Es ist ja nicht so, dass ich ein Einzelkämpfer bin. Ohne mein Team, welches mich in verschiedenen Bereichen unterstützt, wäre ich schon längst verloren. Der tapir zum Beispiel berät und versorgt mich in Ausrüstungsdingen. Dort ist man mit allen Wassern gewaschen, und es gibt kein Problem, welches nicht gelöst werden kann.
Beim Nachdenken über das Vorhaben, einen Berg vom Format des Fitz Roy zu besteigen, hätte mir unten stehendes Zitat von Michel de Montaigne einfallen sollen. Dann wäre mir eine Menge selbst erzeugter Druck erspart geblieben.
Jetzt sitzen wir wieder im Flieger, unsere gemeinsame Reise geht ihrem Ende entgegen. Begonnen hat sie ganz ungewöhnlich im Sommer 2009 in den Dolomiten. Olaf und ich kannten uns flüchtig von einem gemeinsam absolvierten Kurs beim DAV, hatten danach aber keinerlei Kontakt. Bis zum Sommer 2009.
Nachdem wir unseren dritten Versuch am Fitz Roy abgebrochen hatten und wieder im Basislager eintrafen, dachte ich, eigentlich nur noch einen Wunsch zu haben: Schlafen! Ich war sehr müde. Fabian ging es nicht anders, wir hatten uns ziemlich verausgabt. Allerdings stand ja nun noch die Räumung unseres Basislagers an. Ausserdem hatte ich doch noch ein paar andere Wünsche.
Genau diese 7. Seillänge liegt unterhalb des sogenannten „Spider“- Schneefeldes. Dieses Schneefeld ist sehr markant. Es sieht aus wie eine Spinne und ist auf jedem Fitz-Roy-Foto deutlich zu erkennen. Von dort stammte das Wasser, welches über unsere Route schoss.
ist auch vorbei, würde ich sagen. Wir waren zwar fast oben und sind heil wieder unten. Wir hatten auch die ganze Zeit alles unter Kontrolle und haben eine Menge über das Klettern am Fitz Roy gelernt. Doch leider ohne Gipfelerfolg.
Es ist Dienstag, der 28. Dezember kurz nach 8.00 Uhr morgens. Wir sind auf dem Weg hinauf zum Franzosensattel. Wir haben diesmal sämtliche noch übrig gebliebene Hochlagernahrung und auch eine neue Gaskartusche dabei. Wir können jetzt sowohl am Mittwoch einen Versuch in der Route starten als auch noch einen oder zwei Wartetage am Paso superior verbringen, um vielleicht ein weiteres Mal hoch zu gehen.
Ich habe mich auf diese Weihnachtstage hier gefreut, auch wenn ich weit weg von Familie und Freunden bin. Und das mit der Besinnung klappt hier besonders gut. Doch mal ehrlich! Meine Weihnachtsfeste waren bisher diesbezüglich nicht besonders ergiebig.
Zur Zeit haben wir hier das, was alle an Patagonien am meisten fürchten: Eine lange Zeit anhaltend schlechten Wetters. Es regnet und stürmt seit Tagen, und es wird noch zirka eine Woche so bleiben. Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer.
Sofort als wir am Donnerstagabend gegen 22.00 Uhr auf dem Franzosensattel eintrafen, fing ich an, alle paar Minuten auf meinen Höhenmesser zu schauen. Dieser misst den Luftdruck und ordnet ihm eine Höhe zu. Er zeigte 2700 m an. Wenn sich die angezeigte Höhe ändert, dann liegt das daran, dass der Luftdruck sinkt oder steigt. Ich beschwor die Uhr regelrecht.
Nach unserem ersten frustrierenden Versuch am Fitz Roy gab es gestern einen kleinen aber für unsere angeschlagene Psyche umso wichtigeren Erfolg an einem seiner Nachbarn.
Als Fabian die Schneehänge sah, über die wir vorhatten, zum Pass aufzusteigen, war sein Urteil klar. Wäre er im Winter auf Skitour unterwegs, würde er umkehren. Er wollte vernünftig sein, ich wollte das schließlich auch. Doch zwei andere Seilschaften dachten scheinbar gar nicht daran, sich dieses Wetterfenster entgehen zu lassen. Und so war es uns plötzlich gar nicht mehr möglich, zu kneifen.
Immer wenn die Euphorie zu groß wird, kann man davon ausgehen, dass gleiches auch mit der Enttäuschung passiert, falls es anders läuft, als erwartet. Es kündigte sich in den Tagen vor dem heissersehnten Hochdruckgebiet schon an. Denn es schneite am Mittwoch und Donnerstag fast ununterbrochen bis hinunter nach El Chaltén in das wir uns an diesen beiden Tagen geflüchtet hatten.
