chilenen eine Längsdurchquerung dieser Eismasse.

Um zu beschreiben und anschaulich zu machen, was das besondere an diesem patagonischen Inlandeis ist, könnten wir die Beschreibungen heranziehen von den extremen Wetterverhältnissen, die sich wie ein roter Faden durch sämtliche Expeditionsberichte ziehen, die ich gelesen habe. Doch mit phantasievollen Geschichten über enorme Schwierigkeiten auf unseren Touren geizen wir ja alle nicht gerade.

Oben auf dem Plateau war das Vorwärtskommen an Tagen mit guter Sicht und moderatem Wind ein Genuss.

Oben auf dem Plateau ist das Vorwärtskommen an Tagen mit guter Sicht und moderatem Wind ein Genuss.

Es sind die Zahlen, die mich aufhorchen lassen! 1999 die erste Längsdurchquerung? Hat es denn vorher keiner versucht? Und die Chilenen brauchten dazu sage und schreibe 91 Tage! Das Inlandeis hat aber in der Längsrichtung nur eine Ausdehnung von nicht einmal 400 Kilometern! Als Reinhold Messner und Arved Fuchs zehn Jahre zuvor die Antarktis überquerten, waren sie 92 Tage unterwegs allerdings für eine Strecke von 2800 Kilometern! Und selbst zum Nordpol über das extrem schwierig zu überwindende Packeis geht es wohl wesentlich besser voran als in Patagonien. 2005 überwanden John Muir und Eric Phillips in 58 Tagen die 908 Kilometer lange Strecke vom Kap Atrjechewski in Sibirien bis zum Norpol. Es war der absolute Höllentrip. Temperaturen unter minus 40 °, offenes Wasser und schwierigstes Gelände! Trotzdem benötigten sie 30 Tage weniger für eine mehr als doppelt so lange Strecke!

Unser Camp auf dem Plateau des patagonischen Inlandeises in Höhe des Paso Marconi

Camp auf dem Plateau des patagonischen Inlandeises in Höhe des Paso Marconi.

Was ist da los auf dem Inlandeis in Patagonien? Sind die Chilenen Schlappschwänze gewesen? Sicher nicht, denn vor ihnen sind Dutzende an diesem Vorhaben gescheitert, darunter 1996 Arved Fuchs. Es ist tatsächlich das Wetter! Nirgendwo sonst auf dem Globus sind die Verhältnisse derart extrem. Mehr als 300 Tage im Jahr gibt es hier Niederschläge, meistens ist die Sicht gleich Null, und vor allem die gefürchteten orkanartigen Stürme brechen mit Brachialgewalt über die Abenteurer her. Gehen wird dann völlig unmöglich, die Lager werden zerstört, manchmal ist über Wochen ein Vorwärtskommen ganz und gar unmöglich! Doch die wenigen schönen Tage entschädigen für alle Strapazen und das aufreibende Warten auf besseres Wetter. Aus dem Eis ragen unwirkliche Granitriesen hervor, die meisten unerforscht, unbestiegen. Unirdische Wolkenformationen, unwirkliches Licht verzaubern die Landschaft aus Eis. Es ist ein Ort der Extreme in beide Richtungen, also genau das, wonach wir suchen!

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