Alpentraining

Es ist sicher jedes Mal der Höhepunkt bei der Vorbereitung auf eine neue Tour in Nepal: Das Training für den Aufstieg auf den Gipfel des 6189 Meter hohen Island Peak im Eis des Taschachgletschers im Pitztal und die Bergtour am nächsten Tag auf den Hinteren Brunnenkogel. Für mich gilt das jedenfalls uneingeschränkt, denn ich freue mich Jahr für Jahr sehr auf diesen Termin. Und diesmal hatte ich wieder allen Grund dazu. Das ging schon damit los, dass alle pünktlich am Treffpunkt waren und niemand irgendwo im Stau steckengeblieben ist. Da sich die Saison Mitte September so langsam dem Ende zu neigt, war unsere Unterkunft, das Taschachhaus am Fuße des Pitztaler Urkunds, nicht gerade überlaufen. Auch das Wetter ließ an allen vier Tagen, Auf- und Abstieg zur Hütte mit eingerechnet, keine Wünsche offen. Besonders hat mir gefallen, dass gerade eine Kaltfront durchgezogen war und rings herum auf den Bergen frischer Schnee lag.

Meine Gäste für die Nepaltour 2011 auf dem Weg zum Eiskurs auf den Gletscher. Im Hintergrund das sehr komfortable Taschachhaus. Neu ausgebaut, modern ausgestattet und professionell geführt, lässt diese Alpenvereinshütte keine Wünsche offen. Doch vor allem für das gute und reichliche Essen ist diese Hütte berühmt unter den Bergsteigern.

Am ersten Tag geht es in der Regel nach einer Einführung am Ankunftsabend auf das Gletschereis. Hier trainieren wir ganz speziell für die Anforderungen, die der Island Peak an uns stellen wird: Das sichere Gehen auf Steigeisen im Auf- und Abstieg, der Umgang mit dem Pickel, das Abseilen und der Aufstieg am fixierten Seil mit der Steigklemme und vor allem das Queren am Grat ebenfalls am Fixseil. Mein Ziel ist, dass meine Gäste diese Dinge so gut beherrschen, dass auch bei schlechtem Wetter, großer Erschöpfung und Kälte jeder selbständig am Berg handeln kann. Denn eines steht fest: Niemand kann dem Gast an einem solchen Berg die Verantwortung für sich selbst abnehmen. Ich kann meine Gäste am Berg unterstützen und auch den Weg für sie bahnen. Gehen müssen sie ihn aber schon selbst.

Auf unserer Bergtour auf den Hinteren Brunnenkogel hat wirklich alles gepasst. Traumwetter, frisch verschneite Berge und herrliche Fernsicht. Im Hintergrund der nach dem Großglockner zweithöchste Berg Österreichs, die 3768 Meter hohe Wildspitze links und der 3628 Meter hohe Hintere Brochkogel rechts der Bildmitte.

Am zweiten Tag sind wir dann auf den Hinteren Brunnenkogel gestiegen. Mit 3440 Metern liegt er fast genau eintausend Meter höher als das Taschachhaus. Wir mußten also genau so viele Höhenmeter zurücklegen wie am Island Peak auch, falls wir vom Basislager zum Gipfel starten. Für so manchen ist allerdings nach diesem Aufstieg der Gedanke schon sehr beeindruckend, dass diese tausend Höhenmeter, die wir von der Hütte bis zum Gipfel des Hinteren Brunnenkogel steigen mussten, ein Klaks sind, verglichen mit denen am Island Peak. Denn dort liegt das Basislager auf ca. 5150 Metern Höhe, während der Gipfel 6189 Meter misst. Wir sind dort also sage und schreibe rund 3000 Meter höher unterwegs. Tausend Höhenmeter von 2400 auf 3400 oder von 5200 auf 6200  Metern sind ein so himmelweiter Unterschied, dass man ihn gespürt haben muss, ehe man sich ihn vorstellen kann. Trotzdem ist es vor allem auch für mich sehr aufschlussreich, meine Gäste bei diesem Aufstieg auf den Hinteren Brunnenkogel zu beobachten und anschliessend schon ein wenig einschätzen zu können, wie es denn um die Kondition meiner Island Peak-Aspiranten bestellt ist. Und nun weiss ich, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche, denn alle sind fit genug für das große Ziel im nächsten Jahr.

Es war rund herum ein sehr gelungenes Trainingslager, was nach meiner Ansicht eine Menge zur Sicherheit bei unserem Abenteuer am Island Peak beigetragen hat. Apropos Lager! Am heftigsten in Erinnerung bleiben wird mir der letzte Abend, als wir uns alle auf den Lagern von Manuela, Matthias und Jens versammelt haben, um die auf der Bergtour vergessenen Gipfelschnäpse und diverse andere Flachmänner zu leeren. Doch dazu schweige ich jetzt lieber!

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2 Antworten

  1. Andrea J. sagt:

    Gratulation! Ein Team voller Energie und guter Laune, wirklich beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Tour. 🙂
    Viele Grüße von Andrea

  2. Jens K. sagt:

    Hallo Olaf,
    auch für mich als Teilnehmer war das Alpentraining ein großartiger Erfolg. Ich denke, wir passen alle ganz gut zusammen, werden gut harmonieren und haben gut trainiert, wenn auch die Höhe noch gefehlt hat. Der Anfang ist gemacht!
    Zur Verbesserung der „steigeisenfesten Schuhtechnik“ haben wir ja noch ein paar Wochen Zeit und mit dem Seil, dem Eispickel und den Steigeisen hat es ja schon wunderbar geklappt. Und bei dem gezeigten Ehrgeiz werden bis Februar sicher bei Einigen von uns noch ein paar Trainingseinheiten folgen.
    Jedenfalls freue ich mich jeden Tag mehr auf unser Abenteuer-Leben! (:-)
    Beste Grüße an alle!
    Jens

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