Wir haben einen neuen Wetterbericht bekommen, und er sieht ziemlich verheissungsvoll aus. Es könnte sein, dass sich am Ende der Woche ein etwas größeres Wetterfenster öffnet. Jedenfalls soll der Luftdruck einen längeren Zeitraum als nur für einen Tag steigen.
So wie es aussieht, wird es keine news von hier geben, in der es nicht um das Wetter geht. Es gibt offensichtlich kein anderes Thema in Patagonien. Trifft man auf andere Kletterer, spricht man über das Wetter. Die erste Frage ist immer die nach der aktuellen Vorhersage.
Der unter Patagonienkennern allseits bekannte Spruch von Reinhard Karl, mit dem ich die vorige news beendet hatte, stimmt auffallend. Wartet der Kletterer in El Chaltén, verbrennt er in den Herbergen und Kneipen zwangläufig sein Geld. Sitzt er stattdessen im Basislager, dann ist das wirklich wie im Kühlschrank. Obwohl wir hier Sommer haben, schneit es ständig und friert nachts. Und selbst wenn die Sonne scheint, bleibt es zumindest im Zelt hundekalt, weil wir ja mitten im Wald unter Bäumen sitzen.
Draussen ist die Hölle los, es stürmt wie verrückt. Eigentlich jagt man heute keinen Hund vor die Tür, und deshalb haben auch wir uns in unserer Hütte in El Chaltén verkrochen und warten auf besseres Wetter. Laut Wetterbericht soll es morgen zumindest weniger windig werden, so dass wir die zweite Last ins Basislager bringen können und dann auch gleich oben bleiben werden.
Gestern sind wir am späten Nachmittag in El Chaltén eingetroffen. Die Busfahrt war herrlich entspannend. Die endlose Landschaft Patagoniens zog an uns vorüber, und die Zeit verging beim Schauen wie im Flug.
Wir sind gestern nach weiteren dreieinhalb Stunden Flug in El Calafate eingetroffen. Heute Vormittag, also in einer guten Stunde, geht es weiter nach El Chaltén. In Buenos Aires mußten wir unser Gepäck aus- und wieder neu einchecken.
Den haben wir gestern gemacht. Derzeit befinden wir uns über dem Atlantik in fast 12000 m Höhe auf dem 13stündigen Flug von Madrid nach Buenos Aires. Von dort geht es weiter nach El Calafate im Süden Patagoniens und dann mit dem Bus wieder viele Stunden zurück in nördliche Richtung nach El Chaltén. Erst übermorgen werden wir dort ankommen.
Nun ist es also soweit. Der Aufbruch zum Fitz Roy steht kurz bevor, und wir beide packen gerade unseren Krempel zusammen. Man sollte meinen, dass dies inzwischen eine leichte Übung sei bei all der Erfahrung diesbezüglich. Aber es ist jedes Mal etwas anderes, weil die Überquerung einer Eisfläche, eine Kajakexpedition, eine Achttausenderbesteigung oder die Kletterei auf den Fitz Roy von der erforderlichen Ausrüstung fast nichts miteinander zu tun haben.
Es gibt verschiedene Zeichen der Zeit: Aufwachsende Kinder, Geburtstage oder Jubiläen. Gestern gab es so ein Zeitzeichen. Im pentahotel ging meine zehnte Vortragspremiere hier in Leipzig über die Bühne, und es war ein wirklich gelungener Abend. Es gibt nichts schöneres, als vor einem großen Publikum zu stehen und zu spüren, wie der Funke überspringt…
Am Wochenende trafen wir uns zum zweiten Mal in Vorbereitung der geplanten Expedition 2012 zum 8068 Meter hohen Hidden Peak im Karakorum. Allerdings haben wir seit dem ersten Treffen im Januar drei Teammitglieder verloren und zwei neue wieder dazu gewonnen. So war das zweite Treffen eigentlich wieder das erste.
Unser letztes Treffen vor der Abreise nach Patagonien fand im Odenwald statt. An dessen nördlichen Rand unweit von Darmstadt ist Fabian zu Hause. Es gab vor allem hinsichtlich unseres Ausrüstungsbedarfes aber auch zur Strategie und Taktik unseres Besteigungsversuches am Fitz Roy noch einigen Diskussionsbedarf. Aber Fabian hatte auch versprochen, dass man im Odenwald ganz vorzüglich klettern kann.
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